Draculas Darling
etwas anderes ist wichtig. Chapman war Offizier. Einer mit höherem Rang. Er war zugleich Chef einer Sondertruppe. Er hatte seine Soldaten für den Nahkampf ausgebildet. Man sagte ihm nach, dass er ein verdammt harter Hund gewesen ist, der des Öfteren auch die Grenzen überschritt, obwohl die schon weit gesteckt waren. Chapman verschwand dann sehr plötzlich von der Bildfläche. Angeblich suspendiert oder unehrenhaft entlassen. Nur stimmte das nicht. Man hat ihm eine andere Aufgebe zugeteilt. Ein Geheimkommando.«
»Die Ausbildung der Ausputzer.«
»Richtig, John.«
Ich nickte vor mich hin. »Und jetzt ist er derjenige, der alle Spuren löschen lässt, wo sie nicht mehr gesucht werden. So grausam kann das Leben sein.«
»Wem sagen Sie das, Sir?« Ich war froh, etwas mehr über ihn zu wissen, und erkundigte mich, ob mehr über diesen Chapman bekannt war. Wie er gelebt und wie er gewohnt hatte.
»Das wird noch recherchiert, John.« Sir James runzelte die Stirn. »Es ist nicht so leicht und kann dauern. Chapman hat ein recht geheimes Leben geführt.«
»Wer zahlte sein Gehalt?«, fragte Suko.
»Ich denke, der wurde aus einer Sonderkasse der Regierung honoriert. Man konnte ihn ja nicht fallen lassen. Chapman wusste einfach zu viel. Da hätten sich einige blutige Nasen holen können, wenn er geredet hätte. Deshalb hat man ihn heimlich unterstützt.«
Ich deutete auf das Telefon. »In nicht ganz einer halben Stunde wird Frantisek Marek anrufen...«
»Wollen Sie ihn zur Unterstützung nach London holen?«
»Nein, obwohl es nicht mal so übel wäre. Marek wird versuchen herauszufinden, ob es irgendetwas über Jordan gibt. Wenn es jemand schafft, dann er, der Vampirkenner.«
»Ja, hoffentlich.«
Sir James verabschiedete sich wieder.
Suko und ich blieben zurück, und mein Freund nickte mir zu. »So etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht, John.«
»Was?«
»Das mit Chapman. Es gibt doch diese Typen, die vor Kraft kaum gehen können und bestens dafür geeignet sind, andere auszubilden oder zu schinden. Die gibt es in jeder Armee der Welt. Aber Chapman scheint es übertrieben zu haben.«
»Andere wollten es so.«
»Dann hat er die Killertruppe ausgebildet.« Suko zog ein nachdenkliches Gesicht. »Er wird es nicht aus eigenem Antrieb heraus getan haben. Für so etwas bekommt man einen Auftrag. Es muss also noch Menschen geben, die hinter ihm stehen. Die ihm erklärt haben, was zu tun war. Männer, die hohe Posten in diesem Land bekleiden und...«
»Stimmt alles«, unterbrach ich ihn. »Nur wirst du an sie nicht herankommen. Niemand wird etwas zugeben, darauf kannst du Gift nehmen.«
»Lieber nicht.«
»Wichtig ist, dass wir mehr über Chapman herausfinden und wir durch ihn an Draculas Darling herankommen. Alles andere...«
Das Telefon schlug an. Gierig schnappte ich nach dem Hörer, hörte allerdings keine Stimme, sondern ein Seufzen.
»Was ist los, Frantisek?«
»Du hast mich vor Probleme gestellt.«
»Sollte ich nicht anrufen?«
»Ach, lass mal, so schlecht geht es mir dank gewisser Freunde nicht.« Er meinte damit die Conollys, die ihn finanziell unterstützten. »Um auf deinen Vampir zurückzukommen, John, ich habe da etwas herausgefunden.«
»Super.«
»Warte erst mal ab.«
»Gut, Frantisek.«
Nicht nur ich hörte ihm zu, auch Suko konnte über den Lautsprecher alles verstehen.
Marek berichtete von einem Blutsauger mit dem Namen Jordan. Er hatte seine Spur nicht in Rumänien hinterlassen, sondern in Frankreich. Das allerdings lag schon lange zurück. Einige hundert Jahre, wie uns Marek versicherte.
»Für einen Vampir kein Problem«, sagte ich. »Er kann auch noch länger überleben.«
»Natürlich. Ich habe in alten Büchern geblättert, deren Inhalte sich mit dem Problem des Vampirismus befassen. Dort taucht der Name Jordan auf.« Marek seufzte. »Es wird berichtet, dass er tatsächlich aus einem rumänischen oder slawischen Geschlecht abstammt. So ist der Begriff Draculas Darling irgendwie treffend. In Frankreich soll er Spuren hinterlassen haben. Irgendwann hörte man nichts mehr von ihm.«
»Warum nicht?«
»Er war weg.«
»Aber nicht vernichtet?«
»Nein, oder auch ja. Angeblich ist er im Moor oder Sumpf versunken. Oder hat sich begraben lassen, um die nächsten Jahre zu überschlafen. Was genau passiert ist, weiß ich nicht.«
»Hast du eine Beschreibung? Ist in deinem Buch erklärt worden, wie er aussah?«
»Das allerdings. Du weißt selbst, dass es die unterschiedlichsten
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