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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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als der reguläre. Außerdem haben wir noch Verschiedenes vorzubereiten, wir müssen überlegen und alles organisieren. Sie, Freund Arthur, gehen zum Bahnhof, besorgen die Fahrkarten und arrangieren alles Nötige, dass wir am frühen Morgen abreisen können. Sie, Freund Jonathan, gehen zu dem Schiffsagenten und lassen sich von ihm einen Empfehlungsbrief an den Agenten in Galatz ausstellen, damit wir auch dort die Erlaubnis bekommen, das Schiff zu durchsuchen. Quincey Morris, Sie begeben sich zum Vizekonsul und bitten ihn, uns seinem Kollegen in Galatz zu empfehlen und uns die Wege so gut wie möglich zu ebnen, damit wir keine Zeit verlieren, wenn wir jenseits der Donau sind. John bleibt bei mir und Madame Mina, wir wollen uns beraten. Falls es bei Ihnen länger dauern und die Sonne bereits untergehen sollte, so machen Sie sich keine Sorgen, denn wir sind ja bei ihr und werden sie befragen.«
    »Und ich«, sagte Mrs. Harker strahlend, wobei ihr lange verschollenes früheres Wesen wieder hervorzubrechen schien, »ich werde mich bemühen, Ihnen in jeder Beziehung nützlich zu sein, für Sie zu denken und zu schreiben, wie ich es zuvor getan habe. Ich fühle, dass sich irgendetwas auf eine seltsame Weise von mir ablöst, dass ich freier bin als in der letzten Zeit.« Die drei jüngeren Männer freuten sich, als sie diese Worte hörten, aber van |493| Helsing und ich blickten uns gleichzeitig an und jeder von uns sah in sorgenvolle, ernste Augen. Gleichwohl sagte keiner von uns beiden etwas.
    Als die drei zu ihren Aufträgen aufgebrochen waren, bat van Helsing Mrs. Harker darum, für ihn die Kopien der Tagebücher nach dem Abschnitt zu durchsuchen, den Harker auf Burg Dracula geschrieben hatte. Sie ging darauf hinaus, und als die Tür hinter ihr zufiel, sagte er zu mir:
    »Wir beide haben dieselbe Vermutung. Sprechen Sie!«
    »Es ist irgendeine Veränderung eingetreten, aber es ist eine Art von Hoffnung, die mich krank macht, denn sie ist trügerisch.«
    »Ganz recht. Wissen Sie, warum ich sie bat, mir das Manuskript zu holen?«
    »Nein«, sagte ich, »wahrscheinlich um Gelegenheit zu erhalten, mit mir allein zu sprechen?«
    »Zum Teil haben Sie da recht, Freund John, aber eben nur zum Teil. Ich muss Ihnen nämlich etwas mitteilen. Ich gehe damit ein großes, ein schreckliches Risiko ein, aber ich denke trotzdem, dass es richtig ist. Also: In dem Augenblick, in dem Madame Mina die Worte sagte, die uns beide stutzig machten, kam mir eine Eingebung. In ihrer Trance vor drei Tagen hat der Graf seinen Geist zu ihr geschickt, um ihre Gedanken zu lesen. Oder anders: Er holte ihren Geist zu sich in seine Erdkiste auf dem Schiff, wo draußen das Wasser vorbeirauschte. Er muss dabei erfahren haben, dass wir hier sind, denn sie, mit ihren offenen Augen und hörenden Ohren, konnte ihm weit mehr sagen, als er aus seiner engen Kiste zu erzählen weiß. Nun macht er die größten Anstrengungen, uns zu entkommen. Gegenwärtig bedarf er ihrer nicht. Er ist sich seiner großen Macht wohl bewusst, dass er sie nur zu rufen braucht, aber er hat sie trotzdem vorläufig freigegeben, auf einige Zeit aus seiner Macht entlassen, damit ihr Geist nicht zu ihm kommen kann. Und hier schöpfe ich die Hoffnung, dass unser Menschenverstand, den wir schon so lange geschult haben und von dem die Gnade Gottes nicht gewichen |494| ist, seinen Kinderverstand übertrumpfen wird; sein selbstsüchtiges, kleines Kindergehirn, das seit Jahrhunderten in dieser Gruft gelegen hat und bis jetzt noch nicht so weit gewachsen ist, dass es sich mit unseren Männerhirnen messen könnte. Gleich kommt Madame Mina zurück – kein Wort zu ihr über diese Geschichte! Sie weiß es nicht, und es würde sie überwältigen und zur Verzweiflung treiben, wo wir doch gerade alle ihre Hoffnung und allen ihren Mut benötigen. Am meisten benötigen wir aber ihren einzigartigen Verstand, der arbeitet wie der Verstand eines Mannes und der dennoch zu einer schönen Frau gehört und eine spezielle, vom Grafen verliehene Fähigkeit besitzt, die er ihr nicht vollständig wieder abnehmen kann, auch wenn er dies glauben mag. Lassen Sie mich jetzt allein mit ihr reden, und hören Sie nur aufmerksam zu. Oh John, mein Freund, wir stecken in einer bösen Klemme, meine Befürchtungen sind größer als je zuvor. Wir können einzig auf Gott vertrauen – still, hier kommt sie!«
    Ich befürchtete fast, der Professor bekäme wieder einen nervösen Anfall wie damals, als Lucy starb, aber er raffte sich

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