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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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hasteten sie den Quergang entlang, bogen in den Hauptkorridor und blieben neben dem zusammengebrochenen Körper Achmads stehen.
    Verblüfft erkundigte sich Nabib von Thinayda: »Was ist mit diesem Enkel eines dreibeinigen Schakals geschehen?«
    Amee schauderte ein wenig. »Ein Schlaftrunk aus Iwas Zauberküche hat ihn betäubt!«
    Nabib holte tief Luft. Er hob den Fuß und versetzte dem Schlafenden einen gewaltigen Tritt.
    »Das ist für das faulige Wasser und das verschimmelte Brot«, sagte er wütend. »Jetzt ist mir wohler.«
    »Drei Pferde stehen im Stall hinter Iwas Haus«, erklärte Amee kichernd. »Wir müssen zum Schrein des Schlafenden. Iwa und Agrion sind bereits vorausgeritten.«
    Partho spähte auf den Platz hinaus. Überall waren Menschengruppen. In seiner Rüstung würde er nicht weit kommen. Dann schob er Nabib und Amee hastig hinter sich in die Dunkelheit zurück. »Dort! Das nenne ich Glück!«
    Er deutete aus dem Spalt zwischen den beiden Torflügeln. Ein Dunkler Wächter, die Kapuze über die Stirn gezogen, kam auf sie zu. Als sich Partho bewegte, klirrte die Kette leise in seiner rechten Hand.
    Selbstbewußt und gemessenen Schrittes kam der Dunkle Wächter heran. Er sah sich nicht um, streckte den Arm aus und stieß den Torflügel zurück. Ächzend bewegte sich das Tor in den Angeln. Parthos Hand schoß nach vorn, packte den Mann an der Gurgel und zog ihn ins Dunkel hinein. Der Wächter riß die Arme in die Höhe und öffnete den Mund zu einem Schrei. Die lange Kette pfiff durch die Luft und traf ihn im Nacken. Mit einem ächzenden Laut brach er zusammen.
    Partho beugte sich über die reglose Gestalt und begann ihr die Kutte auszuziehen. »Schnell, helft mir!« keuchte er. Er warf sich die Kutte über, zog die Kapuze in die Stirn und flüsterte: »Bleibt dicht bei mir. Wir gehen auf Umwegen zu Iwas Haus.«
    Nebeneinander traten sie hinaus. Amee war wieder eine alte Frau. Nabib sah unbeteiligt drein und senkte den Kopf. Die drei überquerten schnell, aber nicht zu hastigen Schrittes den Platz und gelangten in das Gewirr der Gassen und Treppen der Altstadt. An der Grenzmauer zum Palast stand das Haus der Amme. Dort warteten die Pferde. Unter der Kutte spannte Partho die Muskeln seines Unterarms, um den die Kette gewickelt war. Zwei schnelle Bewegungen würden die tödliche Waffe aus dem weiten Ärmel der Kutte gleiten lassen.
    Der Händler flüsterte unvermittelt: »Ich sterbe vor Hunger!«
    »Zum Sterben hast du später Zeit«, gab Partho zurück.
    Sie stiegen eine ausgetretene Treppe hoch. Hinter einer geborstenen Mauer war das Wimmern eines Kindes zu hören und das Keuchen eines Mannes, der mit der Fieberseuche rang. Amee schwieg und blickte um sich: Niemand schenkte ihnen besondere Aufmerksamkeit.
    Unausgesprochene Fragen standen auf den von Furcht und Zweifeln und Hoffnung geprägten Mienen: Was sollten sie denken? Wem sollten sie gehorchen? Was sollte getan werden? Es war die atemlose, düstere Ruhe vor dem Sturm. Amee fürchtete sich vor diesem Sturm.
    Wenn die Dunklen Wächter lange genug hetzten, würde jedermann mit ihnen am Tag der Sonnenfinsternis vor die Stadt hinausziehen. Dort, im Klang der dumpfen Beckenschläge und im grellen Kreischen der langen silbernen Rohrflöten, würden die Opfer verbluten.
    Partho hielt die Prinzessin zurück, als zwei Männer eine schmächtige Gestalt aus einer Haustür trugen. Der Leichnam war in fleckiges Leinen eingeschlagen. Nabib murmelte bedrückt: »Wieder ein Opfer der Fieberseuche.«
    »Mit dem ersten Regentropfen wird sich auch die Seuche erschöpfen«, gab Partho zur Antwort.
    Sie kamen zum Haus Iwas. Die Tür stand offen, aber im Raum war nichts verändert worden. Der Händler sah sich mit gierigen Augen um und ächzte:
    »Hunger! Seht, wie abgemagert ich bin! Nur noch ein Schatten meiner selbst!«
    Partho ergriff ihn beim Arm und wirbelte ihn zur Tür hinaus. Amee huschte hinter ihnen her. Sie entdeckten nach wenigen Schritten einen kleinen Verschlag, in dem drei leidlich gute Pferde standen. Ein taubstummer Bettler bewachte sie. Amee warf ihm ein Kupferstück zu und griff nach den Zügeln des ersten Pferdes.
    »In den Sattel, Nabib!« sagte sie. »Bei Bruder Damos werden wir alles bekommen, was wir brauchen. Wein und Essen und Schlaf.«
    Während sie die Pferde in die Gasse hinausführten und aufsaßen, sagte Partho leise zu Amee: »Du warst sehr tapfer, Prinzessin! Du bist die würdige Nachfolgerin deines Vaters.«
    Sie versetzte kurz, aber

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