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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Händler …? Ah, ich habe ihn schon erblickt.«
    Nabib hob seine Stimme und rief: »Liebste Freundin! Unzweifelhaft groß sind deine Verdienste um unser Wohl, zumal ich in den Satteltaschen fette Schinken und etliche Weinkrüge sehe. Aber beschimpfen lasse ich mich von niemandem, am wenigsten von einer schlampigen Kräuterhexe.«
    Sie stemmte die Arme in die Hüften und kam auf ihn zu. »Ich reiße dir dein Haarbüschel aus, Pferdetäuscher! Nur weil mir eine Abordnung aus der Stadt auf den Fersen ist, beherrsche ich mich. Wir müssen ihnen mit Würde entgegentreten, denn sie sind alle zerknirscht und unterwürfig. Inzwischen hat in Urgor die Vernunft wieder Einzug gehalten.«
    Damos legte die Hand über die Augen und spähte hügelabwärts. Dort näherte sich eine große Menge von Reitern.
    »So ist es«, sagte er und trat zur Seite. »Das ist deine Stunde, Prinzessin Amee.«
    Amee blickte den Reitern entgegen und richtete sich auf.
    Nabib, der neben Iwa stand, hörte Iwa flüstern: »Wirklich! Von Tag zu Tag wird sie mehr einer Königin ähnlich!«
    Partho sagte: »Laßt sie heraufkommen. Und bleibt wachsam!«
    Iwa berichtete, während Agrion die Pferde wegbrachte, daß sich nach der Massenflucht zurück in die Stadt die Bevölkerung gegen die Götzenpriester gewandt hatte. Sie waren erschlagen, die mit etwas mehr Glück verprügelt und aus Urgor hinausgejagt worden. Man plünderte, wie einige Tage zuvor den Palast, nun ihre Häuser und den Tempel. Und alles Volk rief jetzt, Amee solle die Nachfolge ihres Vaters antreten. Iwa selbst hatte sich unter die Massen gemischt und angeregt, daß eine Abordnung zum Hügel der Weisen reiten und von dort Amee im Triumph zurückbringen solle.
    Langsam schob sich Partho zwischen die ersten Reihen der Reiter und die Prinzessin. Ada, noch immer von der Angst und den Erlebnissen gezeichnet, befand sich neben Bruder Damos, der schützend seinen Arm um ihre Schultern gelegt hatte. Die Reiter saßen ab.
    Nabib hob die Schultern und spähte in die Gesichter der Männer. Er sah, daß viele von der Palastwache hierhergekommen waren. Treue oder Abtrünnige?
    Eine Abordnung von fünfzehn Männern kam auf die Treppe vor dem Haus zu und blieb stehen.
    Amee fragte kalt: »Was wollt ihr?«
    Einer der Männer nahm den Helm ab und verbeugte sich ehrerbietig. »Hoheit, diese Abordnung der Bürger Urgors hat mich zum Sprecher erwählt, dir zu sagen, daß Urgors Volk die Götzendiener vertrieben hat.«
    Amee stand hoch aufgerichtet da. Ihre meergrünen Augen schienen die Menge nicht zu sehen.
    »So ist in Urgor wieder Vernunft eingekehrt!« Der Ton ließ nicht erkennen, ob es eine Frage oder eine Feststellung war.
    »Hoheit!« sagte der Mann und bemühte sich um eine feste Stimme. »Ich bin nur ein unwissender Soldat. Man hat mir gesagt: Reite hin und bitte die Prinzessin, zurückzukommen und über das Volk von Urgor zu herrschen.«
    Hauptmann Partho kannte den Mann; es war einer der Treuen, die noch zuletzt mit ihm versucht hatten, Amee und Ada und die junge Sklavin zu retten. Er nickte Amee unmerklich zu. Nabib, der unsicher war, weil er eine Teufelei witterte, blickte sich schweigend um. Er sah, wie sich am Rand seines Blickfeldes ein großer schwarzer Vogel, ein Rabe mit weißen Flügelspitzen, auf einem Ast niederließ und die Flügel faltete.
    »All die klugen Leute in Urgor verstecken sich hinter einem einfachen Soldaten, um meine Gunst zurückzugewinnen.«
    Als der Mann darauf keine Antwort wußte, fuhr sie fort: »Ich soll also in den Palast einziehen und herrschen wie Alac, mein Vater?«
    »Darum soll ich mit allem Respekt bitten, Hoheit! Daß du den Bürgern deiner Stadt diese dunkle Stunde vergibst und den Thron deines Vaters besteigst.«
    Nabib von Thinayda bemerkte, daß sich ein Mann langsam nach vorn drängte. Er bewegte sich an den Flanken der Pferde entlang, schob behutsam Männer zur Seite. Er trug die Rüstung eines Palastwächters.
    Der Händler stutzte. Ihm kam das Gesicht bekannt vor. Er hatte es bereits gesehen. Wann? Wo?
    Amee verkündete ihre Entscheidung: »Dann nimm diese Botschaft mit in die Stadt. Ich werde nicht zurückkehren nach Urgor! Ich werde auch nicht das Erbe meines Vaters antreten!«
    Ein überraschtes Murmeln erhob sich. Pferde wurden unruhig. Der Rabe schlug mit den Flügeln und legte den Kopf abermals schief.
    Amee fuhr fort: »Hört, was ich euch zu sagen habe, Vertreter der Bürger von Urgor! Später werde ich den Thron besteigen! Jetzt werde ich mit

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