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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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betont: »Ja, ich bin seine Nachfolgerin!«
    Partho schlug die Richtung zum Bergtor ein. Dort oben berührten sich die Palastmauer und die Stadtmauer beinahe. Dieses Tor war vermutlich am wenigsten bewacht. Dumpf erklang der Huf schlag auf der sandigen Straße.
    »Ich habe nicht viel nachgedacht, Partho!« sagte Amee. »Ich wußte, daß etwas getan werden mußte – und ich tat es. Wir müssen Ada retten.«
    Er entgegnete mit einer Zuversicht, die er nicht fühlte: »Wir werden einen Weg finden.«
    Als sie gegen die Sterne die Umrisse der beiden Tortürme sahen, fiel dem Hauptmann auf, daß auf ihnen keine Wachfeuer brannten. Ein gutes Zeichen!
    Er hob die Hand. »Wartet!« sagte er. »Ich will mich umsehen!«
    Sie nickte. Er galoppierte durch eine enge, von dürrem Unkraut und Abfällen übersäte Gasse davon. Er zwang das Tier eine zerbröckelnde Treppe hoch und sah dann, undeutlich am Ende einer breiteren Straße, das offene Tor. Partho riß sein Pferd auf den Hacken herum und galoppierte zurück.
    »Das Tor ist offen. Wir reiten im Galopp durch!«
    Nabib nickte mit knurrendem Magen. Amee fühlte nach ihrem Dolch. Die Pferde wieherten leise. Aus dem Trab wurde ein Galopp. Sie jagten die breite Straße hinunter. Partho legte die Kette um den Sattelknauf und hoffte, daß es zu keinem Kampf kommen würde. Bewaffnete lagerten vor den Torflügeln im Schein eines Feuers, über dem sich ein Braten drehte.
    Wie ein Wirbelwind donnerten die drei Reiter auf das Tor zu. Kurz davor scherte Partho aus und ritt scharf auf die Wachen zu. Er zog die Kapuze ins Gesicht und hob die Hand. Er bemühte sich um eine würdevolle Haltung. Die Männer sprangen auf und starrten ihn an. Während er sein Pferd zügelte, ritten Amee und Nabib hinter ihm vorbei durch das Tor in die Freiheit.
    Partho rief mit verstellter Stimme: »Zur Seite! Wir suchen Ungläubige! Königstreue Sklaven!«
    Die Posten sprangen zur Seite. Nur ein hochgewachsener Mann mit breiten Schultern, in dem Partho einen abtrünnigen Wächter erkannte, rief: »Obad hat angeordnet, daß niemand das Tor passiert!«
    »Ich komme von Obad! Geh mir aus dem Weg!«
    Dann war auch er durch. Er spornte sein Pferd und ritt einen Abhang hinunter. Staubfahnen und Erdbrocken wirbelten von den Hufen des Pferdes nach hinten. Geruch nach getrocknetem Schlamm kam vom Ufer herauf. Die Fliehenden blieben im Galopp, bis sie den Schein des Feuers nicht mehr sahen. Dann bogen sie scharf nach Westen ab und befanden sich kurze Zeit später auf einer schmalen Feldstraße, die auf Umwegen hinauf zu Bruder Damos und seinen Häusern führte. In guten zwei Stunden würden sie dasein.
    Partho führte die Gruppe in einem weiten Bogen um die Stadtmauer und durch einen ausgetrockneten Kanal. Sie kamen auf einen Weg, den Nabib wiedererkannte – hier war seine Karawane entlanggezogen, Urgor vor Augen.
    Amee dachte, während sie dicht hinter Partho durch die mondhelle Nacht sprengte, an den schlafenden Gott. Er mußte erwachen! Er mußte ihnen helfen. Sie vergegenwärtigte sich sein stilles Gesicht, das soviel Sicherheit und Stärke ausströmte. Jetzt mußte die alte Prophezeiung wahr werden. Jetzt war Urgors Not am größten!
    Als der Mond über das Wasser der Flußbiegung kletterte, sahen sie endlich ihr Ziel deutlich vor Augen. Das Licht des Nachtgestirns fiel wie flüssiges Silber auf die hölzernen Säulen und das Dach des kleinen Tempels, der über dem Schrein erbaut war. Davor und dahinter reckten sich die Silhouetten alter Bäume gegen den Himmel.
    Als Nabib schaudernd aufblickte, sah er den Schatten eines riesigen Vogels. Er sah aus wie ein gewaltiger Geier, verschwand aber nach kurzer Zeit wieder. Fröstelnd zog der Händler die Schultern hoch. Die Welt war voller Rätselwesen und Dämonen, dachte er, aber das größte Rätsel lag in den Seelen der Menschen.
     
    Ein fahles Morgengrauen breitete sich wie ein Leichentuch über die Landschaft. Die Schleife des Flusses lag regungslos da. Nichts rührte sich. Nicht ein einziger Windhauch. Alles lag darniedergestreckt unter einem grauen, unwirklichen Licht. Erschrocken flüsterte Nabib von Thinayda: »Die Sonne des Todes!«
    Sein Pferd wieherte angsterfüllt. Weit hinter ihnen lag Urgor wie ein Trugbild. Zwei dünne Rauchfahnen stiegen senkrecht zum Himmel.
    »Unsinn!« rief Partho. Er sprang aus dem Sattel und half Amee beim Absteigen. Sie hielt sich einen Moment erschöpft an ihm fest.
    »Immer wieder haben es die Dunklen Wächter gesagt«, gab sie zu

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