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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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wollen – ein Thema, das er meines Wissens noch nie berührt hat, solange er hier weilt. Eigentlich redete er von seiner baldigen Entlassung wie von einer ausgemachten Sache. Ich glaube, wenn ich nicht zuvor mit Harker über diese Angelegenheit gesprochen und die Daten seiner Ausbrüche mit den Briefen verglichen hätte, so hätte ich ihm nach einer kurzen Beobachtungszeit den Entlassungsschein ausgestellt. Wie die Sache aber lag, war ich natürlich äußerst argwöhnisch. Alle seine Anfälle waren in irgendeiner Weise mit der Anwesenheit des Grafen verknüpft. Was bedeutete jetzt also diese Miene absoluter Zufriedenheit? War es denn möglich, dass sein Instinkt den endgültigen Sieg des Vampirs erahnte? Doch langsam! Renfield war selbst ein Zoophagus, und in seinen wilden Rasereien draußen vor der Kapellentür des verlassenen Hauses schrie er immer nach seinem »Meister« – das passte alles sehr gut zusammen.
    Nach einer Weile ging ich wieder, denn mein Freund war mir zu klarsichtig, als dass ich es wagen wollte, ihm zu viele Fragen zu stellen. Am Ende wäre er mir noch ins Grübeln gekommen, und was das für Folgen haben könnte … Ich bin also gegangen. |329| Und da ich seinem ruhigen Verhalten misstraue, habe ich den Pfleger angewiesen, ein wachsames Auge auf ihn zu haben und für alle Fälle eine Zwangsjacke bereitzuhalten.
     
    Jonathan Harkers Tagebuch
     
    29. September, im Zug nach London
    Nachdem ich Mr. Billingtons freundliche Mitteilung erhalten hatte, dass er mir jede in seinem Vermögen stehende Auskunft erteilen wolle, hielt ich es für das Beste, persönlich nach Whitby zu reisen und die nötigen Nachforschungen an Ort und Stelle anzustellen. Meine vordringlichste Aufgabe war es, den Weg der geheimnisvollen Schiffsladung des Grafen bis zu ihrem Ziel in London zu verfolgen, da wir dieses Wissen sicher benötigen werden. Billington junior, ein netter junger Bursche, erwartete mich auf dem Bahnhof und brachte mich zum väterlichen Haus, wo bereits alles für meine Übernachtung hergerichtet war. Sie waren von einer wahrhaft Yorkshire’schen Gastfreundschaft, die dem Motto zu folgen schien: Gib dem Gast alles, was du hast, aber lass ihm seine Freiheit. Alle waren sich bewusst, dass ich sehr beschäftigt war und dass ich nicht aufgehalten werden durfte. Mr. Billington hatte deshalb schon alle Papiere, die den Transport der Kisten betrafen, bereitgelegt. Ich erschrak, als ich einen der Briefe wiedererkannte, die ich auf dem Tisch im Bibliothekszimmer des Grafen hatte liegen sehen, noch bevor ich von seinen teuflischen Plänen auch nur die geringste Ahnung hatte. Alles war offenbar sorgfältig durchdacht und systematisch und genau ausgeführt worden. Der Graf schien sich auf jedes Hindernis vorbereitet zu haben, das sich der Ausführung seines Planes zufällig in den Weg legen konnte. Um einen Amerikanismus zu gebrauchen, »he had taken no chances« 3 , und die absolute Genauigkeit, |330| mit der seine Aufträge ausgeführt worden waren, war die logische Folge der von ihm aufgewandten Sorgfalt. Ich fand die Rechnung und machte mir eine Abschrift davon: »Fünfzig Kisten einfacher Erde zur Verwendung für Experimente.« Auch die Kopie des Briefes an Carter Paterson und die Antwort darauf fand ich; von beiden fertigte ich ebenfalls Abschriften. Das war alles, was mir Mr. Billington an Informationen geben konnte, und so begab ich mich zum Hafen hinunter und suchte die Küstenwache, die Zollbeamten und den Hafenmeister auf. Sie wussten alle etwas über das gespenstische Schiff zu sagen, das schon seinen Platz in der Lokalgeschichte gefunden hat, aber keiner von ihnen konnte der dürftigen Beschreibung »fünfzig Kisten einfacher Erde« etwas Wissenswertes hinzufügen. Als Nächstes ging ich zum Bahnhofsvorsteher, der mich in zuvorkommender Weise mit den Leuten bekannt machte, die die Kisten verladen hatten. Ihre Angaben stimmten mit denen meines Scheines überein, aber sie hatten nichts weiter hinzuzufügen, als dass die Kisten »höllisch schwer« und daher ein »gehöriges Stück Arbeit« gewesen seien. Einer von ihnen ergänzte noch, dass sie bedauerten, nicht von einem so freundlichen Gentleman wie mir beauftragt worden zu sein, da sie eine gewisse Anerkennung in flüssiger Form wohl nötig und eigentlich auch verdient gehabt hätten. Darauf warf der andere ein, dass ihre Anstrengung in der Tat so außerordentlich gewesen wäre, dass der daraus entstandene Durst sich bis zum aktuellen Tage nicht

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