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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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geschehen! Wir wollen nicht mehr daran denken, sondern unverdrossen unseren Weg bis zum Ende gehen.« Darauf versank er in Schweigen, bis wir am Gittertor unseres Gartens ankamen …
    Bevor wir uns im Haus trennten, um uns für das Dinner umzukleiden, sagte er zu Mrs. Harker:
    »Mein Freund John hat mir berichtet, Madame Mina, dass Sie und Ihr Gatte alle Ereignisse bis zu diesem Augenblick aufgezeichnet und chronologisch geordnet haben?«
    »Nicht bis zu diesem Augenblick«, antwortete sie rasch, »aber bis heute früh.«
    »Aber warum denn nicht bis jetzt? Wir haben doch erkannt, welcher Nutzen uns aus den kleinsten Einzelheiten bisher erwachsen ist. Wir haben alle unsere Geheimnisse erzählt, und keiner hat daran Schaden genommen.«
    Mrs. Harker zog errötend ein Blatt aus der Tasche und sagte:
    »Dr. van Helsing, lesen Sie das erst einmal und sagen Sie mir dann, ob es auch in die Akten kommen soll. Es ist meine heutige Notiz. Ich habe ja selbst gesehen, wie wichtig es ist, und habe daher auch die unbedeutendste Kleinigkeit festgehalten – hier aber ist wohl eine Ausnahme zu machen, denn es ist rein persönlich. Muss es denn wirklich sein?« Der Professor überlas das Blatt mit ernstem Gesicht, gab es ihr zurück und sagte:
    |343| »Es muss nicht um jeden Preis hinein, wenn es Ihnen denn wirklich so unangenehm ist. Gleichwohl bitte ich Sie, es einzufügen! Es kann die Liebe Ihres Gatten doch nur erhöhen, und auch wir, Ihre Freunde, werden Sie nur noch mehr verehren und achten.« Sie nahm das Blatt mit erneutem Erröten zurück und lächelte verlegen.
    Und so haben wir nun bis zum gegenwärtigen Augenblick alle Aufzeichnungen vollständig und in der richtigen Ordnung beieinander. Der Professor nahm eine Kopie an sich, um sie zwischen dem Dinner und unserer Besprechung, die auf neun Uhr angesetzt ist, zu studieren. Wir anderen haben bereits alles gelesen, wir werden also, wenn wir im Arbeitszimmer zusammenkommen, über alle Dinge unterrichtet und imstande sein, einen Plan zu entwerfen, um diesem entsetzlichen und geheimnisvollen Feind zu Leibe zu rücken.
     
    Mina Harkers Tagebuch
     
    30. September
    Als wir uns zwei Stunden nach Tisch in Dr. Sewards Studierzimmer trafen, bildeten wir unbewusst eine Art Ordnung aus. Professor van Helsing saß am oberen Ende des Tisches – Dr. Seward hatte ihn bei seinem Eintritt gebeten, dort Platz zu nehmen. Ich wurde gebeten, mich rechts von ihm niederzulassen und als Sekretärin zu fungieren, Jonathan saß gleich neben mir. Auf der anderen Seite des Tisches nahmen Lord Godalming, Dr. Seward und Mr. Morris Platz. Der Professor begann:
    »Ich darf doch voraussetzen, dass wir alle mit den in diesen Papieren enthaltenen Fakten vertraut sind.« Wir alle bejahten dies, und er fuhr fort:
    »Dann halte ich es für sinnvoll, wenn ich Ihnen zuerst etwas über den Feind mitteile, mit dem wir es zu tun haben werden. Ich werde Sie mit der Geschichte dieses Mannes bekannt machen, |344| über die ich mich mittlerweile unterrichtet habe. Wir können danach in eine Diskussion darüber eintreten, wie wir vorgehen wollen, und schließlich dem Zweck entsprechend unsere Maßregeln beschließen.
    Zum ersten Punkt: Es gibt Wesen, die man Vampire nennt; einige aus unserer Runde haben handfeste Beweise dafür, dass sie existieren. Und selbst wenn wir nicht unsere eigenen traurigen Erfahrungen hätten machen müssen, so würden immerhin die Berichte und Lehren unserer Vorfahren für vernünftig Denkende Beweis genug sein. Ich gebe gern zu, dass auch ich der Sache anfangs skeptisch gegenüberstand. Wäre ich nicht schon durch die Übung langer Jahre damit vertraut, meine Augen offen zu halten, ich hätte nicht eher daran geglaubt, als bis mir die Tatsachen zugerufen hätten: »Sieh her, sieh her! Ich bin der Beweis!« Leider! Hätte ich von Anfang an das gewusst, was ich heute weiß – selbst wenn ich es nur hätte ahnen können –, ein kostbares Leben wäre erhalten geblieben. Aber das ist nun vorbei, und unsere Aufgabe ist es, jetzt so zu handeln, dass nicht noch mehr Seelen zugrunde gehen müssen, die gerettet werden können. Der ›Nos feratu ‹ stirbt nicht wie die Biene, wenn sie einmal gestochen hat. Er wird dadurch nur noch stärker, und je stärker er wird, desto mehr Macht hat er, weiter Böses zu tun. Dieser Vampir, der unter uns weilt, vereinigt in sich die Kraft von zwanzig Männern, und er ist schlauer als die Sterblichen, denn seine Schlauheit ist im Laufe der Jahrhunderte gewachsen.

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