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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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führen, aber van Helsing sagt, es müsse sein. Wir waren heute alle in größter Aufregung, als Godalming sein Telegramm von Lloyd’s erhielt. Jetzt weiß ich, wie man sich als Soldat fühlen mag, wenn zum Angriff geblasen wird. Mrs. Harker war die Einzige von uns, die keine Gefühlsregung zeigte. Kein Wunder, nahmen wir uns doch äußerst in Acht, sie nichts von unserer Information merken zu lassen; keiner von uns zeigte in ihrer Gegenwart ein verändertes Verhalten. Ich bin sicher, dass sie vor noch gar nicht allzu langer Zeit etwas bemerkt haben würde, so sehr wir uns auch bemüht hätten. Aber in dieser Beziehung hat sie sich in den vergangenen drei Wochen stark verändert. Sie wird zunehmend träger, und obwohl sie kräftig und gesund wirkt und auch etwas von ihrer Farbe zurückgewinnt, sind van Helsing und ich nicht zufrieden. Wir beide sprechen oft über sie, den anderen gegenüber aber halten wir uns zurück. Es würde dem armen Harker das Herz brechen, zumindest aber die Nerven zerrütten, wenn er wüsste, dass |488| wir unsere Vermutungen über sie haben. Van Helsing untersucht regelmäßig Mrs. Harkers Zähne, wenn sie sich in Trance befindet, denn er ist der Auffassung, dass sie erst dann in den Zustand der Transformation eintritt, wenn die Zähne bedeutend spitzer werden. Wenn dies geschehen sollte, sei es an der Zeit, unabdingbare Schritte einzuleiten. Wir beide wissen, welche Schritte dies wären, aber wir sprechen nicht darüber. Trotzdem würde keiner von uns beiden vor der Aufgabe zurückschrecken, so schrecklich allein der Gedanke daran auch sein mag. »Eutha nasie « ist ein vorzügliches und beruhigendes Wort, ich bin demjenigen, der es erfunden haben mag, äußerst dankbar dafür.
    Es ist für die »Zarin Katharina« nur noch eine Strecke von 24 Stunden von den Dardanellen bis hierher, vorausgesetzt, sie läuft mit der gleichen Geschwindigkeit wie bisher. Nach dieser Berechnung sollte sie irgendwann gegen Morgen hier einlaufen. Da sie auf gar keinen Fall früher hier sein kann, werden wir uns zeitig niederlegen. Um eins stehen wir auf, um bereit zu sein.
     
    25. Oktober, mittags
    Keine Neuigkeiten über die Ankunft des Schiffes. Der hypnotische Bericht Mrs. Harkers war heute früh derselbe wie bisher, es ist also möglich, dass wir jeden Augenblick Nachricht bekommen. Wir Männer befinden uns in einem förmlichen Fieber der Erregung, außer Harker, der eine merkwürdige Ruhe zeigt. Seine Hände sind kalt wie Eis. Vor einer Stunde sah ich ihn sein langes Gurkha-Messer schleifen, von dem er sich jetzt nicht mehr trennt. Die scharfe Schneide eines Khukuri, geführt von dieser entschlossenen, eiskalten Hand – das sind keine guten Aussichten für die Kehle des Grafen!
    Van Helsing und ich sind beunruhigt über Mrs. Harker. Gestern verfiel sie in eine Art Lethargie, die uns gar nicht gefallen wollte. Und obgleich wir mit den anderen nicht darüber sprachen, waren wir doch sehr unglücklich darüber. Abends war sie dann |489| sehr unruhig geworden, sodass wir anfänglich froh waren, als sie endlich schlief. Als aber dann ihr Mann heute Morgen erzählte, seine Frau schlafe so tief, dass er sie nicht aufwecken könne, gingen wir in ihr Zimmer, um selbst nachzusehen. Sie atmete regelmäßig und sah so frisch und friedlich aus, dass wir übereinkamen, sie nicht zu stören. Armes Mädchen, sie hat so viel zu vergessen, dass es kein Wunder ist, dass der Schlaf ihr guttut.
     
    Später
    Unser Entschluss war richtig, denn als sie nach mehreren Stunden von allein aus ihrem tiefen Schlaf erwachte, war sie heiterer und wohler, als wir sie seit Tagen gesehen hatten. Bei Sonnenuntergang erstattete sie wie gewöhnlich ihren hypnotischen Bericht. Wo immer der Graf auch im Schwarzen Meer unterwegs sein mag, er schwimmt seinem Verhängnis entgegen. Ich hoffe, sein Untergang ist nahe.
     
    26. Oktober
    Wieder ein Tag vorbei und noch keine Nachricht über die »Zarin Katharina«. Sie müsste eigentlich längst hier sein. Dass sie noch immer
irgendwo
unterwegs ist, wissen wir aber mit Sicherheit, denn Mrs. Harkers hypnotischer Bericht bei Sonnenaufgang war unverändert. Es könnte sein, dass das Schiff durch Nebel gelegentlich zum Stillliegen gezwungen ist; einige der Dampfer, die gestern Abend hereingekommen sind, haben über Nebelschwaden nördlich und südlich des Hafens berichtet. Wir dürfen in unserer Wachsamkeit nicht nachlassen, denn das Schiff kann jeden Augenblick gemeldet werden kann.
     
    27. Oktober,

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