Draculas Goldschatz - Gruselroman
kommen und den Fall übernehmen. Aber sagen Sie, Sie sind gelehrte Herren, ist es wirklich denkbar, daß Nicolae das Opfer eines Vampirs wurde? Ist es möglich, daß er mit Vampirblut vergiftet wurde? Halten Sie das für denkbar?“
Thorka und Harmon tauschten Blicke aus. Dann ergriff der amerikanische Professor das Wort:
„Ich würde sagen, daß die Erklärung weniger geheimnisvoll ist. Lassen Sie uns annehmen, bei diesem Mordfall habe kein Vampir seine Hand im Spiel. Daß die Ermordeten auf irgendeine abscheuliche Art und Weise umgebracht wurden, ist erwiesen. Wenn wir uns nun vergegenwärtigen, daß dieses letzte Opfer...“
„Mercea“, half der Polizist aus.
„Richtig, Mercea. Nehmen wir also an, daß dieser Mercea genauso bestialisch umgebracht wurde wie die anderen, und nehmen wir ferner an, daß Nicolae ein Augenzeuge dieser Tat war, so ist leicht zu erklären, daß er darüber den Verstand verlor.“
„Das ist logisch“, stimmte der Beamte zu. „Ich bin bereits zu derselben Schlußfolgerung gelangt. Aber das Kreuz...“
„Das Kreuz“, sagte Thorka, „wurde nach Stefans Auskunft in der Nähe von Merceas Leichnam gefunden. Wenn es während der Mordtat eine Rolle spielte, mag sein Anblick das Entsetzen der schrecklichen Tat in Nicolaes krankem Geist geweckt haben.“
„Jedenfalls wäre es nützlich“, sagte Harmon, „wenn wir das Kreuz zur Hand hätten.“
„Und“, ergänzte der Polizist, „wenn wir Stefan zur Hand hätten.“ Er leerte seinen Kognak und erhob sich. „Nun, meine Herren, Sie verstehen, daß ich sehr beschäftigt bin. Wenn Ihre Assistentin dort drinnen fertig ist...“
Wie auf ein Stichwort betrat Ktara den Raum.
„Gut“, sagte der Gendarm. „Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht. Für mich wird es leider eine lange Nacht werden, wenn mich nicht alles täuscht.“
„Nicht so lang, wie Sie vielleicht denken“, sagte Thorka von der Tür. Draußen neben der Limousine lag eine Gestalt. Als sie näherkamen und sich über den Körper beugten, erkannten sie den verkrümmten Leichnam Stefans. Hals und Rückgrat des Gastwirts waren gebrochen.
Auch das schmiedeeiserne Kreuz war da. Jemand hatte es zur Hälfte ins Stefans Kehle gestoßen.
7.
Nach ihrer Ankunft in dem bescheidenen Hotel in Piteschti, wo Thorka Zimmer bestellt hatte, verabschiedeten sie sich von dem Rumänen unter dem Vorwand, daß ein geschäftiger Tag vor ihnen liege, und zogen sich zurück. Fünfzehn Minuten später schob Sanchez den Professor in Ktaras Zimmer. In der Mitte dieses Zimmers stand die große Kiste. Ktara füllte drei Gläser mit Kognak. Es war eine viel bessere Marke als der, den sie im Polizeibüro getrunken hatten.
„Die latenten Vorstellungsbilder waren sehr stark“, begann Ktara. „Sowohl die im Gehirn des toten Jungen, als auch jene, die in Stefan vorhanden waren. Die Frau, diese Dava Conescu, ist der mörderische Vampir vom Berg, obwohl ihre genaue Methode nicht klar wird. Man hat den Eindruck, daß sie selbst wahnsinnig ist, wenigstens wenn man sie danach beurteilt, wie sie diesen Nicolae behandelt hat.“
„Sie meinen, weil sie ihn laufen ließ?“ fragte Sanchez.
„Nein. Ich meine das, weil sie ihn zwang, in direktem Kontakt mit dem eben ermordeten Körper seines Freundes mit ihr zu schlafen.“
Harmon nickte und zog ein Gesicht. „Dava Conescu muß eine nette Frau sein. Und Stefan?“
„Radu Conescu hat ihn erwürgt und ihm den Hals gebrochen. Es war sein Lohn für eine verpfuschte Arbeit.“
Der Professor spielte mit seinem Glas. „Es erfordert wenig Phantasie, um auf die Natur dieser Arbeit zu kommen. Die ganze Angelegenheit hat Wendungen genommen, die mir nicht gefallen. Wir werden gut daran tun, so rasch wie möglich zu handeln.“
„Heute abend noch?“ fragte Sanchez. Sein Blick ruhte sinnend auf der großen Kiste.
„Das ist nicht ratsam“, erwiderte Ktara. „Nicht heute abend und zwar wegen der Komplikationen, die Sie eben erwähnten. Nachdem heute abend schon wieder ein Mord geschehen ist, der an Stefan, müssen wir den Dorfbewohnern Zeit geben, sich mit unserer Gegenwart abzufinden. Besonders wichtig ist, daß sie Professor Thorka und Mr. Sanchez dulden. Bei ihrem ersten Auftreten wurden sie als Dämonen oder gar Teufel hingestellt, und die Leute, die auf dem Marktplatz versammelt waren, werden sich daran erinnern, wenn die Nachricht von Stefans scheußlichem Ende die Runde macht. Wie auch immer, sobald bekannt wird, daß wir den Behörden helfen, die
Weitere Kostenlose Bücher