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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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Gespräch mit der Unbefangenheit eines gänzlich Gesunden, ja er führte sogar sich selbst als Beispiel an, wenn er gewisse Dinge illustrieren wollte:
    »Sehen Sie, ich selbst bin das beste Beispiel eines Mannes, den eine seltsame Idee gepackt hatte. Es war nicht zu verwundern, dass meine Freunde ängstlich wurden und meine Unterbringung in einer Heilanstalt veranlassten. Ich bildete mir nämlich ein, dass das Leben eine positive und grenzenlose Einheit wäre, und dass man durch das Verzehren lebender Wesen, ganz gleich, wie tief sie auf der Stufe der Schöpfung auch stehen, sein Leben bis ins Unendliche würde verlängern können. Manchmal war der Glaube daran so stark in mir, dass ich tatsächlich den Wunsch hatte, mir ein Menschleben einzuverleiben. Dr. Seward wird mir bestätigen, dass ich ihn gelegentlich zu töten versucht habe, in der Absicht, meine Lebenskraft zu erhöhen, indem ich durch das Medium des Blutes eine Verschmelzung von seiner Kraft mit meinem Leib erhoffte, denn, wie die Bibel sagt: Das Blut ist das Leben. Allerdings versuchen heutzutage manche Apotheker diese Wahrheit mit ihren Quacksalbereien vergessen zu machen, ist es nicht so, Herr Doktor?« Ich nickte zustimmend, denn ich war dermaßen verblüfft, dass ich nicht wusste, was ich sonst sagen oder tun sollte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich denselben Mann nur fünf Minuten zuvor noch hatte Fliegen und Spinnen verzehren sehen. Als ich zur Uhr sah, bemerkte ich, dass es Zeit wurde, van Helsing von der Bahn abzuholen. Ich wandte mich daher mit dem Hinweis an Mrs. Harker, dass wir nun gehen müssten. Sie erhob sich augenblicklich, wobei sie freundlich zu ihm sagte: »Auf Wiedersehen! Ich hoffe sehr, Sie unter für Sie angenehmeren Umständen einmal wieder zu treffen!« Renfield aber erwiderte:
    »Leben Sie wohl, meine Liebe! Ich flehe zu Gott, dass ich Ihrem |341| hübschen Gesicht
nie
wieder begegne. Er segne und behüte Sie!«
    Ich begab mich dann zum Bahnhof, um van Helsing abzuholen, ließ die Freunde aber zu Hause zurück. Der arme Art schien mir so gelöst, wie er es seit dem Beginn von Lucys Krankheit nicht mehr war, und auch Quincey war seit vielen Tagen endlich wieder er selbst.
    Van Helsing stieg mit der Lebhaftigkeit eines Jünglings aus dem Waggon. Er sah mich sofort, kam rasch auf mich zu und sagte:
    »Nun, Freund John, wie läuft es so? Gut? Fein! Ich habe viel zu tun gehabt, denn ich werde hierbleiben, wenn es nötig ist. Alle meine Angelegenheiten sind in Ordnung gebracht, und ich habe Ihnen viel zu erzählen. Madame Mina ist also angekommen, ja? Und ihr prächtiger Mann? Und Arthur und mein Freund Quincey, sind sie auch da? Sehr schön!«
    Auf dem Weg zum Haus erzählte ich ihm, was sich ereignet hatte, und dass dank Mrs. Harkers Einsatz auch mein eigenes Tagebuch noch einen gewissen Nutzen zu bringen versprach. Der Professor unterbrach mich:
    »Diese prächtige Madame Mina! Sie hat den Verstand eines Mannes – eines sehr begabten Mannes – und das Herz einer Frau. Der Herrgott hatte sicherlich etwas Großes im Sinn, als er diese wunderbare Kombination schuf! Freund John, bis jetzt hatten wir das große Glück, dass diese Frau uns half. Nach der heutigen Nacht aber darf sie mit dieser schrecklichen Angelegenheit nichts mehr zu tun haben. Es ist nicht richtig, sie einem so großen Risiko auszusetzen. Wir Männer sind fest entschlossen, nein, wir sind geradezu verpflichtet, das Monster zu vernichten, aber das ist keine Aufgabe für eine Frau! Selbst wenn ihr kein Leid geschieht, so wird sie doch seelische Erschütterungen davontragen und wird darunter leiden, im Wachen durch ihre Nerven und im Schlaf durch ihre Träume. Nebenbei gesagt, sie ist eine junge Frau und noch nicht lange verheiratet, da wird sie |342| bald an andere Dinge denken, wenn sie es nicht jetzt schon tut. Sie erzählen mir nun, dass sie alles niedergeschrieben hat. Sie wird also noch gemeinsam mit uns beraten müssen; morgen aber soll sie sich von dieser Sache verabschieden, und wir werden allein weitergehen.« Ich stimmte ihm lebhaft zu und erzählte, welch große Entdeckung wir in seiner Abwesenheit gemacht hatten, dass nämlich das von Dracula erworbene Haus unser direktes Nachbargrundstück sei. Er war darüber aufs Äußerste erstaunt, und eine große Unruhe bemächtigte sich seiner. »Oh, hätten wir dies doch nur früher gewusst!«, sagte er. »Wir hätten ihn rechtzeitig angreifen können, um Lucy zu retten. Aber was geschehen ist, ist

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