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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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großem Ernst verwendete – »… was geben
Sie
hinzu? Sie alle setzen Ihr Leben ein, ich weiß«, fügte sie rasch an, »aber das ist eine Kleinigkeit für einen tapferen Mann. Ihr Leben gehört Gott, Sie können es ihm zurückgeben. Was aber geben Sie
mir
?« Sie blickte erneut fragend im Kreis herum, vermied es aber diesmal, ihren Mann anzusehen. Quincey schien sie zu verstehen, denn er nickte, und ihr Gesicht leuchtete auf, als sie weitersprach: »Dann will ich Ihnen offen sagen, was ich meine, denn es darf in dieser Hinsicht keine Unklarheit zwischen uns bestehen. Sie alle müssen mir ohne Ausnahme versprechen – auch du, mein lieber Mann –, dass Sie mich, wenn es nötig werden sollte, töten werden.«
    »Wann wäre dies nötig?« Quinceys Stimme klang leise und gepresst.
    »Wenn ich mich so verändert haben sollte, dass Sie davon überzeugt sind, dass ich besser tot wäre als auf diese Weise lebendig. Sobald Sie meinen Körper dann getötet haben, müssen Sie mir, ohne einen Augenblick zu zögern, den Pfahl ins Herz treiben und mir den Kopf abschneiden, oder eben das tun, was nötig ist, mich zu erlösen.«
    Quincey war wieder der Erste, der sich fasste. Er kniete vor ihr nieder, ergriff ihre Hand und sagte feierlich:
    »Ich bin nur ein ungehobelter Kerl, der vielleicht nicht immer so gelebt hat, wie ein Mann leben müsste, um sich solch eine Auszeichnung zu verdienen. Aber ich schwöre Ihnen bei allem, was mir lieb und heilig ist, dass ich, wenn die Zeit je kommen |481| sollte, nicht vor der Pflicht zurückschrecken werde, die Sie uns da soeben auferlegt haben. Und ich verspreche Ihnen weiter, dass ich es selbst dann tun werde, wenn ich im Inneren noch Zweifel hege, ob der Zeitpunkt tatsächlich schon gekommen sein sollte.«
    »Mein treuer Freund …«, mehr vermochte Mrs. Harker unter ihren Tränen nicht zu sagen. Sie beugte sich vor und küsste seine Hand.
    »Ich schwöre Ihnen das Gleiche, meine liebe Madame Mina!«, sagte van Helsing.
    »Auch ich«, fügte Lord Godalming hinzu. Der Reihe nach knieten sie vor ihr nieder und leisteten ihr den erbetenen Eid. Ich selbst schloss mich an. Dann wandte sich ihr Gatte zu ihr um, mit glanzlosen Augen und grünlich-grauem Gesicht, das von seinem weißen Haar umso stärker abstach.
    »Muss auch ich dieses Versprechen abgeben, liebste Frau?«
    »Auch du, Geliebter!«, antwortete sie. »Du darfst nicht davor zurückschrecken. Du stehst mir auf dieser Welt am nächsten und bist mir am teuersten. Unsere Seelen gehören zusammen, für das Leben und die Ewigkeit. Bedenke doch, dass es Zeiten gegeben hat, wo tapfere Männer ihre Frauen und Kinder getötet haben, damit sie nicht in Feindeshände fielen. Ihre Hände zitterten nicht, gerade weil ihre Lieben sie um den Tod baten. In solchen Situationen ist dies die Pflicht des Mannes gegenüber jenen, die er liebt. Und, mein Liebster, wenn ich schon den Tod aus irgendeiner Hand empfangen muss, dann lass es die Hand desjenigen sein, der mich am meisten liebt. Dr. van Helsing, ich habe Ihren Akt der Rücksichtnahme im Falle unserer armen Lucy nicht vergessen, mit dem Sie es demjenigen, der sie am meisten liebte …« – sie unterbrach sich, errötete und änderte ihre Worte – »mit dem Sie es demjenigen, der das größte Anrecht darauf besaß, überließen, ihr den Frieden zu schenken. Wenn sich ein solcher Moment wiederholen sollte, vertraue ich auf Sie, dass Sie diesen Augenblick zu einer tröstlichen Erinnerung im |482| Leben meines Ehemannes machen werden, indem Sie seiner liebenden Hand dazu verhelfen, mich von der entsetzlichen Hörigkeit gegenüber dem Bösen zu befreien.«
    »Auch das schwöre ich Ihnen«, sagte der Professor mit lauter Stimme, und Mrs. Harker lächelte. Sie lächelte wirklich, als sie sich mit einem Seufzer der Erleichterung zurücklehnte und sagte:
    »Und nun noch ein Wort der Warnung, das Sie nie vergessen dürfen: Der Moment kann, wenn er denn kommt, schnell und unerwartet da sein. In diesem Falle dürfen Sie keine Zeit verlieren, Ihre Chancen zu nutzen, denn ich könnte, oder besser: Ich
werde
dann bereits mit Ihrem Feind gegen Sie verbündet sein.« Nach einer kurzen Pause fügte sie mit großem Ernst hinzu:
    »Eine letzte Bitte. Dies ist nicht so wichtig und so notwendig wie das zuvor Gesagte, aber ich hätte dennoch gerne, dass Sie etwas für mich tun, wenn Sie so freundlich wären.« Wir stimmten ohne Worte zu, denn es war nicht nötig zu sprechen.
    »Ich bitte Sie, mir die Totenmesse zu

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