Dragon Dream (epub)
Drachenkönigin, Held der Drachenkriege, Verteidiger des Throns der Drachenkönigin und, wenn man ihn fragte, der einzig Zurechnungsfähige seiner Sippe, war auf dem Weg zu einem hübschen, ruhigen Fleckchen. Irgendwo am Wasser wäre nett. Es würde mindestens zwei Tage dauern, bevor er es zurück in seine Höhle schaffte, aber er wollte sich seine Beute genau anschauen. Möglichst ohne die Schwellungen, die man davontrug, wenn man an einem Strick aufgehängt wurde.
Freilich wartete seine Schwester auf die Informationen, die er über Lord Hamish hatte, auch wenn diese mager waren. Aber als er beschlossen hatte, in dem Dorf zu bleiben, hatte er die wenigen Informationen einem der Soldaten der Insel Garbhán weitergegeben, die außerhalb des Gebiets von Madron warteten. Eigentlich konnte Briec es nicht fassen, dass er einen »Botengang« gemacht hatte. Und dann auch noch für das Weib seines Bruders. Sie hatte ihn tatsächlich losgeschickt, um herauszufinden, ob Hamish vorhatte, gegen die Insel Garbhán vorzurücken. Soweit Briec wusste, plante Hamish gar nichts. Dennoch war es Briec der Mächtige , der auf diesen Dienstbotengang geschickt wurde. Er hätte diese Frau wirklich töten sollen, als er die Gelegenheit gehabt hatte. Aber sein Bruder Fearghus schien sie zu mögen. Obwohl er sich nicht um alles in der Welt vorstellen konnte, warum.
Sie war zernarbt und irre, und Briec hätte sein Leben lieber mit einem Nest voller Nattern verbracht.
Und doch hatte er seinen Bruder vorher nie so … nun ja … glücklich gesehen. Die verrückte Kuh brachte ihn zum Lächeln. Der schrullige, unfreundliche »Ich bring dich um, wenn du mich nur ansiehst«-Fearghus der Zerstörer lächelte. Es verwirrte Briec.
Briec selbst war nicht unglücklich. Aber so glücklich war er auch nicht. Und in letzter Zeit hatte er sich gefragt, wie man diesen Grad an Zufriedenheit erreichte. Er fragte sich, ob es mit Fearghus’ menschlicher Gefährtin zu tun hatte, und ob das bei ihm auch funktionieren würde.
Als er seine dunkle Schönheit in diesem Dorf gesehen hatte, hatte Briec gedacht: Zum Teufel, warum nicht?
Er war früh an diesem Morgen ins Dorf zurückgekehrt, um sie zu erschnüffeln, ihren Ehemann zu töten, wenn er sich einmischte und sie mit nach Hause zu nehmen. Doch er hatte nicht erwartet, dass das ganze Dorf gerade dabei sein würde, sie hinzurichten und das Ganze zu einer Art Familientreffen zu machen.
Und sie nannten Drachen »Monster«.
Außerdem , hatte er sich gesagt, wird sie dankbar sein, wenn du sie rettest . Laut seinem jüngeren Bruder Gwenvael gab es nichts Gefügigeres als eine dankbare Menschenfrau.
Briec sah nach unten, wo das Glitzern der beiden Sonnen auf einem großen See seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ein perfekter Platz, um eine kleine Pause zu machen und seine neue Menschenfrau kennenzulernen.
Sie landeten am Ufer, und Briec befreite sie sofort von seinem Schwanz. Wie erwartet, rollte sie sich zu einer engen Kugel zusammen. Ihre Augen waren fest zugekniffen, der ganze Körper bebte. Drachenfurcht. Nein, Briec verstand sie nicht, aber er respektierte sie. Drachen waren Ehrfurcht gebietende Wesen, deshalb sollten Menschen vor Angst zittern. Zumindest eine Weile.
Briec gähnte und besah sich das dunkle Waldstück, das er entdeckt hatte. Es war hübsch. Schade, dass keine Höhle in der Nähe lag. Aber er hätte es auch furchtbar gefunden, umziehen zu müssen. In zweihundertzweiundsechzig Jahren hatte er ziemlich viele Schätze angesammelt. Außerdem mochte er seine Höhle.
Während er überlegte, wie lange es wohl noch dauern würde, bis die Drachenfurcht nachließ, sah Briec eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Er drehte langsam den Kopf und sah, wie die Menschenfrau, die Hände immer noch gefesselt, hastig die Finger zwischen den Strick und ihre Kehle schob und sich krabbelnd aufrichtete. Als sie sich auf die Bäume zubewegte, schwang Briec seinen Schwanz und rammte seine Spitze direkt vor ihr in die Erde. Sie wich zurück und fiel auf ihren hinreißenden Hintern.
»Wo wollen wir denn hin, kleine Menschenfrau?«
Talaith starrte auf den Silberstachel, der vor ihr im Boden steckte. Dieser Silberstachel, der nur die Spitze des längsten Schwanzes war, den sie je gesehen hatte. Langsam sah sie über die Schulter zu dem Drachen zurück.
Bei den Göttern – er ist riesig! Sie fühlte wieder Panik in sich aufsteigen. Die Drachenfurcht. Eines der unangenehmsten Gefühle, das sie je erlebt hatte. Es
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