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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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sie noch ein Hemd und am besten auch eine Weste oder Jacke. Mit zitternden Fingern durchwühlte sie den Schrank. Ein weißes Hemd aus weicher, dicker Seide und darüber eine dunkle, kurze Jacke vervollständigten die Kostümierung.
    Erst als Kay die Jacke zuknöpfte, hörten ihre Hände auf zu zittern. Nun war sie wenigstens nicht mehr nackt. Sie flocht eilig ihr Haar zum Zopf und drehte ihn auf dem Kopf zusammen. Aus den Resten ihrer Frisur hatte sie noch ein paar Haarnadeln retten können, die zumindest provisorischen Halt versprachen. Sie schlüpfte in ihre Pantinen und sah sich um. Das kleine Messer lag noch auf dem Boden, wo sie es fallen gelassen hatte, sie hob es auf und steckte es ein. Dann wickelte sie die Lumpen zusammen, die vor ein paar Stunden noch ihre Kleider gewesen waren, klemmte sie unter den Arm und verließ das Gemach.
    Kay entschied, den belebten Haupttrakt mit der großen hinteren Halle zu meiden und lieber einen Umweg durch den Küchengarten und die Vorratskammern zu machen. Dort würde sie schlimmstenfalls einer der Küchenhilfen oder einem Hausmädchen über den Weg laufen, die sie nicht an die Mamsell verraten würden.
    Sie gelangte ohne Zwischenfall ins Haupthaus und von dort durch die kleine Vorratskammer in den Gang zwischen Küche und Vorratslager. Als sie die Tür zu den Gesindekammern öffnen wollte, trat hinter ihr jemand aus dem Kelleraufgang. Sie erstarrte mit der Hand auf der Türklinke. Der Mann, denn das verriet sein fester Schritt, stellte etwas mit einem Rumpeln ab und schien dann wieder in den Keller gehen zu wollen, als er verharrte. » Hallo? « , sagte eine Stimme, die Kay nur zu bekannt war. » Wartest du dort auf jemanden, junger Freund? «
    Kay biss sich auf die Lippe und drehte sich um, eine flehende Bitte in den Augen. Verrat mich nicht, Duke.
    Seine Augen weiteten sich, als er sie erkannte. » Ka… « , begann er, unterbrach sich und sah sich hastig um. Dann sprang er zu ihr, griff nach ihrem Ellbogen und zerrte sie den Kelleraufgang hinunter. » Bist du wahnsinnig? « , flüsterte er und schob sie in eine staubige Nische. » Was, wenn dich einer so erwischt? «
    Kay rieb sich den Ellbogen, den sie sich bei ihrer unsanften Landung an einer Mauerkante gestoßen hatte. » Ich war fast in meinem Zimmer « , flüsterte sie aufgebracht zurück. » Warum schleifst du mich in den Keller, Duke? «
    Er stützte seine Hände rechts und links neben ihrem Kopf gegen die Wand und schirmte sie so vollkommen vor dem Gang ab. Sein Gesicht war so nah, dass sie ihm hätte in die Nase beißen können, wenn sie das gewollt hätte, und bei Gott, sie war wütend genug, um in Versuchung zu geraten. Stattdessen funkelte sie ihn zornig an.
    Seine nussbraunen Augen waren dunkel und ernst, sein Mund ausnahmsweise einmal nicht zu einem sorglosen Lächeln verzogen. Er sah fremd aus, älter, weniger jungenhaft. Kay spürte ein Kribbeln in ihrer Magengegend. » Duke, lass mich gehen « , sagte sie. » Ich muss mich umziehen. «
    Er regte sich nicht. Sein Blick war streng, beinahe düster. » Warum läufst du in so einer Aufmachung herum? « , fragte er. » Was hast du getrieben? «
    Â» Ich habe gar nichts getrieben « , gab Kay scharf zurück. » Benimm dich nicht, als wärst du mein Bruder. Du hast mir nichts zu sagen! « Sie griff nach seinem Handgelenk, wollte es beiseiteschieben, um darunter durch zu schlüpfen, aber er hielt sie eisern gefangen.
    Â» Du weißt, dass es gefährlich ist « , sagte er und biss die Zähne aufeinander. » Ich sollte dich übers Knie legen. Sag mir, was du mit diesem Aufzug bezweckst! «
    Â» Leon Quentin « , erwiderte Kay langsam und um Beherrschung ringend, » du hast kein Recht, mich einer peinlichen Befragung zu unterziehen. Du bist weder mein Gatte noch ein Mitglied meiner Familie. Lass mich augenblicklich frei! «
    Er stieß einen unterdrückten Fluch aus und packte sie bei den Schultern. » Wenn dir etwas passiert, werde ich mir das nie verzeihen « , stieß er hervor und senkte den Kopf, als wollte er sie küssen. Kay quietschte und strampelte, legte ihre Hände gegen seine Brust und schob mit aller Kraft. Er ließ sie los, machte einen Schritt zurück und rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. Sein Atem ging schwer. » Ich begleite dich zu deiner Kammer « , sagte er

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