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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Gelbhaarige, die unseren Braten essen wird. Dafür wird sie uns etwas schenken müssen …«
    Die Männer wechselten einen kurzen Blick, dann nahm Vanadi den Braten vom Feuer und lief leise hinter Thuon her.
    Sie näherten sich fast lautlos dem kleinen See, der von der sprudelnden Quelle gespeist wurde. Eine stille, ruhige Wasserfläche, von Bäumen umgrenzt, von einer Rasenfläche, eingesäumt von einigen Felsen. Die Oberfläche des Sees war ein Muster von Ringen, die von Regentropfen herrührten.
    »Wer ist das?« flüsterte Thuon.
    »Weiß nicht!« war die Antwort. »Still!«
    Die Frau legte ihre Felle ab, dann drehte sie sich um. Sie ging auf Zehenspitzen den sandigen, gewundenen Pfad hinunter und breitete die Arme nach beiden Seiten aus, als tanze sie. Dann berührten ihre Zehen das Wasser.
    »Nichts für mich!« sagte Vanadi leise. »Zu alt!«
    Regenwasser perlte auf dem hellen Körper. Je mehr Tropfen die Haut berührten, desto mehr schien sie aufzuleben. Die Frau ging weiter. Das Wasser umspülte ihre Knie, die Schenkel, schließlich tauchte sie bis zu den Achseln ein. Sie warf die Arme hoch, spielte mit dem Wasser.
    »Zu alt? Deine Augen sind krank – das ist eine junge Frau!« sagte Thuon und stieß Vanadi den Ellenbogen in die Rippen. »Jung genug für uns beide!«
    Das Wasser schien eine magische Wirkung auszuüben. Oder spielte das letzte Licht des Tages den beiden Männern einen Streich? Die Frau bewegte sich langsam auf das Ufer zu. Ihr Körper war jung und straff, glatt der Bauch, die Hüften schmal. Sie war von strahlender, jugendlicher Schönheit.
    Thuon sagte: »Wir holen sie uns. Los!«
    Die beiden Männer verließen ihren Platz, rannten um die Felsen herum und liefen über nasse Moospolster. Sie tauchten kurz vor der Frau auf, als sie gerade ihre Felle aufheben wollte.
    »Nicht so hastig – Täubchen. So sehen wir dich lieber, auch wenn es kalt ist!« sagte Thuon und lachte breit. »Komm an unser Feuer.«
    Die Frau erstarrte und sah Thuon an. »Du weißt nicht, Fremder, wer ich bin?« fragte sie streng. Ihre Stimme war klar und jung, aber sehr bestimmt.
    »Das brauchen wir nicht zu wissen!« sagte Vanadi und griff nach ihrem Arm. »Wir sehen, daß du schön bist und allein. Das genügt uns.«
    Er zog sie zu sich heran und griff nach ihrer Schulter. Thuon blieb stehen und sah zu, wie sich die Frau wehrte. Sie keuchte, während sie mit beiden Fäusten auf Vanadi einschlug.
    »Ich bin Maratha, die Seherin. Laß mich los! Sonst rufe ich Xando!«
    »Mit dem Kerl werden wir auch noch fertig – komm! Ein leckerer Braten ist am Feuer! Wir werden dich bewirten, und danach zeigst du dich ein wenig erkenntlich …«
    Maratha wehrte sich verzweifelt.
    Thuon trat von hinten an sie heran, strich über ihre Lenden und spürte, wie das Begehren in ihm erwachte.
    Dann hob er die Hand, zwinkerte Vanadi zu und warf sich die Frau über die Schultern. Seine Hände packten ihren warmen Körper mit hartem Griff.
    Er schleppte sie von den Felsen weg und sagte: »Wenn sie weiter so um sich schlägt, werden wir viel Vergnügen haben – nach dem Braten.«
    Die Männer lachten und entfernten sich in die Richtung des Baumes, unter dem das Feuer brannte.
    Plötzlich erlahmte die Gegenwehr der Frau. Sie lag ganz still über der Schulter des Mannes, und Vanadi, der ihre Fesseln umklammert hatte, ließ sie los.
    »Sie ist friedlich geworden!« sagte er. »Schon besser.«
    Die zwei Männer und ihre Gefangene erreichten die Höhlung unter dem Baum.
    Thuon drehte seinen Oberkörper und fing die Frau auf, die von seiner Schulter rutschte. Sie sah ihn aus goldgelben Augen an. Unverwandt, starr und ohne Anzeichen von Furcht. Sie schien tief in Gedanken versunken zu sein.
    »Hier, ein weiches Plätzchen für unsere Beute!« sagte Thuon und setzte sie auf die Decke. »Schön ruhig bleiben, dann bist du morgen wieder allein!«
    »Oder auch nicht!« meinte Vanadi.
    »Du willst sie mitnehmen?«
    Der Braten kam wieder über die Flammen. Thuon schob das Holz von allen Seiten nach und stocherte mit dem Ast in der Glut. Insekten umtanzten die Flammen und schwirrten in den Lichtkreis hinein.
    Dann …
    Ein heiseres Keuchen. Ein Laut, der wie das zornige Fauchen eines wilden Tieres klang. Aus der Richtung der Quelle hörten beide Männer das Geräusch brechender Äste, ein Hecheln und das Trappeln von Füßen oder Klauen. Maratha saß da und blickte die Flammen des Feuers an – so schien es. Ihr Blick war starr, als erkenne sie nicht, was

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