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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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ich denke, wenn wir das vorhandene Material aufgearbeitet und in chronologische Ordnung gebracht haben, ist ein großer Schritt vorwärts getan. Sie haben mir gesagt, dass Lord Godalming und Mr. Morris auch kommen werden – auch für diese beiden sollte das Material bereit sein.« Dr. Seward stellte den Phonographen etwas langsamer ein, und ich begann, vom siebenten Zylinder an alles niederzuschreiben. Ich gebrauchte Karbonpapier und machte von dem Tagebuch drei Durchschläge, wie ich es auch bei den übrigen Aufzeichnungen getan hatte. Es wurde sehr spät, bis ich endlich fertig war. Dr. Seward hatte währenddessen seinen Rundgang bei den Patienten gemacht und war danach wieder zurückgekommen, um sich lesend in meine Nähe zu setzen, damit ich mich während der Arbeit nicht allzu einsam fühlte. Wie rücksichtsvoll er ist – wenn es auf dieser Welt auch Monstren gibt, so sind wir aber zugleich von vielen guten Menschen umgeben. Bevor ich ihn verließ, fiel mir noch ein, was Jonathan seinem Tagebuch über das Erschrecken van Helsings anvertraut hatte, als dieser am Bahnhof in Exeter die Abendzeitungen durchblätterte. Da ich sah, dass Dr. Seward alle seine Zeitungen aufhob, erbat ich mir die »West minster Gazette« sowie die »Pall Mall Gazette« und nahm sie mit auf mein Zimmer. Ich dachte daran, wie sehr uns der »Daily graph « und die »Whitby Gazette«, deren Artikel ich damals ausschnitt, dabei geholfen hatten, die furchtbaren Dinge zu verstehen, die sich in Whitby bei der Landung des Grafen Dracula ereignet hatten. Ich werde also die Zeitungen von diesem Datum an durchsehen, vielleicht bringe ich dadurch ja etwas Neues zutage. Ich bin noch gar nicht müde, die Arbeit wird mir helfen, zur Ruhe zu kommen.
     
    |327| Dr. Sewards Tagebuch
     
    30. September
    Mr. Harker traf um neun Uhr ein. Er hatte das Telegramm seiner Frau erhalten, kurz bevor er von Whitby abfuhr. Ich glaube in seinem Gesicht eine außergewöhnliche Klugheit zu erkennen, auch scheint er voller Energie zu sein. Und wenn sein Tagebuch tatsächlich auf wahren Erlebnissen beruht – in Anbetracht meiner eigenen merkwürdigen Erfahrungen habe ich daran eigentlich keinen Zweifel –, so hat der Mann überdies starke Nerven. Dieser zweite Abstieg zu den Grabgewölben der Burg war ein bemerkenswerter Beweis von Wagemut. Nach der Lektüre seines Berichtes hatte ich jedenfalls einen draufgängerischen Athleten erwartet, nicht aber einen so ruhigen, abgeklärten Gentleman, als der Mr. Harker sich erwies.
     
    Später
    Nach dem Lunch zogen sich Mr. Harker und seine Gattin in ihr Zimmer zurück, und als ich eine Weile später vorbeiging, hörte ich das Klappern der Schreibmaschine. Sie sind fleißig an der Arbeit. Mrs. Harker sagte, dass sie sich bemühten, jedes, auch das kleinste Beweisstück, in die chronologische Ordnung einzufügen. Harker hat den Briefwechsel zwischen dem Adressaten der Kisten in Whitby und den Spediteuren in London ausfindig gemacht. Nun liest er gerade mein Tagebuch in der Übertragung seiner Frau. Ich möchte wissen, was sie darüber denken. Da kommt er …
    Es ist doch merkwürdig, dass mir nie die Idee kam, dass unser Nachbarhaus das Versteck des Grafen sein könnte! Wir hätten es doch aus dem Verhalten des Patienten Renfield schließen müssen. Das Bündel mit Papieren, den Kauf des Grundstücks betreffend, lag bei den Akten. Hätten wir sie nur früher besessen, wir hätten Lucys Leben wohl retten können! Doch halt, solche Gedanken machen uns nur verrückt. Harker ist wieder hinaufgegangen und ordnet sein Material. Er versprach, bei |328| Tisch einen kohärenten Bericht der bisherigen Tatsachen vorlegen zu können, und schlug mir vor, doch inzwischen Renfield zu besuchen, der ja bisher immer eine Art Anzeiger für das Kommen und Gehen des Grafen gewesen war. Bislang glaube ich dies zwar noch nicht so recht, wenn ich aber die Daten vergleiche, so kann ich diese Möglichkeit schwer von der Hand weisen. Es ist gut, dass Mrs. Harker die phonographischen Aufzeichnungen mit der Maschine niederschreibt. Wir hätten die Daten sonst nie genau finden können …
    Als ich bei Renfield eintrat, saß er friedlich mit gefalteten Händen da und lächelte gutmütig. In diesem Augenblick kam er mir so vernünftig vor wie jeder normale Mensch. Ich setzte mich zu ihm, plauderte mit ihm über alles Mögliche, und er ging in ungezwungener Weise darauf ein. Er sprach auch, ohne dass ich ihm dazu Veranlassung gegeben hätte, davon, heimgehen zu

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