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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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fernen Ländern zu handeln. Verstehst du das, verwelkte Blüte des Morgenrots?«
    Iwa haschte nach seiner Hand und lachte. Dann sagte sie: »Partho hat wirklich recht, Nabib!«
    »Womit?«
    »Du redest viel und handelst wenig.«
    »Im Augenblick, verblühte Schönheit, handle ich überhaupt nicht, da es mir an Handelsware gebricht!« rief er pathetisch. »Aber falls du mitreisen würdest, könnte ich, denke ich, einen schönen Preis für dich herausschlagen. Reife oder überreife Frauen sind in gewissen Gegenden sehr gefragt, zum Beispiel in …«
    Sie stieß ihm den Arm in die Seite und sagte kichernd: »Natürlich werde ich mitgehen!«
    Mit einer Gebärde des Entsetzens wich Nabib zurück, stolperte und fiel beinahe. Iwa griff zu und zog ihn am Gürtel zu sich heran.
    »Wie? Kannst du dein Glück nicht fassen, du magerster aller Händler?« fragte sie und schob ihr Gesicht dicht an seines.
    »Nur mäßig kann’s mich begeistern«, gab er zu. »Warum willst du die Strapazen dieser Reise auf dich nehmen, teuerste Freundin?«
    »Dieser erwachte Gott«, erklärte sie augenzwinkernd, »schläft noch immer.«
    Nabib schüttelte verwundert den Kopf. »Du redest irre!«
    »Keineswegs!« sagte sie und zog ihn mit sich zum Haus. »Ein Mann, der nicht merkt, daß ihn eine der schönsten und begehrenswertesten Frauen dieses Landes anhimmelt, muß einfach noch schlafen …«
    »Aber liebste Freundin, woraus ziehst du solche Schlüsse?«
    »Du magst mir eines glauben, du Verkäufer reifer Frauen! Ich kenne die Männer als Liebhaber und Angsthasen, als feurige Reiter und jammernde Feiglinge. Ich möchte sagen – es gibt kaum jemanden, der Männer besser kennen würde als eine ehemalige Tanzsklavin aus Hind. Glaube mir – er merkt es wirklich nicht! Vielleicht lernt er auf dieser Burg der Weisen auch, wie man eine junge Frau liebt. Ich jedenfalls reise mit ihnen und werde darüber wachen, daß Amee bekommt, was sie will.«
    Nabib grinste und ging mit Iwa in den Wohnraum zurück. Die Reiter hatten ihre Befehle erhalten und sprengten davon.
     
    Als der gewaltige Hund den ersten Mann ansprang, zuckte Maratha zusammen. Sie schrie leise auf.
    »Xando! Nicht!« Sie tastete hilflos um sich.
    Der Hund achtete nicht auf das Feuer, das sein Fell versengte. Er riß den Kopf nach oben und biß zu. Knochen krachten, ein dicker Blutstrahl schoß aus der durchbissenen Kehle. Der Mann sank röchelnd zu Boden, der brennende Knüppel entfiel seinen kraftlosen Fingern. Dann landete Xando wieder auf allen vieren, warf sich herum und attackierte den anderen Mann.
    »Hier, Bestie!« rief Vanadi. »Hier hast du …«
    Der Hund sprang ihn an, warf ihn von den Beinen und durchtrennte mit einem einzigen Biß das Handgelenk. Ein Schmerzensschrei gellte durch die Nacht. Ein Pferd bäumte sich auf. Dann schlossen sich die Fänge der Bestie um den Hals des zweiten Mannes.
    Xando blieb über der Beute stehen, bis das Fleisch unter ihm nicht mehr zuckte, dann hob er den Kopf und stieß ein schauerliches Heulen aus. Nachtvögel flüchteten kreischend aus den Nestern, und ein Vampir, der über den Baum hinwegglitt, änderte seine Richtung und floh zurück nach Osten.
    Das Pferd ging durch und brach sich beinahe die Fesseln.
    »Xando!« rief die Frau.
    Der Hund senkte den Kopf und lief langsam um das Feuer herum, über dem der Gazellenbraten verkohlte. Xando schnaufte, als er den stechenden Geruch in die Nase bekam. Dann stieß er mit der Schnauze den Körper der Frau an und blieb wartend stehen.
    »Bring mich zurück zur Quelle und zu meinen Kleidern«, sagte sie leise und ein wenig tadelnd. »Du solltest sie nur erschrecken und vertreiben …«
    Xando winselte leise.
    Die Frau stand auf und ging langsam neben dem Hund her. Sie hielt sich am zottigen Nackenfell fest und folgte ihm leichtfüßig hinunter zur Quelle. Dort streifte sie sich die Fellkleidung über, hob ihren weißen Stab auf und ließ sich zurück zur Hütte führen.
    Sie setzte sich neben die Tür. Ihr Geist fand nach einem Augenblick des Suchens Zugang zum Gehirn des Tieres.
    Lauf zu den Schäfern, mein Treuer. Führe sie zur Feuerstelle. Sie sollen die Pferde nehmen und dafür die Toten vergraben. Und bring einen der Ziegenhirten zu mir.
    Der Hund verstand und stob mit gewaltigen Sätzen durch das Dunkel davon. Maratha legte den Stab zur Seite, lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    Die geheimnisvolle Weite der inneren Welt tat sich auf.
    Sie sah wieder, wie der Geier und der riesige

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