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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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gänzlich verflüchtigt hätte. Unnötig zu erwähnen, dass ich diese Quelle von Vorwürfen endgültig und adäquat gestopft habe.
     
    30. September
    Der Bahnhofsvorsteher von Whitby hatte die Güte gehabt, mir einige Zeilen an seinen alten Freund, den Bahnhofsvorsteher von King’s Cross, mitzugeben. Als ich am Vormittag hier ankam, konnte ich mich damit gleich bei dem Mann nach der Ankunft der Kisten erkundigen. Er vermittelte mir wiederum den Kontakt |331| zu den verantwortlichen Angestellten, von denen ich erfuhr, dass alles entsprechend den ursprünglichen Anweisungen vonstatten gegangen war. Es war zwar äußerst unwahrscheinlich, dass die Männer auch hier sich einen außerordentlichen Durst zugezogen hatten, aber sie behaupteten dies ebenfalls, und so kam ich erneut nachträglich für das Ungemach auf.
    Von da begab ich mich zu Carter Patersons Zentralbüro, wo ich mit größter Zuvorkommenheit empfangen wurde. Die Buchhaltung suchte die Transaktion und den dazugehörigen Schriftverkehr für mich heraus, und man telefonierte sogar noch mit dem Büro in King’s Cross für weitere Details. Zum Glück warteten dort gerade die Leute, die damals die Fuhre gemacht hatten, auf Arbeit. Der Bürovorsteher schickte sie herüber und gab ihnen gleich den Frachtbrief und alle Papiere mit, die mit der Ablieferung der Kisten in Carfax in Zusammenhang standen. Auch hier stimmten sämtliche Aufzeichnungen überein, und die Fuhrleute waren imstande, die geschriebenen Worte durch einige Einzelheiten zu ergänzen. Diese bezogen sich, wie ich amüsiert bemerkte, vornehmlich auf die staubige Beschaffenheit der Ladung und den dadurch verursachten Durst der Transporteure. Da ich allerdings noch mehr zu erfahren hoffte, bemühte ich mich zum dritten Mal, diesem Übel nachträglich durch eine Gabe in der Währung unseres Königreiches abzuhelfen. Dies wirkte, denn sogleich sagte einer von ihnen:
    »Ja, Sir, das Haus da, in dem wir zu tun hatten, ist das schäbigste, das ich in meinem ganzen Leben gesehen hab’. Weiß der Teufel, es muss mindestens seit hundert Jahren leer stehen. Da lag ein Staub, der war so dicht, dass man darauf hätte schlafen können, ohne sich die Knochen am Boden zu stoßen. Das Ganze war so vernachlässigt, dass es wie das alte Jerusalem roch. Aber die Kapelle erst – die schoss den Vogel ab, wirklich! Ich und mein Kumpel hier, wir konnten gar nicht schnell genug wieder rauskommen. Bei Gott, Sir, nich’ für Geld würd’ ich dort bei Dunkelheit reingehen!«
    |332| Da ich das Haus gesehen hatte, konnte ich ihm das wohl nachfühlen. Wenn
er
aber all das gewusst hätte, was
ich
weiß, dann hätte er wahrscheinlich noch heftiger reagiert.
    Mit etwas bin ich sehr zufrieden: dass nämlich
alle
Kisten, die auf der »Demeter« von Varna nach Whitby gekommen waren, auch wirklich in der alten Kapelle zu Carfax abgeladen worden sind. Es sollten also genau fünfzig Stück dort sein, es sei denn, man hat zwischenzeitlich einige wieder abgeholt. Nach Dr. Sewards Papieren steht aber genau das zu befürchten.
    Ich werde versuchen, den Fuhrmann ausfindig zu machen, der Kisten von Carfax abgeholt hat und dabei von Renfield angegriffen wurde. Dieser Spur nachzugehen könnte uns einige brauchbare Erkenntnisse verschaffen.
     
    Später
    Mina und ich haben den ganzen Tag gearbeitet, alle Papiere sind nun chronologisch sortiert.
     
    Mina Harkers Tagebuch
     
    30. September
    Ich bin so froh, dass ich mich kaum zu fassen weiß! Vermutlich deshalb, weil die drückende Furcht von mir gewichen ist, dass das Aufrühren der schrecklichen Erlebnisse die kaum vernarbten Wunden Jonathans wieder aufreißen und seinen Gesundheitszustand wieder verschlechtern könnte. Seiner Abreise nach Whitby sah ich so tapfer entschlossen wie möglich zu, aber ich war krank vor Sorge. Die Aktivität hat ihm jedoch gutgetan. Er war noch nie so resolut, so stark und so voll vulkanischer Energie wie gegenwärtig. Es ist ganz so, wie der gute Professor van Helsing sagte: Jonathan ist von echtem Schrot, und der Druck, der eine schwächere Natur umbringen würde, macht ihn nur noch stärker. Er kam zurück voller Leben, Hoffnung und Entschlossenheit. Wir haben für heute Abend alles vorbereitet, und |333| ich bin sehr aufgeregt. Eigentlich müsste man fast Mitleid mit jemandem haben, der so gejagt wird wie der Graf. Aber das ist der Punkt: Das ist kein »jemand«, dieses Ding ist kein Mensch, ja noch nicht einmal ein Tier. Und Dr. Sewards Bericht über den

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