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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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dem schlafenden Gott Dragon, der erwacht ist und uns beigestanden hat, zur Burg der Weisen ziehen. Während meiner Abwesenheit von Urgor ist es mein Wille, daß der Erste Diener und Weise Damos die Stadt an meiner Stelle verwaltet. Bruder Damos! Du hast die Menschen so vieles gelehrt – du bist der beste Mann. Urgor kann keinen besseren finden!«
    Damos lächelte. »Ich werde morgen bei Sonnenaufgang als Statthalter nach Urgor gehen und so lange dort regieren, bis du wieder zurückkehrst!«
    Ein zustimmendes Gemurmel ging durch die Abordnung und die Menge dahinter. Der Mann stand jetzt knapp hinter dem Sprecher. Er senkte eine Hand langsam zum Gürtel hinab.
    Nabib blinzelte. Dieses Gesicht … Er lebte davon, daß er Gesichter und Menschen niemals vergaß … Er hatte es bereits gesehen. Wo? Kalter Schweiß brach ihm aus. Seine Lippen wurden trocken. Dieses Gesicht hatte er auf dem Prunkwagen des toten Königs gesehen, neben den angstverzerrten Zügen Adas.
    Rasch wandte er sich um. »Partho!« flüsterte er.
    Die Gruppe der Reiter war für einige Augenblicke in Unruhe geraten. Sie sprachen aufgeregt miteinander und lachten. Es war das Lachen von befreiten Menschen, die ihre Sorgen vergessen hatten.
    Partho sah ihn fragend an.
    Nabib deutete auf den Mann, der jetzt in der ersten Reihe stand, neben dem Sprecher. Es trennten ihn keine sechs Schritte mehr von Amee. Als er die Hand aus dem Gurt zog, funkelte ein langer Dolch darin. Er warf sich nach vorn.
    »Partho!« schrie Iwa entsetzt auf.
    Der Hauptmann sprang vorwärts und zog seine Klinge. Er erreichte den Mörder kurz vor den Stufen des Hauses, während alle anderen erstarrt dastanden. Amee sprang mit einem Satz zur Seite und klammerte sich an den Arm Dragons.
    Mit der linken Schulter rammte Partho die Knie des Mannes, sein linker Arm faßte nach dem Fuß, dann stürzten beide auf die Treppen. Partho war sofort wieder auf den Beinen. Sein rechter Arm holte aus, das Schwert pfiff durch die Luft und traf den Mann zwischen Kinn und Schlüsselbein. Mit einem dumpfen Laut sackte der Mann auf die Stufen und blieb zuckend liegen.
    Nabib drängte sich heran und sagte aufgeregt: »Ich habe ihn erkannt. Es ist Noval, der Freund dieser Ratte Obad. Ah, Freund Partho, das war eine bemerkenswerte Tat!«
    Einige Männer stürzten vor und schleiften den Leichnam über den Sand davon.
    Der Sprecher der Abordnung sagte entsetzt: »Prinzessin Amee! Glaubt uns bitte! Wir wußten nichts davon! Wir haben nichts mit dieser abscheulichen Tat zu tun. Aber natürlich trifft uns die Schuld, weil wir die Ratten nicht gründlich genug aus den Löchern getrieben haben. Er war der letzte Dämonenpriester.«
    Amee entgegnete würdevoll, während sie sich vom Arm Dragons löste: »Es soll uns mahnen, daß es immer wieder Verräter und Mörder geben wird. Wenn mein Statthalter sein Amt übernimmt, stellt eine Palastgarde, die ihm und dem Königshaus den Treueid schwört. Wenn ich von der Burg der Weisen zurückkehre, würde mich nichts glücklicher machen, als so stolz auf meine Stadt sein zu können, wie es mein Vater gewesen ist!«
    Ein gewaltiger Lärm erhob sich.
    Die Reiter schrien und schwenkten die Schwerter. Sie schlugen auf die Schilde. Pferde wieherten, der Rabe schlug aufgeregt mit den Flügeln und flatterte auf einen anderen, tiefer gelegenen Ast. Kurze Zeit später war der Hügel wieder verlassen und ruhig. Ein paar Männer waren hiergeblieben und hörten sich schweigend Parthos Befehle an. Der Rabe breitete krächzend seine Flügel aus und flog davon.
    Nur Iwa und Nabib standen noch nebeneinander. Iwa blickte den abgemagerten Händler mit sichtlichem Wohlgefallen an.
    »Du gehst mit Dragon?« fragte sie leise.
    »Liebste Freundin!« murmelte Nabib und zwickte sie in die Wange. »Ich gehe mit Dragon aus zwei Gründen: Erstens, um deinen Nachstellungen zu entgehen, und zweitens aus Freundschaft zu Partho und meinethalben zur Prinzessin. Denn es steht geschrieben in den Sprüchen der Umherstreifenden, daß derjenige, der Freundschaft und Hilfe gibt, sie derzeit auch wieder zurückbekommen soll. Das möchte ich. Zurückbekommen will ich allerdings auch meine Karawane. Wir ziehen zum Berg der Weisen, was etwa fünf Tage dauern wird. Wie lange wir bleiben, ist mir nicht bekannt, aber sicherlich so lange, bis unser großer, strahlender Dragon sich endgültig den Schlaf aus den Augen gerieben hat. Und nach der Rückkehr werde ich versuchen, eine Karawane auf die Beine zu stellen und in

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