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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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Rückstand waren. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und mein Patient stürzte herein, das Gesicht vor Wut verzerrt. Ich war wie vom Blitz getroffen, denn dass ein Patient aus eigenem Antrieb |208| und ungehindert ins Arbeitszimmer des Direktors vordringt, ist unerhört. Ohne zu zögern, sprang er auf mich zu. Er hatte ein Messer in der Hand, und da ich sah, dass es ernst war, versuchte ich, den Tisch zwischen mich und ihn zu bringen. Er war jedoch schneller als ich, denn noch ehe mir dies gelungen war, hatte er schon einen ersten Hieb geführt und mich nicht unerheblich am Handgelenk verletzt. Bevor er aber ein zweites Mal zustoßen konnte, hatte ich meine Rechte eingesetzt und ihn auf den Teppich niedergestreckt. Mein Handgelenk blutete stark, die Tropfen ließen auf dem Boden eine kleine Blutlache entstehen. Ich ging davon aus, dass mein Freund im Augenblick keine weitere Attacke ausführen konnte, und legte mir selbst einen Verband an, ließ die auf dem Rücken liegende Gestalt jedoch nicht aus den Augen. Als bald darauf die Pfleger hereinstürzten und wir uns dem Patienten zuwandten, überkam mich ein furchtbarer Ekel: Er hatte sich mittlerweile auf den Bauch gedreht und leckte wie ein Hund das Blut auf, das von meiner verwundeten Hand auf den Boden getropft war. Ohne Schwierigkeiten wurde er überwältigt, dann ging er, ganz entgegen meinen Erwartungen, vollkommen ruhig mit den Pflegern mit, wobei er beständig vor sich hin brabbelte: »Das Blut ist das Leben! Blut ist Leben!«
    Nun kann ich wohl kein weiteres Blut mehr entbehren, ich habe in letzter Zeit bereits mehr davon verloren, als meinem Körper zuträglich ist. Dazu diese immerwährende Beschäftigung mit Lucys Krankheit, deren wechselnde Phasen mich aufreiben. Ich bin äußerst erregt und ermattet zugleich, und ich brauche Ruhe, Ruhe, Ruhe. Zum Glück hat van Helsing mich nicht gerufen, sodass ich auf meinen Schlaf nicht zu verzichten brauche. Diese Nacht würde ich ohne Schlaf ohnehin nicht überstehen.
     
    |209| Telegramm von van Helsing, Antwerpen, an Seward, Carfax
    (nach Carfax, Sussex, weitergeleitet, da keine Grafschaft
    spezifiziert; Ankunft mit 24-stündiger Verspätung)
     
    17. September
    Sie müssen heute Nacht unbedingt in Hillingham sein. Wenn Sie sie auch nicht ununterbrochen bewachen, so prüfen Sie regelmäßig, ob die Blüten an ihrem Ort sind. Es ist von größter Bedeutung, versagen Sie nicht! Bin nach Rückkunft so schnell wie möglich bei Ihnen.
     
    Dr. Sewards Tagebuch
     
    18. September
    Auf dem Weg zum Zug nach London. Die Ankunft von van Helsings Telegramm erfüllte mich mit größter Sorge. Eine ganze Nacht verloren, und ich weiß aus eigener trauriger Erfahrung, was in einer einzigen Nacht alles geschehen kann. Möglich ist es ja, dass alles in Ordnung ist, aber was
kann
sich nicht auch alles ereignet haben? Es liegt wohl wirklich ein Fluch über unseren Häuptern, dass jeder nur denkbare Zufall sich uns auch tatsächlich in den Weg legt. Ich werde diesen Zylinder mit mir nehmen und meine Aufzeichnungen auf Lucys Phonographen fortsetzen.
     
    Memorandum, hinterlassen von Lucy Westenra
     
    17. September, nachts
    Ich schreibe dies hier und will es offen sichtbar liegen lassen, damit niemand wegen mir in Schwierigkeit gerät. Es ist ein genauer Bericht über all das, was sich heute Nacht ereignet hat. Ich fühle, dass ich bald vor Schwäche umfalle. Kaum habe ich noch die Kraft zum Schreiben, aber es muss geschehen, und wenn ich darüber sterben sollte.
    |210| Ich ging wie gewöhnlich zu Bett und achtete sorgfältig darauf, dass die Blüten so angebracht waren, wie van Helsing es befohlen hatte. Bald schlief ich ein.
    Ich erwachte von dem Flattern am Fenster, das ich nun schon so genau kenne und das damals begonnen hatte, als ich auf dem Cliff in Whitby schlafwandelte, wo mich Mina fand. Ich fürchtete mich nicht, aber ich hätte mir gewünscht, dass Dr. Seward im Nebenzimmer wäre, wie Dr. van Helsing es mir versprochen hatte, damit ich ihn hätte rufen können. Ich versuchte dann wieder einzuschlafen, was mir aber nicht gelang. Dann kam erneut die alte Angst vor dem Schlaf über mich, und ich beschloss, wach zu bleiben. Der Schlaf schien sich nun jedoch meiner bemächtigen zu wollen, so sehr ich ihn fernzuhalten versuchte. Da ich mich vor dem Alleinsein fürchtete, öffnete ich die Tür und rief hinaus: »Ist da jemand?« Niemand antwortete. Meine Mutter wollte ich jedoch nicht wecken, und so schloss ich wieder die

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