Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
Izzy blickte stirnrunzelnd an sich hinab. »Bin ich das?«
»In meinen Augen schon. Wohin willst du?«
»In mein Haus. Ich bin todmüde.«
»Kommst du heute Abend nicht zum Essen?«
»Nein, aber Onkel Fearghus sagte, in ein oder zwei Tagen sei vielleicht etwas los, und daran werde ich teilnehmen.« Sie grinste. »Es wird getanzt.«
»Natürlich. Also, ich bin froh, dass du hier bist. Deine Schwester will etwas mit Lord Pombrays Sohn unternehmen.«
»Begleitet Brastias sie nicht?«
»Doch, aber du musst dich um deinen Vater kümmern. Er hat den armen Jungen schon verbrannt und … Iseabail! Hör auf zu lachen!«
»Du weißt, wie Daddy ist. Erinnerst du dich noch an Lord Crom? Er wollte nur die Hand auf meinen unteren Rücken legen, und schon sah ich ihn über die Baumwipfel fliegen …« Sie dachte einen Augenblick nach und fragte: »Wie geht es ihm überhaupt?«
»Tot. Aber nicht der Sturz hat ihn umgebracht. Auch nicht die Landung. Es war Briec, der dem Ganzen noch genug Flammen hinterhergeschickt hat, um ein ganzes Dorf auszulöschen.« Sie tätschelte Izzys Arm. »Den Teil der Geschichte haben wir dir damals nicht erzählt. Es hätte dich nur aufgeregt.«
Erschüttert rief Izzy aus: »Aber er hat mich kaum berührt!«
»Und du warst kaum sechzehn. Es war vollkommen unangemessen, und Briec hatte ihn gewarnt. Zweimal. Aber er hat weitergestarrt. Die Berührung hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Lord Pombrays Sohn ist zwar im selben Alter wie deine Schwester, aber das wird für deinen Vater keinen großen Unterschied machen.«
Izzy verschränkte die Arme vor der Brust. »Was habt ihr mir über die Jahre noch alles verschwiegen?«
»Oh, einiges. Aber es war immer zu deinem Besten.«
Bevor Izzy widersprechen konnte, fragte Morfyd: »Also, was führt dich hierher? Ich dachte, wir würden dich erst kurz vor der Herbsternte wiedersehen.«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Du hast keine Ahnung, warum du hier bist?« Morfyd runzelte die Stirn. »Also bist du einfach … aus der Schlacht abgehauen?«
»Du weißt ja, wie meine Gedanken wandern …«
»Izzy.«
Izzy kicherte und antwortete: »Ragnar hat Éibhear geschickt, um mich zu holen, aber Éibhear weiß nicht, warum. Meine Mutter weiß es auch nicht. Keiner scheint es zu wissen. Aber hier bin ich.«
»Und das macht dir keine Sorgen?«
»Keita sagt immer, ich bin zu hübsch, um mir Sorgen zu machen.«
»Ihr Götter!«, rief Morfyd aus. »Wenn du anfängst, Ratschläge von dieser hirnlosen Idiotin anzunehmen …«
»Das war ein Scherz. Natürlich mache ich mir Sorgen. Aber es ist ja nicht so, als wäre ich in eine der Höllengruben gerufen worden. Im schlimmsten Fall bin ich wegen irgendeines Problems nach Hause gekommen, das sich noch herausstellen wird.« Sie tätschelte ihrer Tante die Schulter. »Mach dir keine Gedanken. Wenn Brannie und ich hier sind, wird alles gut, da bin ich mir sicher.«
Sie ging um Morfyd herum in Richtung Hundezwinger.
»Gut. Und – Izzy?«
Izzy blieb stehen und wandte sich zu ihrer Tante um.
»Hast du mal wieder von Rhydderch Hael gehört?«
Izzy holte tief Luft und log rundheraus: »Nein.«
Ihre Tante schaute sie prüfend an. »Du sagst es mir, wenn du etwas hörst.«
»Natürlich«, behauptete Izzy, jetzt wieder auf dem Weg zu den Zwingern.
Sie hatte keine Ahnung, warum sie Morfyd eben angelogen hatte, aber ihr Bauch sagte ihr, dass es zumindest im Moment am besten so war.
13 Éibhear verlor sich wie immer in den Büchern. Statt sie lediglich in der Ecke der Bibliothek zu stapeln und vor dem Abendessen ein Schläfchen zu halten, endete es damit, dass er versuchte, nicht nur die neuen Bücher zu ordnen, sondern auch die, die noch aus der Zeit vor Annwyls Vater stammten.
Eigentlich hatte er gedacht, Dagmars Neffe hätte sich bereits davongemacht – der Junge wirkte, als wäre er ständig benommen –, aber wie Éibhear schien auch er sich in der Bibliothek wohlzufühlen und führte Anweisungen, wo er Bücher hinstellen oder welches Regal er ausräumen sollte, damit sie es neu ordnen konnten, schnell und gewandt aus.
Es war angenehm und ruhig, und Éibhear wurde bewusst, dass er so etwas schon eine ganze Weile nicht mehr genossen hatte. Bei den Mì-runach wurde es nicht gern gesehen, wenn man mehr als ein- oder zweimal in der Woche ein paar Stunden las. »Wer hat schon Zeit für Bücher, wenn er trinken, herumhuren oder töten kann?«, fragte dann der alte Angor, bevor er Éibhear ein Buch, das ihm Annwyl oder
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