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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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nur ihre Hand ergreifen, ich konnte nicht sprechen, und meine Erregung war selbst für erleichternde Tränen zu groß. Sie fuhr fort:
    »Sie alle sind Männer, mutig und stark. Und Sie sind auch stark an Zahl, sodass sie vielem trotzen können, unter dessen Last die Standhaftigkeit einer einzelnen Wache zusammenbräche, kurz: Gemeinsam können Sie mich besser schützen. Und ich kann Ihnen nützlich sein, da Sie mich hypnotisieren und von mir Dinge erfahren können, die ich selbst nicht weiß.« Dr. van Helsing antwortete sehr ernst:
    »Madame Mina, Sie sprechen wie immer sehr weise. Sie sollen mit uns kommen, und zusammen wollen wir das verrichten, zu dessen Vollendung wir ausziehen.« Als er geendet hatte, fiel mir auf, dass Mina gar nicht reagierte – sie war eingeschlafen und auf ihr Kissen zurückgesunken. Sie wachte selbst dann nicht auf, als ich die Vorhänge öffnete und das Sonnenlicht ins Zimmer flutete. Van Helsing gab mir einen Wink, leise mit ihm zu kommen. Wir gingen auf sein Zimmer, und innerhalb einer Minute waren auch Lord Godalming, Dr. Seward und Mr. Morris bei uns. Der Professor berichtete ihnen über das Gespräch mit Mina und fügte hinzu:
    »Morgen früh werden wir nach Varna abreisen. Wir haben nun mit einem neuen Faktor zu rechnen, mit Madame Mina. Oh, ihre Seele ist treu! Es muss sehr qualvoll für sie gewesen sein, uns so viel zu erzählen, wie sie es getan hat, aber es war das einzig Richtige, und wir sind nun rechtzeitig gewarnt. Wir dürfen keine Möglichkeit verpassen, und in Varna müssen wir in dem Augenblick handeln, in dem das Schiff anlandet.«
    »Was genau haben wir dann zu tun?«, fragte Morris knapp. Einen Augenblick zögerte der Professor, dann antwortete er:
    »Wir werden als Erstes gemeinsam an Bord gehen. Wenn wir dann die Kiste identifiziert haben, werden wir einen Zweig wilder Rosen darauflegen. Das wird ihn festhalten, denn solange der |476| Zweig auf der Kiste liegt, ist es dem Grafen unmöglich herauszukommen – wenigstens behauptet dies der Aberglaube. Auf diesen müssen wir uns nämlich vorerst verlassen, er war der Glaube der frühen Menschen, und unser heutiger Glaube wurzelt noch tief in ihm. Dann, wenn sich eine günstige Gelegenheit bietet und wenn niemand in der Nähe ist, uns zu beobachten, werden wir die Kiste öffnen, und alles wird gut werden.«
    »Ich werde jedenfalls nicht lange auf eine solche Gelegenheit warten«, sagte Morris. »Wenn ich die Kiste sehe, werde ich sie öffnen und das Scheusal vernichten, sollten auch tausend Leute zusehen und mich gleich darauf selbst erledigen.« Unwillkürlich griff ich seine Hand und fühlte, dass sie hart war wie Stahl. Ich glaube, er verstand meinen Blick. Ich hoffe es.
    »Guter Junge«, sagte van Helsing, »tapferer Junge! Quincey ist ein aufrechter Mann, Gott segne ihn dafür! Mein Sohn, glauben Sie mir, auch von uns anderen wird keiner der Gefahr ausweichen oder auch nur mit der Wimper zucken. Ich sagte ja nur, was wir zu tun haben, was wir tun müssen. Aber es lässt sich heute in der Tat noch nicht vorhersehen, wie es tatsächlich werden wird, denn es können sich noch so viele Dinge ereignen. Wir werden in jeder Weise bewaffnet sein, und wenn die Zeit zum Handeln kommt, dann werden wir nicht zögern. Nun aber lassen Sie uns alle unsere Angelegenheiten in Ordnung bringen, besonders was die berührt, die wir lieben oder die von uns abhängen, denn keiner weiß, wie unser Abenteuer ausgehen wird. Was mich betrifft, so habe ich bereits alles geregelt, und da ich nun nichts anderes zu tun habe, werde ich unsere Reise organisieren. Ich kümmere mich um die Fahrkarten und was sonst noch so alles dazugehört.«
    Weiter gab es nichts mehr zu besprechen, und so trennten wir uns. Ich will nun alle meine irdischen Angelegenheiten ordnen, um in jeder Hinsicht auf das Kommende vorbereitet zu sein …
     
    |477| Später
    Es ist alles in Ordnung. Mein Testament ist gemacht, und alles ist geregelt. Wenn Mina mich überlebt, so ist sie meine Universalerbin. Sollte dies nicht der Fall sein, so sollen die anderen alle, die so gut zu uns waren, die Erben sein.
    Minas wachsende Unruhe zeigt mir an, dass sich die Sonne langsam senkt. Ich bin sicher, es ist etwas in ihr, das sich genau bei Sonnenuntergang enthüllen wird. Diese Auf- und Untergänge der Sonne werden langsam zu peinigenden Momenten für uns, denn sie bergen immer neue Gefahren und neue Schmerzen. Möge Gott dies alles zu einem guten Ende führen. Ich schreibe diese

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