Draculas Goldschatz - Gruselroman
vorsichtig seinen Kognak und blickte wieder auf die Uhr. Fünf Minuten nach acht. Um Punkt neun Uhr sollte er hinaufgehen, wo Conescu sein Zimmer hatte. Wenn der Mann dort war, bestand Sanchez' Aufgabe einfach darin, ihn zu informieren, daß er einige Lichter auf der Bergkuppe gesehen habe und sich nun frage, ob dort oben mit Conescus Zustimmung gearbeitet werde.
Das sollte Conescu im Laufschritt den Berg hinaufbringen.
Zu dem, der ihn dort erwarten würde.
Ein sehr einfacher Plan und eine ebenso einfache Arbeit für Sanchez; sie mochte obendrein völlig unnötig sein, wenn sich herausstellen sollte, daß Conescu und seine sogenannte Nichte bis neun Uhr noch nicht vom Berg zurückgekehrt waren. Als Ktara um sieben herunterkam, waren sie noch oben gewesen. Trotzdem stimmte er mit Ktaras Beurteilung der Lage überein. Die Nacht versprach in der Tat ereignisreich zu werden, und er zweifelte irgendwie daran, daß er so leicht davonkommen würde, wie die ihm zugewiesene Rolle es zu diktieren schien. Meistens entwickelten sich die Dinge anders als vorgesehen.
Zuerst hatte er seine einfache Nachricht abzuliefern, dann zu beobachten. Dann mußte er Harmon über das Sprechfunkgerät, das er in der Tasche trug, verständigen und die abgesprochenen Worte „Alles ist bereit“ sagen. Mehr nicht, denn wenn alles planmäßig verliefe, würden Harmon und Thorka zu dieser Zeit im Büro des Polizisten sein. Dies hatte den Zweck, sowohl den Beamten als auch Thorka im Ort festzuhalten und zu verhindern, daß einer von ihnen auf den Berg stieg.
Danach hätte er nichts mehr zu tun, brauchte nur dazusitzen und Kognak zu trinken, während Harmon durch ein Radiosignal den Splitter aus dem Herzen des Grafen entfernte und den Vampir entließe, daß dieser auf seine eigene Art und Weise mit denen abrechnete, die sein Gold wollten...
„Sie haben recht, Mr. Sanchez“, sagte Ktara leise. „Selten läuft etwas so einfach, wie es im Plan aussieht. Ich denke, daß vielleicht auch Conescus Plan ein wenig ins Schleudern geraten ist.“
„Genau das ist unsere Absicht, nicht wahr?“
„Ja, aber er hat ohne unser Zutun einen Fehler gemacht. Sehen Sie sich um. Was sehen Sie?“
Sanchez wandte den Kopf. Und lauschte, denn die Lautstärke der Stimmen hatte etwas zugenommen. Er sagte: „Ich sehe Leute, die ein wenig zuviel getrunken haben.“
Ktara lächelte. „Das ist sicherlich nach Conescus Plan. Aber er zog nicht in Betracht, was diese Männer, wenn sie zuviel getrunken haben, vielleicht unternehmen würden.“
„Reden Sie weiter“, sagte er. „Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.“
„Die Männer haben Angst. Ihre Angst wird von dem Durchbruch verursacht, der ihnen heute morgen gelang. Was liegt in diesem System unterirdischer Gänge? Das ist die Frage, die sie beschäftigt. Was liegt wirklich dort - und hat beinahe ein Jahrhundert ungestört dort gelegen? Sie sollten verstehen, was in den Köpfen und Herzen dieser Leute vorgeht, Mr. Sanchez.“
Und plötzlich verstand er es. Lebhaft erinnerte er sich seiner eigenen Gefühle, als er jene andere Öffnung in das unterirdische System gesehen hatte. Damals waren ihm die Legenden durch den Kopf gegangen, und er hatte gewußt, daß der Inhalt der Legenden wahrscheinlich irgendwo in der Dunkelheit vor ihm lag.
„Heute abend“, sagte Ktara, „wird viel von Vampiren gesprochen, von Conescus wirklichen Absichten, von seiner Nichte, hochmütig und halb verrückt, und man wird davon sprechen, daß das Dorf von diesen Leuten und ihresgleichen gesäubert werden sollte. Im Moment ist es nur eine Minderheit, die dafür eintritt, doch fürchte ich, daß solche Ideen Boden gewinnen, wenn das Trinken noch länger so weitergeht.“
Sanchez kam nicht zu einer Antwort, denn seine und Ktaras Aufmerksamkeit wurde zur Theke gelenkt. Dort war eine Meinungsverschiedenheit im Gange, die sich zu hitzigen Wortwechseln gesteigert hatte. Sanchez wußte nicht, worum es ging, aber plötzlich, er konnte sich nicht vorstellen wie, verstand er die rumänischen Worte. Er blickte schnell und verdutzt zu Ktara und sah sie nicken zum Zeichen, daß er zuhören solle.
Einer der Kontrahenten war der rotblonde junge Mann, der Sanchez heute früh mit großer Abneigung beobachtet hatte. Sein Gesicht war gerötet, und er versuchte die Meinung des Mannes neben sich zu widerlegen:
„Was du sagst, ist lächerlich! Das sind nur Wissenschaftler. Du verstehst sie nicht, weil du zu beschränkt bist! Sie sind vornehme,
Weitere Kostenlose Bücher