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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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einer der Hirten.
    Sie befreiten den Kadaver vom Zaumzeug und vom Sattel, stemmten sich unter die Läufe des Pferdes und rollten den Körper vom Pfad. Mit dumpfem Laut stürzte er über den Abhang und blieb liegen. Geier und Raben, Luchse und andere Tiere würden in kurzer Zeit nur noch das Gerippe übriglassen.
    Während die Hirten Maratha zu ihrer Hütte zurückgeleiteten, überlegte sie, was nun zu tun war. Es gab ein treues, unentbehrliches Werkzeug, dessen sie sich nun bedienen mußte, um Dragon auf die richtige Spur zu bringen.
    Sie lächelte. Aber um einen Preis, der bezahlt werden mußte. Sie lehnte den Stab an seinen alten Platz an der Wand, zog die Stiefel aus fellverziertem Leder aus und ließ sich auf ihr Lager nieder. Sie blieb ausgestreckt liegen, verschränkte die Arme im Nacken und schloß die blinden Augen.
    Langsam glitt sie in die zweite, die innere Welt – dort, wo es Licht und sehende Augen für sie gab.
    Dir Geist flog hinaus und überwand Raum und Zeit, bis sich ihr die Welt öffnete, die die vertrauen Augen Xandos sahen. Er blickte eine Felswand hoch. Dort kamen im lohfarbenen Licht der Abenddämmerung Feuer und Rauch aus dem Höhleneingang. Flammen schlugen lodernd durch die Dunkelheit zwischen den Felsen. Kreischend torkelten Vampire durch den feurigen Vorhang, stürzten mit brennenden Flügeln und verbrannten Gliedern über die hohe Felswand und wurden zerschmettert.
    Männer mit Fackeln tauchten auf. Sie kletterten langsam, schwere Lasten auf den Schultern, über die Felsen herunter. Die Männer vom Stamm der Söhne Nuaks brachten in langsamem Abstieg ihre Kinder und die geraubten Schafe in Sicherheit. Xando begrüßte die ersten Kletterer kläffend und schweifwedelnd.
    Maratha drängte sich sanft in das Bewußtsein des Hundes. Er mußte ihr helfen, so, wie er ihr schon oft geholfen hatte. Sie übermittelte ihm eine Reihe von Befehlen, die sich ausschließlich auf eine einzige Person richteten.
    Auf Dragon.
    Der Hund verstand. Er blieb stehen, starr und aufmerksam. Er war nicht schön, aber stark und erstaunlich klug für ein Tier. Er verstand alles, was sie in sein zeitloses Bewußtsein flüsterte.
    Als sie fertig war, hob er den Kopf und stieß ein langgezogenes Geheul aus. Die Pferde und die Kamele der Söhne Nuaks wurden unruhig. So klang es, wenn der Anführer eines Wolfsrudels heulte.
    Neben Dragon, der grimmig jeden Vampir niederstreckte, der auf ihn losging, lief Ubali, sein neuer schwarzer Freund und ehemaliger Sklave, durch das Höhlensystem. Beide Männer trugen Fackeln und Schwerter. Rechts und links von ihnen warfen sich Vampire von den Felskanten, drehten sich in der Luft und versuchten zu fliehen. Sie verwickelten sich mit den anderen Artgenossen zu Knäueln, ihre Schwingen verhakten sich ineinander, und sie stürzten zu Boden. Dort schlug Ubali ihnen die Köpfe ab.
    »Amee!« brüllte Dragon immer wieder.
    Sie waren die gezackten Rampen in der großen Haupthöhle hinaufgeklettert und hatten im Lichtschein der Fackeln überall nach der Prinzessin gesucht. Sie hatten bisher nicht einmal Spuren ihrer Kleidung gefunden.
    »Amee!«
    Hinter sich hörte er eilige Schritte. Nabib, der Händler, rannte vorbei und hieb mit seinem Schwert nach einem der Zü-ip, der sich vom obersten Punkt eines Felspfeilers auf die drei Männer stürzen wollte.
    »Ich habe keinen Schatz gefunden!« schrie Nabib durch den Lärm und gab Ubali einen Stoß.
    Der Vampir schoß zwischen ihnen hindurch. Als er auf der Höhe von Nabib war, sauste dessen Schwert nieder und traf das Tier in den Nacken. Der Vampir kreischte auf und starb mit zuckenden Schwingen.
    »Ich habe Amee nicht gefunden!« rief Dragon zurück.
    Sie blieben stehen, nachdem sie im Quergang die Flammen des Feuers sahen. Eine Gruppe von Vampiren hüpfte vor den zwanzig Männern umher, die auf die Nachtwesen eindrangen. Die lodernden Flammen blendeten die Zü-ip, aber der Rauch machte die Kämpfer halb besinnungslos.
    »Zurück!« schrie Ubali.
    Er hustete auf und stürzte, als er nach vorn rannte. Er raffte sich wieder auf und drang von hinten auf die Vampire ein, die aufzufliegen versuchten. Männer schleuderten Felsbrocken nach den Nachtbestien. Dragon, Nabib und Ubali schwangen ihre Schwerter und kämpften sich Schritt um Schritt der Flammenmauer näher.
    Ein einzelner Vampir flog aus der großen Höhle heraus und streifte Dragon, als er flatternd auf die Flammen zuraste und dort, von drei Pfeilen getroffen, mitten in die Feuerbarriere

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