Dragon Kiss (epub)
trägst.«
Mit einem Blick nach unten zuckte Rhiannon die Achseln. »Aye. Alle meine Geschwister haben dieses Mal. Um ehrlich zu sein, hatte ich ganz vergessen, dass es da ist.«
»Nun, es ist dieses Mal, das dich von deiner wahren Stärke fernhält, Prinzessin. Und ich würde meinen Schatz verwetten, dass deine Mutter das wusste, als sie es dir zugefügt hat.«
Stirnrunzelnd sah Rhiannon auf das Mal an ihrer Schulter hinab.
Bercelak hätte dem Gespräch der Frauen mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Stattdessen schickte er seinen beiden jüngsten und ein paar von seinen älteren Brüdern drohende Blicke zu, wenn sie Rhiannon lüstern ansahen.
Dann schnappte seine kleinste Schwester erschrocken nach Luft, und er drehte sich rechtzeitig um, um zu sehen, wie seine Frau ihr Messer an das kleine Brandzeichen an ihrer Schulter hob.
»Rhiannon!« Doch es war zu spät. Sie hatte die Spitze schon in das Fleisch um das Mal gestochen und daruntergegraben und schnippte jetzt ein Stück Haut und Muskel weg.
Seine Sippe schnappte nach Luft und redete durcheinander, während er vom Tisch aufsprang und sofort zu ihr hinüberging.
Sie starrte auf die Wunde hinab, aus der Blut strömte. »Ich fühle nichts.«
Bercelak kauerte sich neben sie, nahm eine Serviette vom Tisch und drückte sie auf die Wunde. »Nichts? Du spürst keinen Schmerz?«
»Oh, Schmerzen schon. Große Schmerzen. Aber sonst nichts.«
Er mühte sich ab, ihre Worte zu verstehen, scheiterte aber kläglich. »Wovon redest du?«
Sie nahm ihm das Tuch ab und stand auf. Sie drückte es gegen ihren Arm und ging vom Tisch weg. Seine ganze Familie beobachtete sie.
»Es hat sich nichts verändert.« Sie drehte sich zu ihnen um. »Seid ihr sicher, was dieses Zeichen angeht?«
»Es war eine Vermutung«, antwortete Ghleanna mit schreckgeweiteten Augen.
»Eine Vermutung? Es wäre nett gewesen, das zu wissen, bevor ich es mir aus dem Arm geschnitten habe!«
»Du verrückte Kuh! Woher hätten wir wissen sollen, dass du das tun würdest?«
»Was hattet ihr denn erwartet? Ihr sagt mir …« Rhiannon hörte abrupt auf zu reden.
Bercelak stand auf, als ihre blauen Augen seine suchten. »Götter, Bercelak. Es tut weh. Es tut weh«, flüsterte sie. Dann wurden ihre Arme hochgerissen, und ihr Körper hob sich vom Boden.
»Rhiannon!« Er wollte zu ihr, doch zwei seiner Schwestern hielten ihn fest.
»Lasst mich los!«
»Nein, Bruder. Lass sie«, befahl Ghleanna dicht an seinem Ohr. »Du kannst ihr nicht helfen.«
Bercelak sah, wie die Magie seiner Gattung durch Rhiannons Körper spülte, sich um ihre Gliedmaßen wand, ihr durch Brust und Bauch schnitt und wie Regenwasser aus ihr floss.
»Tut etwas!« , brüllte er, nicht bereit, mit anzusehen, wie sie sich vor Schmerzen wand. »Wir können sie doch nicht so leiden lassen!«
»Wir können nichts tun, nur warten, bis die Götter mit ihr fertig sind«, flüsterte Maelona.
Sobald Maelona die Worte gesagt hatte, stieg Rhiannons Körper langsam zur Decke auf. In fasziniertem Schweigen sahen er und seine Familie zu, wie sie immer höher stieg.
Dann … fiel sie. Als hätte einer der Götter mit seinen mächtigen Klauen zugeschlagen. Doch die Kraft dahinter war so groß, dass Rhiannons Körper durch den Boden des großen Saals schlug und aus ihrer Sicht verschwand.
»Götter!«
»Der Kerker! Sie ist im Kerker!«
»Wir haben einen Kerker?«
Bercelaks Vater führte sie in die selten benutzten unteren Stockwerke der Burg. Spinnweben hingen überall, und sie hörten die Geräusche von kleinen, verängstigten Tieren, die durch die feuchtkalten Gänge huschten. Sie fanden sie genau dort, wo sie sie vermutet hatten.
Bercelak rannte zu ihr. »Rhiannon?« Ghleanna und Maelona knieten sich neben sie.
Über Rhiannons Körper gebeugt, stieß Maelona ein tiefes Seufzen aus. »Sie atmet.«
Wütend, und weil er seine Wut an sonst niemandem auslassen konnte, stieß Bercelak Ghleanna an der Schulter. »Warum musstest du ihr das sagen?«
Knurrend stieß Ghleanna ihn zurück. »Woher sollte ich wissen, dass sie so etwas verflucht Blödes tut?«
»Hört auf!«
Sie sahen beide nach unten und stellten fest, dass Rhiannon die Augen geöffnet hatte und sie ansah. »Hört auf zu streiten.«
»Rhiannon, geht es dir gut?«
Sie blinzelte. »Mein Kopf tut ein bisschen weh.« Sie leckte sich die Lippen, und Bercelak hasste sich dafür, dass er sie schon wieder küssen wollte, statt sich um sie zu kümmern. »Und jeder einzelne Teil
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