Draculas Darling
erreichbar.
Ich rief an.
Bei Thelma Fox meldete sich niemand. Bei Perry Hart hob eine Frau ab, die mir erklärte, dass ihr Mann unterwegs sei.
»Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?«
Mrs. Hart schickte mir ein schrilles Lachen ans Ohr. »Nein, Mr. Sinclair, das kann ich nicht. Aber ich würde es selbst gern wissen. Mein Mann ist mit unbekanntem Ziel verreist.«
»Hat er keine Andeutungen gemacht?«
»Leider nicht.«
»Kommt das öfter vor?«
»Früher kam es öfter vor. Seit einigen Monaten nicht mehr.«
»Und Sie wissen auch nicht, wer angerufen hat?«
»Leider nein.«
Ich ließ nicht locker. »Sagt ihnen der Name Chapman möglicherweise etwas?«
Die Frau nahm sich Zeit und überlegte. »Nein, auch da muss ich Sie enttäuschen. Mein Mann hat diesen Namen nie erwähnt.«
»Darf ich fragen, welchem Beruf er nachgeht?«
»Er ist bei einer Sicherheitsfirma angestellt. Dort spielt er den Boss. Ich habe mich daran gewöhnt, dass er mal für eine gewisse Zeit verschwunden ist. Aber diesmal hat er leider kein Ziel genannt, und das hat mich geärgert.«
»Dann bedanke ich mich für die Auskünfte.«
»Soll ich ihm Bescheid sagen, wenn er...«
»Nein, das ist nicht nötig. Ich melde mich wieder, wenn ich mit ihm reden will.«
»Wie Sie meinen.«
Suko war in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen. Er hatte bei Simon Long und Burt Croft angerufen. Das Ergebnis war das Gleiche gewesen.
Suko sprach es mit leiser Stimme aus. »Sie sind alle nicht zu Hause, John. Ist das ein Zufall?«
»Vermutlich nicht.«
»Was ist dann mit ihnen?«
»Man hat sie weggelockt.«
Suko nickte. »Vermute ich auch. Aber warum nur die vier? Warum nicht Amos Hurland?«
Ich zuckte die Achseln. »Da müssten wir uns bei Draculas Darling erkundigen. Ich bin fest davon überzeugt, dass er die Fäden im Hintergrund zieht. Er hat sie ausgebildet. Er pfeift und sie tanzen. Das ist wie früher gewesen. Keiner von ihnen wird sich weigern, seinem Befehl nachzukommen.«
»Ja, du kannst Recht haben, John. Wobei ein Bauernhof groß genug ist, um alle aufzunehmen.«
»Genau das ist es.«
»Und es gibt eine Frau«, sagte er. »Dort hat sich niemand gemeldet. Lebt sie allein oder...«
»Wir werden sie fragen, wenn wir ihr gegenüberstehen. Wer denkt schon daran, dass eine Frau eine eiskalte Killerin ist, wenn sie ihm gegenübersteht?«
»Das ist allein die Schuld der Männer, John.«
»Wieso?«
»Jeder sollte wissen, dass die Emanzipation nicht nur das Militär erreicht hat, sondern auch das Killer-Gewerbe.«
So gesehen hatte Suko nicht Unrecht. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, dass wir uns darüber Gedanken machten. Viel wichtiger war das Auffinden des Bauernhofs. Ich spürte es in den Fingerspitzen, dass wir dort den entscheidenden Schritt weiterkommen würden...
***
Drei Männer und eine Frau hielten sich in der geräumigen Küche auf, in der es unter anderem einen sehr großen Holztisch gab, an dem alle ihren Platz fanden.
Sie kannten sich.
Sie wussten, was sie in früheren Zeiten geleistet hatten. Manchmal waren sie auch zu zweit losgezogen, und sie hatten jetzt wieder ihre eigentliche Existenz zurückbekommen. Lange genug hatten sie in der Tarnung gelebt, aber sie hatten sich auch daran gewöhnt und hockten nicht mehr mit der gleichen Sicherheit zusammen wie früher.
In ihren Glanzzeiten waren sie als perfekte Killermaschinen ausgebildet worden. Vergessen hatten sie auch jetzt nichts, nur waren sie älter geworden, und das sah man ihnen an.
Der Raum war groß. Es war zudem alles vorhanden, was der Magen eines Menschen begehrte. Sie konnten Wein, Champagner und auch teure Weingeister trinken. Auch Getränke ohne Alkohol standen bereit.
Auf dem Tisch standen zudem Kleinigkeiten zu essen. Obst verteilte sich in sienaroten Schalen. Auf Platten lagen kleine Canapees, viel Fisch, Geflügel oder vegetarische Gerichte.
Die Wände waren hell gestrichen. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, in einem alten Bauernhaus zu leben, das an der Außenseite ganz anders aussah. Da wirkten die Mauern so, als würden sie beim nächsten Sturm zusammenbrechen.
Am Kopfende des Tisches saß Thelma Fox Sie war eine recht große Frau, die ihr Haar hennarot gefärbt hatte. Bekleidet war sie mit einem schwarzen Hosenanzug. Sie war um die 40, doch durch das Make-up wirkte sie jünger. Der breite Mund schien ein ständiges Lächeln zu zeigen, was sich in den Augen nicht wiederholte. Sie blickten sehr wachsam. So sah die Frau aus, als wäre
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