Dragon Dream (epub)
nicht einmal zu stolz gewesen, um Gnade zu betteln. Aber selbst wenn sie in der Lage gewesen wäre, hätte sie sich die Mühe gespart. Seine kalten veilchenblauen Augen sagten ihr, dass es sowieso nichts genützt hätte.
Hättest du ihn nur gefickt, wie du es wolltest, dann würde er sich jetzt vielleicht ein klein wenig verpflichtet fühlen, dir zu helfen. Aber du musstest ja zickig sein.
Natürlich war sie laut ihrem Ehemann immer eine Zicke.
Mit einem gelangweilten Seufzen wandte sich der Ritter zum Gehen und verschwand im nahen Wald.
Typisch. Selbst ein tapferer Ritter wollte ihr nicht helfen. Ihr Leben wurde von Tag zu Tag miserabler.
»Stirb, Hexe! Stirb!« Na, ganz reizend . Ihr eigener »lieber« Ehemann begann mit diesem entzückenden Sprechgesang. Der Bastard. Sie würde ihn auf der anderen Seite wiedersehen, wenn seine Zeit kam, und würde dafür sorgen, dass er bis in alle Ewigkeit Qualen erlitt.
Der Strick zog sich ein wenig enger zusammen, und sie fühlte, wie ihr noch etwas mehr von ihrem Leben entglitt, während sie immer mehr Holz auf den Scheiterhaufen stapelten.
Lustig, wie einem die Sinne Streiche spielen, wenn man so kurz vor dem Tod steht .
Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie zum Beispiel schwören können, dass da ein riesiger silberner Drache aus dem Wald geschlendert kam. Ein gewaltiges, unglaubliches Wesen mit einer silbernen Haarmähne, die in der Morgensonne schimmerte und fast auf dem unter seinen Füßen bebenden Boden schleifte. Zwei wuchtige weiße Hörner saßen auf seinem Kopf, und ein langer Schwanz, dessen Spitze messerscharf aussah, schwang träge hinter ihm hin und her.
Lautlos blieb er hinter den Dorfbewohnern stehen. Sie waren so auf Talaith konzentriert, dass niemand seine Anwesenheit bemerkte. Wer hätte gedacht, dass ich so faszinierend sein könnte, dass ich ein ganzes Dorf ablenke? Natürlich konnte es auch sein, dass sie den Drachen nicht zur Kenntnis nahmen, weil er schlicht eine Ausgeburt von Talaiths Phantasie war. Ein Traum von einer großartigen Rettung, die niemals kommen würde.
Ihr Phantasiedrache beugte sich vor und stupste Julius den Bäcker mit der Schnauze an. Julius warf einen Blick zurück, nickte und wandte sich wieder ihr zu. Dann erstarrte er auf der Stelle … und machte in die Hose. In diesem Moment blickte seine Frau zu ihm und dann hinter ihn. Sie schrie, schnappte ihren Sohn, der gerade einen ziemlich großen Stein nach Talaith werfen wollte, und rannte los. Kurz darauf bemerkte auch der Rest der Menge ihren Phantasiedrachen, schrie und stürmte davon.
Sie runzelte die Stirn. Vielleicht hatte sie doch noch genug von ihrer Macht, um das Bild der Bestie heraufzubeschwören, aber irgendwie bezweifelte sie das.
Der Drache schoss den fliehenden Menschen ein paar Flammen hinterher, aber nichts, was ihnen ernsthaft schadete. Dann starrte er sie eine Weile an, drehte sich um und ging weg.
Unglaublich. Sogar meine Rettungsphantasien sind eine Katastrophe .
Aber während sie sich noch fragte, ob ihr Leben nach dem Tod genauso armselig sein würde wir das jetzige, schnellte der Schwanz des Drachen durch die Luft. Die Spitze durchschnitt den Strick, mit dem sie am Baum hing, und sie fiel herunter.
Sie erwartete, dass ihr Hintern jeden Moment gnadenlos auf den harten Boden treffen würde, und erstarrte überrascht, als der Schwanz sich um ihren Körper wickelte und sie festhielt.
Jetzt, wo der Strick nicht mehr so eng war, kehrten allmählich ihre Sinne zurück. Das war der Moment, in dem ihr bewusst wurde, dass sie wirklich von einem Schwanz festgehalten wurde. Einem Schwanz, der an einem riesigen Drachen hing, der lässig durch den Wald wanderte. Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, aber der Schwanz hielt ihre Arme – mit ihren immer noch gefesselten Handgelenken – fest gegen ihren Körper gepresst. Und der Strick war immer noch eng genug, dass sie nicht um Hilfe rufen konnte.
Wen hätte sie auch rufen wollen? Ihren Ehemann? Eher nicht. Lord Hamish, den Herrscher dieser Lande? Hätte sie die Kraft gehabt, sie hätte bei diesem Gedanken laut aufgelacht.
Nein. Es sah aus, als würde sie das Frühstück eines Monsters werden.
Als der Drache eine Lichtung erreichte und sich plötzlich in die Luft erhob –Talaith immer noch in seinen Schwanz eingerollt –, hatte sie nur einen Gedanken …
Typisch .
Briec der Mächtige, Zweitältester des Hauses Gwalchmai fab Gwyar, Zweiter in der Thronfolge der Weißen
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