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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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habe sauber gemacht, wie es meine Aufgabe ist. Die gnädige Herrin ist krank, fürchte ich. «
    Er hielt sie weiter fest und sah sie mit seinen schrecklichen Augen an. Sein Gesicht, das sie an ein Bergmassiv erinnerte, streng und fremd und kalt, ließ sie vor Angst schneller atmen. Diesen gewaltigen Mann zu töten erschien ihr in diesem Moment als ein so lächerliches Unterfangen, dass sie ganz mutlos wurde. Sie biss sich auf die Lippe, ließ den Schmerz ihre Sinne wecken und schob die Hand in die Schürzentasche. Dort ruhte das scharfe Messer, das sie für genau diesen Moment immer mit sich führte. Diese Gelegenheit würde nicht wiederkehren, das wusste sie. Mit einem Seufzen zog sie es und wollte es dem Teufel ins Herz jagen, aber ihre Hand gehorchte ihr nicht.
    Voller Panik sah sie ihre verräterischen Finger, die das Messer hochhoben und vor seine Augen hielten, die es mit seltsam kaltem Interesse betrachteten und sich dann öffneten, um das Messer auf den Boden fallen zu lassen. Sie folgte dem Geschehen mit ihren Blicken, zu verblüfft und erschreckt, um etwas zu sagen.
    Ihr Arm senkte sich, ihre Finger schlossen sich zur Faust. Dann begannen ihre Nackenmuskeln zu zittern, zwangen sie erneut, den Kopf zu heben und seinen Blick zu erwidern. Der irisierende Glanz in seinen Augen fesselte ihre Aufmerksamkeit, bis sie nichts anderes mehr wahrnahm als die schwarzen tiefen Löcher in ihrer Mitte. Sie spürte, wie ihre Beine nachgaben, aber eine fremde Kraft hielt sie oben, erzwang, dass sie aufrecht stehen blieb.
    Â» Du willst mich also ermorden, kleines Mädchen? « , sagte der Dracyrmeister.
    Â» Ja, Herr « , sagte ihre Stimme. Sie klang schwach, fremd und dünn.
    Â» Was habe ich dir getan? «
    Â» Ihr habt meine Familie ermordet. «
    Er lachte leise und tief. » Deine Familie. Nun, kleines Mädchen, ich fürchte, du musst dich in der langen, langen Reihe meiner Feinde ganz hinten anstellen. Aber ich gebe zu, dass du Mut zu haben scheinst. Tollkühnheit. Frechheit. Ein bisschen Wahnsinn? « Er lachte wieder und hob ihr Kinn. » Du hast dich an meinen Sohn herangemacht, um mich zu bekommen, sehe ich das richtig? «
    Â» Nein, Herr « , antwortete ihre Stimme. » Euer Sohn hat mich ohne mein Zutun zu seinem Spielzeug erwählt. «
    Â» Hat er das? « Er klang interessiert, aber auch ein wenig gelangweilt, als wäre er ihrer jetzt schon überdrüssig. » Nun, es ist gleichgültig. Ich werde ihm sein Spielzeug jetzt wegnehmen müssen. « Der hypnotische Blick ließ sie frei, aber nur so weit, dass sie wieder Herrin über ihre Gedanken und Worte war. Ihr Körper schien immer noch dem Willen des Dracyrmeisters zu gehorchen. Sie stand wie festgebunden neben der Tür und konnte nur ihre Augen bewegen. Äußerlich reglos und mit ihrem Geist vergebens gegen die unbarmherzige Fessel ankämpfend, musste sie zusehen, wie Lord Harrynkar sich dem Bett näherte. War Corena am Ende genauso magisch an ihren Platz gebannt worden? Was geschah nun mit ihr? Kay spürte ihren Atem über die leicht geöffneten Lippen streichen, sie blinzelte, ihr kleiner Finger begann zu zucken, aber sie konnte nichts gegen die Macht ausrichten, die sie in eine Statue verwandelte.
    Der riesige Mann beugte sich tief über die starr Daliegende. Er flüsterte etwas in ihr Ohr, dann zog er die Decke mit einer seltsam unpassenden Geste der Fürsorglichkeit höher unter ihr Kinn und wandte sich um. Wieder bohrte sich der flirrende Blick in ihre Augen. Etwas Unsichtbares presste Kay die Kehle zu, bis ihr die Brust zu zerspringen drohte und das Blut laut in ihren Ohren rauschte.
    Â» Du hast dich gegen mich aufgelehnt « , flüsterte die Stimme des Dracyrlords in ihr Ohr. » Nun geh. Folge mir. «
    Kay rang nach Luft. Feurige Kreise tanzten vor ihren Augen und ihre Glieder drohten zu versagen, aber die fremde Macht hielt sie aufrecht und trug sie steifbeinig neben der düsteren Gestalt des Dracyrmeisters her durch die Gänge der Burg, hinunter in die unbekannten Höhlen, die sich tief in das glühende Herz des Berges bohrten.

Kapitel 11
    Die Ankunft eines Dracer sorgt im Allgemeinen für Panik. Menschen schreien, reißen ihre Kinder hoch, flüchten sich in die Häuser, manche stürzen ohnmächtig zu Boden oder sinken in die Knie und beginnen zu beten. Das Schauspiel ist jedes Mal gleichermaßen lächerlich wie

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