Dragon Fire
Tochter, Eadburga. Wir nennen
sie kurz Ebba. Sie ist meine fünftälteste und …«
»Ich mache es.«
»Und anscheinend hat
sie es ziemlich eilig, die Herde zu verlassen.« Bríghid beugte sich hinüber und
sagte ihrer Tochter leise ins Ohr: »Auch wenn ich hoffe, dass du aus den
richtigen Gründen gehst.«
»Das tue ich.«
Bríghid richtete sich
wieder auf. »Wenn du dich dazu verpflichtest, Ebba, musst du bleiben und die
Kinder großziehen helfen, bis sie erwachsen sind. Bei Menschen ist das
mindestens ihr achtzehnter Winter. Meine Bindung an die Drachenkönigin war viel
länger, aber ich habe es getan und bin dabei geblieben. Wenn du dich dazu
bereit erklärst, wirst du dasselbe schwören, denn ich werde nicht zulassen,
dass du Schande über diese Herde bringst, indem du durchgehst.«
»Ich wüsste nicht, wohin
ich durchgehen sollte.« Ebbas Schwanz schlug nervös auf ihren Rücken. »Lass es
mich machen, Mum. Wir wissen beide, dass ich bereit bin.«
»Vielleicht bist du
das.« Bríghid küsste ihre Tochter auf die Stirn und strich ihr liebevoll über
die Wange. Sie trat zurück, und nachdem sie sich geräuspert hatte, sagte sie:
»Schauen wir uns mal die Königin an.«
Keita bedeutete
Dagmar, aus dem Weg zu gehen, doch die schüttelte den Kopf. Verdammte komplizierte Menschen!
Keita nahm Dagmars
Handgelenk und riss sie aus dem Weg. Bríghid machte Annwyl mit dem gebeugten
Zeigefinger ein Zeichen, näherzutreten, und die Königin ging auf sie zu.
»Bríghid musterte Annwyl lange, und ihr Gesichtsausdruck wurde immer düsterer,
je länger sie hinsah.
»Was ist los?«, fragte
Keita.
Bríghid starrte Annwyl
an und fragte: »Kenne ich dich?«
Dagmar flüsterte an
Keitas Ohr: »Bei aller Vernunft, sie hat mal einen von ihnen getötet, nicht
wahr?«
Ragnar betrat den
Rittersaal. Noch war keiner aus der königlichen Familie auf, aber sein Bruder
und sein Vetter saßen schon am Tisch und frühstückten.
»Wo warst du?«, fragte
Vigholf, als Ragnar sich setzte und nach dem Brot griff.
»Draußen.«
»Was ist los, Bruder?
Hat Ihre Majestät dich letzte Nacht allein gelassen?«
Als Antwort packte
Ragnar seinen Bruder am Hinterkopf und knallte ihn auf den Tisch.
Flüche und Blutschwüre
folgten, doch Ragnar ignorierte sie und machte sich über die Schüssel mit
heißem Haferbrei her, die ein Diener vor ihn hinstellte.
»Ich dachte, du willst
es wissen«, sagte Meinhard zu Ragnar.
»Was wissen?«
»Hab heute Morgen ein
paar von diesen Cadwaladrs draußen reden gehört – sie wissen von Keita und
Esyld. Ich wusste nicht, von was sie reden, bis eine von ihren Frauen mich in
die Ecke getrieben und gefragt hat, wie unsere Reise durch die Außenebenen
hierher war.«
»Und?«
»Ich habe ihr alles
erzählt – fast. Dachte, das willst du so. Aber du hättest uns vorher warnen
sollen.«
»Du hast recht«, gab
Ragnar zu. »Tut mir leid.«
Meinhard sah ihn eine
Weile an, bis Ragnar fragte: »Was?«
»Wann willst du es ihr
sagen?«
»Wem was sagen?«
»Keita. Ihr sagen,
dass sie dir gehört?«
»Wenn ich wirklich
will, dass sie mir gehört?« Ragnar seufzte. »Niemals.«
Als Bríghid mit den
Fingern auf der linken Seite durch Annwyls Haare fuhr, dachte Keita, sie müsse
sich gleich verwandeln, sich die Menschenkönigin schnappen und um ihr Leben
laufen.
»Als ich dich
getroffen habe«, bemerkte Bríghid, »waren die nicht da.«
Annwyl zuckte die
Achseln, ihr Blick war auf etwas weit hinter Bríghids Arm gerichtet. »Mein
Bruder hatte sie in der Nacht davor abrasiert.«
»Aye.« Bríghid ließ
Annwyls Haare los, nahm stattdessen ihr Kinn und hob ihren Kopf an. »Du warst
es.«
»Das ist lange her,
Herrin.«
Bríghid lächelte. Es
war dieses warme, nachsichtige Lächeln, das sie normalerweise für die
königlichen Küken von Drachenköniginnen reservierte. »Das macht es nur
bedeutsamer. Nicht viele … wie alt warst du damals? Elf?«
»Zwölf.«
»Richtig. Zwölf. Nun,
nicht viele Zwölfjährige würden den Zorn ihres Vaters riskieren, indem sie
einen Fremden aus seinem Kerker befreien. Dein Vater wusste, dass er sich einen
Zentaur gefangen hatte, aber du nicht, oder? Ich hatte nur zwei Beine, als du
mich gefunden hast, und du dachtest, ich sei ein Mensch. Warum hast du dieses
Risiko für eine Frau im Kerker deines Vaters auf dich genommen?«
»Du warst nackt und
allein im Kerker. Ich wusste, ich konnte dich nicht dort lassen.«
»Woher wusstest du
das? Du warst erst zwölf.«
Annwyls in die
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