Dracyr – Das Herz der Schatten
Dracer.
Ein Schlag trifft seine Wange, reiÃt seinen Kopf zur Seite. Ein zweiter Schlag, nicht minder heftig, wirft ihn auf den Rücken und der Rapport zerreiÃt.
Ãber ihm ragt die massige Gestalt des Dracyrmeisters auf. Er hält die schwere Dracyrpeitsche in der einen, die leichtere Führgerte aus Stahl in der anderen. Ohne sich weiter um Damian zu kümmern, tritt er auf den Kemmer zu, der seine Flügel eng an den Körper drückt. Damian kann die Angst des Dracer spüren. » Schlag ihn nicht « , bringt er mühsam hervor, sein Kiefer schmerzt von dem brutalen Hieb. » Wir haben Gormandel verloren. «
Lord Harrynkar hebt die Peitsche und schlägt dem Kemmer über die empfindlichen Nüstern. Der Dracer heult auf und weicht zurück.
» Vater, schlag ihn nicht. Wenn du ihn brichst, werden wir auch ihn verlieren. «
Der Dracyrmeister ignoriert ihn. Er fixiert den Kemmer, der fiepende, schmerzerfüllte Laute ausstöÃt. Seine Augen verlieren ihr Feuer, überziehen sich mit dem milchigen Schleier der ersten Nickhaut. Er neigt den Kopf, senkt ihn zu Boden, zittert. Damian weiÃ, dass der Kampf um des Dracers Willen jetzt auf anderer Ebene stattfindet. Er sieht die Fäuste seines Vaters, die sich um die Peitschengriffe ballen. Damian setzt sich auf und wischt sich das Blut aus dem Gesicht. Er braucht nicht in die Augen des Dracyrmeisters zu sehen, um zu wissen, dass sie so feurig und vielfarbig schimmern wie die eines Dracer.
Mit einem Seufzen richtet er sich auf und lehnt sich gegen die Wand. Einige Augenblicke lang regt sich keiner der beiden, nur ihre Atemzüge sind zu hören. Dann wimmert der Kemmer und verbirgt seinen Kopf unter dem Flügel. Er sinkt zu Boden und regt sich nicht mehr, seine Flanken arbeiten unter schweren Atemzügen.
Lord Harrynkar bleibt noch für die Dauer einiger Herzschläge regungslos stehen, dann fährt er herum. Er packt seinen Sohn am Arm und stöÃt ihn in die Schleuse, während Damian ihm erklärt, dass sie Gormandel und wahrscheinlich auch Crawford verloren haben.
Crawford hatte es sich in den Kopf gesetzt, Gormandel zu führen. Die Wurfschwester des blauen Kemmers, wie alle Dracyrweibchen früher reif als er, war noch unbemannt, eine prächtige, starke Wyvern von königlichem Habitus. Damian hat sie schon als die Nachfolgerin von Teyradel gesehen, deren Augen sich langsam zu trüben beginnen. Sie brauchen eine neue Königin für die Horde. Teyradel ist alt und müde und ein Machtwechsel, der friedlich verläuft und nicht in einem wilden Kampf unter allen Wyvern entschieden wird, wäre für die Horde und ihre Reiter ein Segen.
Lord Harrynkar hört ihm nicht zu. Er schiebt ihn durch die äuÃere Schleuse und befiehlt Sam, sie zu verriegeln. Dann dreht er sich zu Damian um. Sein Gesicht ist bar jedes Ausdrucks, nur in den Augen funkelt immer noch das Dracyrfeuer. Er hebt schweigend die Hand und zieht Damian die Führgerte durchs Gesicht. Es brennt wie Feuer, aber Damian zuckt nicht zurück und hebt auch nicht schützend die Hände. Er hat gelernt, diese Art von Züchtigung über sich ergehen zu lassen, ohne Anzeichen von Schwäche oder Schmerz zu zeigen, die den Dracyrmeister nur noch mehr gereizt hätten. Noch dreimal fährt die Gerte zischend durch die Luft, trifft seine Schultern und seinen Arm. Damian hört und spürt, wie Stoff zerreiÃt und Haut platzt. Er beiÃt die Zähne zusammen und hält den Schmerz ebenso aus wie den starren, erbarmungslosen Blick seines Vaters.
Lord Harrynkar lässt die Gerte sinken und sagt: » Du bist ohne Peitsche zu einem tobenden Kemmer gegangen. «
» Ja, Mylord. «
» Du weiÃt, was hätte geschehen können. «
» Ja, Mylord. «
Der Dracyrmeister hält seinen Blick noch einen Moment länger fest, dann wendet er sich ab. Er reicht Sam die Peitschen, ohne dem Wächter einen Blick zu gönnen. » Bericht « , befiehlt er.
» Sam hat mich geholt, weil der Kemmer zu toben begonnen hat. Ich habe von Tyria einen Hinweis darauf bekommen, dass etwas mit Gormandel geschehen sein muss. Ich bin mit dem Kemmer in Rapport gegangen und habe meine Befürchtung bestätigt gesehen. « Er erzählt in knappen Worten von den Bildern, die der Kemmer ihm gezeigt hat. Sein Gesicht schmerzt höllisch und sein Ãrmel ist nass und warm vor Blut. Er ignoriert die Schmerzen, wie er es
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