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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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schnell fließende bräunliche Wasser und beobachtete die Enten, die darin paddelten, nach Nahrung gründelten und sich auf den Steinen und dem Gras am Ufer sonnten und putzten.
    Â» Kay « , hörte sie die Stimme ihres Bruders und seine Hand legte sich warm und fest auf ihre Schulter. » Da bist du. «
    Sie drehte sich zu ihm um und erwiderte seine Umarmung. » Bradan « , sagte sie mit einem Kloß im Hals, der von einem auf den anderen Moment da war. » Bradan, ich dachte, ich würde dich niemals wiedersehen. « Erst jetzt ließ sie zu, dass all die Gefühle, die sie so sorgsam vergraben hatte, an die Oberfläche stiegen und sie durchschüttelten wie ein heftiger Winterorkan. Noch nicht einmal nach dem Treffen in der Schenke hatte sie sich erlaubt, die Beherrschung zu verlieren. Sie hatte scheinbar ungerührt hingenommen, dass der Totgeglaubte wieder unter den Lebenden weilte, dass er einen Anschlag plante und sogar seiner eigenen Schwester misstraute.
    Sie klammerte sich an ihn und barg ihr Gesicht an seiner Brust. » Du hättest es mir sagen müssen « , sagte sie erstickt. » Wie konntest du mich nur all die Zeit glauben lassen, du seist tot? «
    Seine Hände rieben unbeholfen über ihre Schultern, ihren Rücken, tätschelten ihren Kopf. » Kay « , sagte er. » Kay, es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht in Gefahr bringen, verstehst du das denn nicht? «
    Sie straffte ihre Schultern, blinzelte die Tränen aus ihren Wimpern und löste sich von ihm. Es wäre unklug, hier ein Schauspiel zu bieten, das Aufmerksamkeit auf sich zog. Deshalb putzte sie ihre Nase, setzte ein Lächeln auf und hakte sich bei ihrem Bruder ein. Er trug eine verschossene Jacke aus Drell, dreiviertellange, ausgebeulte Hosen, halbhohe Stiefel, einen Wollpullover und eine tief in die Stirn gezogene Mütze. Die meisten Männer hier am Ufer sahen aus wie er: Flussmatrosen, Fischer, Hafenarbeiter. Nur, wenn man seine Augen sah, die wachsam und voller Misstrauen ständig hin- und herschweiften, wurde die Tarnung für einen Moment löcherig.
    Sie schlenderten am Ufer entlang, und Bradan zerbröselte einen staubtrockenen Kanten Brot, um die Krumen den Enten hinzuwerfen. Sie blieben Arm in Arm am Ufer stehen, ein Liebespaar wie viele andere, und sahen den Enten zu, wie sie eifrig quakend und paddelnd nach dem aufweichenden Brot schnappten.
    Â» Warum hast du mich noch einmal sehen wollen? « , fragte Kay halblaut und zeigte dabei lachend auf eine Ente, die eine andere durch das Wasser jagte.
    Â» Ich wollte allein mit dir sprechen « , erwiderte Bradan und zog ihren Arm unter seinen. Er verschränkte seine Finger mit den ihren und neigte sich zu ihr, als flüstere er ihr Koseworte ins Ohr. » Leon hat mir erzählt, dass du in den geheimen Teil der Burg gelangen kannst– hinter die streng verschlossenen Eisentüren. «
    Kay verspürte ein Ziehen in der Magengegend. » Nun… « , sagte sie zögernd, » ja. Das stimmt. « Der Duke hatte sie dort gesehen, er hatte mit ihr und Branwen gesprochen, bevor sie hinunter in den Pferch gegangen waren. Es hatte also wenig Sinn, das abzustreiten.
    Â» Was ist dort unten? «
    Â» Die Dracyr « , erwiderte sie kurz. » Und Vorratsräume aller Art. Waffenkammern. Die Quartiere der Pferchwächter. «
    Bradan hob den Kopf, sah sich um, lachend wie über einen ihrer Scherze. Seine Augen musterten scharf die Umgebung. » Ist dir jemand gefolgt? «
    Â» Nein, ich glaube nicht. « Kay rieb sich matt über die Augen. Sie war erschöpft, die Anstrengung, Gormydas in sich zu tragen, ermüdete sie schneller, als sie gehofft hatte.
    Bradan zog sie weiter, sie schlenderten zur Promenade hoch. » Setzen wir uns auf die Bank dort drüben « , schlug er vor. Die kleine Steinbank stand im Schatten eines großen Holunderbuschs, der eine Fülle von beinahe reifen, violett-schwarzen Beeren trug. Kay ließ sich nieder und hob den Kopf, um den Busch zu betrachten. Sie spürte Gorms Neugier und seine Freude an dem üppigen Grün.
    Â» Was hattest du dort unten bei den Dracyr zu tun? « , riss Bradans nächste Frage sie aus ihrer Versunkenheit.
    Sie sah ihn an, runzelte die Stirn. » Du klingst, als hätte ich etwas falsch gemacht. «
    Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Sein Gesicht war dicht vor ihr, er musterte sie mit einem

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