Draculas Goldschatz - Gruselroman
sagte. Er sagte, der junge Mann sei mit dem Teufel im Bunde.“
„Wenn ich mich richtig entsinne, sagte er das gleiche von mir.“
„Das ist wahr, aber niemand würde Sie verdächtigen, Stefan ermordet zu haben.“
Thorka hob die Brauen. „Stefan?“ fragte er erstaunt. „Ermordet?“
Conescu nickte. „Das besagen jedenfalls die Gerüchte, die heute früh unter meinen Leuten umlaufen. Anscheinend wurde der arme Mann mit gebrochenem Hals aufgefunden, und jemand hatte ihm das Kreuz in den Rachen gestoßen. Und die Wirbelsäule soll auch gebrochen sein. Der Mörder muß ein sehr kräftiger Mann gewesen sein.“
Thorka sagte: „Da haben Sie recht. Doch im Dorf gibt es viele kräftige Männer, Sie selbst nicht ausgeschlossen, wenn ich so sagen darf, Herr Conescu. Ich finde es bewundernswert, welche körperliche Form Sie in Ihrem Alter bewahrt haben, Herr Conescu.“ Er sagte nicht, daß es geplant gewesen war, Stefans Tod noch eine Weile zu verheimlichen. Er sagte auch nicht, daß er ziemlich genau wußte, wie das ‚Gerücht‘ unter die Leute gekommen war.
„In jedem Fall wird Mr. Sanchez bemüht sein, Schwierigkeiten zu vermeiden und weder Ihre Arbeiter noch Sie zu behindern. Nun, wenn Sie so gut sein wollen, uns ein wenig herumzuführen - oh, Sie sprechen Englisch, nicht wahr?“
Die plötzliche Frage überraschte Conescu völlig. Durch seinen Geist blitzten die verschiedenen Papiere und Formulare, die er unterzeichnet hatte, um die Erlaubnis für Ausgrabungen zu erhalten. Hatte es da irgendwo eine Frage über Sprachkenntnisse gegeben? Und wenn, hatte er zugegeben, die englische Sprache zu beherrschen?
„Ich spreche ein wenig Englisch“, sagte er zögernd zu Sanchez. „Allerdings nicht sehr gut.“
Sanchez nahm die Hand, die der andere ihm hinstreckte. Sie war nicht nur in der Proportion zur Körpergröße, sondern im tatsächlichen Vergleich größer als seine eigene. „Ich glaube, ich sollte mich entschuldigen“, sagte er, „daß ich Ihnen solche Ungelegenheiten bereite. Aber Professor Thorka versicherte mir, daß es Ihnen nichts ausmachen würde, solange ich die Arbeiten nicht behindere.“
„Nein, es macht mir nichts aus. Sie sind willkommen hier. Sehen Sie sich nur in Ruhe um. Aber nun kommen Sie und lassen Sie uns sehen, welche Fortschritte gemacht worden sind.“
„Die Logik schreibt uns vor, wo wir bohren, Mr. Sanchez“, erklärte Conescu mit einer Handbewegung zu den Ruinen hinter ihnen. „Eine Fluchtroute aus der Burg mußte von irgendeinem unterirdischen Raum unter dem Hauptgebäude ausgegangen sein. Normalerweise wäre es am einfachsten, diesen unterirdischen Raum zu suchen und von dort den Fluchtgängen nachzuspüren.“
„Das leuchtet mir ein“, sagte Sanchez. „Aber Sie graben nur außerhalb der Mauern.“ Die fünf Bohrmaschinen waren in einem Halbkreis angeordnet, der die Peripherie der Trümmerstätte in einem Abstand von etwa fünfundzwanzig Metern umschloß. An jedem Bohrer stand eine Mannschaft von sechs Männern, die die Maschinen bedienten und das Geröll forträumten. Die in den massiven Fels gebohrten Stollen hatten bereits eine ansehnliche Tiefe erreicht.
„Warum diese Anordnung?“ fragte Sanchez.
„Dafür habe ich zwei gute Gründe. Der eine ist, daß das Innere der Burg in so hohem Maße einsturzgefährdet oder schon eingestürzt ist, daß man nur mit großen Schwierigkeiten zu den Fundamenten vordringen könnte.“
Sanchez sah das ein. „Nun, das mag tatsächlich schwierig sein, aber wäre es nicht doch leichter, den Schutt und die Gesteinsbrocken hinauszuräumen, als Stollen in den massiven Fels zu bohren?“
„Sehr richtig. Und da kommt der zweite Grund ins Spiel. Die Männer, verstehen Sie. Sie gehen nicht ins Innere der Burg. Wenn sie es vor den unglücklichen Mordfällen vielleicht getan hätten, jetzt würde ich sie unter keinen Umständen dazu bewegen können. Aber solche Probleme können mich nicht aufhalten. Meine Strategie, die Sie an der Position der Bohrer erkennen können, ist ganz einfach. Wenn es Fluchtgänge gab, dann müssen sie notwendigerweise zum Fluß geführt haben.“
„Notwendigerweise?“ fragte Sanchez. „Warum nicht in die Berge?“
„Weil es in den Bergen nichts gibt, Mr. Sanchez. Dieses Gebirge ist noch heute verhältnismäßig unwegsam. Stellen Sie sich vor, wie es im Mittelalter gewesen sein muß. Für einen Flüchtling zu Fuß wäre es nahezu unmöglich gewesen, das mit Urwäldern bedeckte Gebirge zu überqueren.
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