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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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die Ereignisse uns dabei von Mal zu Mal mehr in ihren Bann zogen, nahmen unser Schmerz und unsere Angst immer weiter ab. Allem Geschehenen scheint eine leitende Absicht zugrunde zu liegen, ein Sinn, der uns tröstet. Mina meint, wir seien vielleicht zu Werkzeugen der göttlichen Gnade ausersehen – vielleicht ist es ja wirklich so. Ich will mich bemühen, es so zu sehen wie sie. Wir haben die ganze Zeit über nicht von der Zukunft zu sprechen gewagt. Es ist auch besser, damit zu warten, bis der Professor und die anderen zurück sind.
    Der Tag vergeht so schnell, ich hätte nicht gedacht, dass mir die Zeit noch einmal so rasch verfliegen würde. Jetzt ist es schon drei Uhr.
     
    Mina Harkers Tagebuch
     
    5. Oktober, 5 Uhr nachmittags
    Versammlung zur Berichterstattung. Anwesend: Professor van Helsing, Lord Godalming, Dr. Seward, Mr. Quincey Morris, Jonathan Harker, Mina Harker.
    Dr. van Helsing berichtete über die heute unternommenen Schritte, um herauszufinden, mit welchem Schiff Graf Dracula zu welchem Zielhafen flüchtet:
    »Als mir klar geworden war, dass er nach Transsilvanien zurück wollte, wusste ich auch, dass er die Donaumündung zu erreichen beabsichtigte oder irgendeinen anderen Punkt des Schwarzen Meeres, da er ja von dort gekommen war. Vor uns stand eine gähnende Leere, aber:
Omne ignotum pro magnifico est 1
. So machten wir uns denn schweren Herzens auf, zu erkunden, welche Schiffe letzte Nacht nach dem Schwarzen Meer abgegangen waren. Es musste sich um ein Segelschiff handeln, da Madame Minas Worte darauf hindeuteten, dass Segel gesetzt wurden. Diese Schiffe sind |460| nun meistens nicht bedeutend genug, um in den Nachrichten der ›Times‹ geführt zu werden, und so gingen wir auf Vorschlag von Lord Godalming zu Lloyd’s 2 , wo eine Liste sämtlicher abgehender Schiffe geführt wird, wie klein diese auch sein mögen. Dort sagte man uns, dass mit der letzten Flut nur ein einziges Schiff zum Schwarzen Meer ausgelaufen sei, die ›Zarin Katharina‹, die von Doolittle’s Wharf nach Varna segelte, und von dort dann weiter die Donau hinauf. ›So‹, sagte ich, ›das ist das Schiff, auf dem sich der Graf befindet!‹ Wir begaben uns darauf nach Doolittle’s Wharf und trafen dort einen Mann in einem so kleinen Bretterverschlag, dass der Insasse größer schien als das Büro. Bei ihm erkundigten wir uns über die Abfahrt der ›Zarin Katharina‹. Er fluchte viel, hatte ein rotes Gesicht und eine laute Stimme, war aber anscheinend dennoch ein guter Kerl. Quincey gab ihm etwas aus seiner Börse. Es knisterte, als der Mann die Gabe prüfend auseinanderfaltete, worauf er sie in eine kleine, tief in seiner Kleidung verborgene Tasche steckte, um fortan freundlich und diensteifrig zu sein. Er kam sogar mit uns und befragte viele Leute, die dort ziemlich ruppig und hitzköpfig zu sein scheinen, die aber schnell freundlicher werden, wenn sie nicht mehr durstig sind. Sie redeten eine Menge Zeug, das ich nicht verstand, wenngleich ich mir meinen Teil dazu dachte, schließlich aber erzählten sie uns doch noch alles, was wir wissen wollten.
    Sie berichteten uns nämlich, dass gestern Nachmittag gegen fünf Uhr ein Mann in größter Eile zu ihnen gekommen sei. Ein großer Mann, hager und bleich, mit einer Adlernase, weißen Zähnen und Augen, die zu brennen schienen. Er sei ganz in Schwarz gekleidet gewesen, bis auf einen Strohhut, der weder zu ihm noch zur gegenwärtigen Mode passte. Er habe mit dem Geld nur so um sich geworfen, um möglichst rasch in Erfahrung zu bringen, welches Schiff zum Schwarzen Meer ginge und was der Zielhafen sei. Man brachte ihn zuerst zum Büro und dann zum Schiff, wo er |461| aber nicht an Bord ging, sondern am Ende des Laufbrettes stehen blieb und den Kapitän zu sich herüber an Land bat. Auf die Versicherung hin, dass er gut bezahlt werden würde, kam der Kapitän schließlich zu ihm, und obgleich er in der Unterredung mit dem Fremden entsetzlich fluchte und schimpfte, wurden sich die beiden einig. Dann ging der Dünne wieder und fragte jemanden, wo er wohl Pferd und Leiterwagen mieten könne. Er eilte an den Ort, den man ihm wies, und bald darauf kehrte er zurück, eigenhändig einen Wagen lenkend, auf dem eine große Kiste stand. Ganz alleine hob er diese herunter, obwohl dann mehrere Männer dazu nötig waren, sie auf das Schiff zu verladen. Er hielt dem Kapitän eine lange Rede darüber, wo und wie er seine Kiste aufgestellt haben wollte, aber dem Kapitän passte das gar

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