Dragon Love 01 - Feuer und Flamme fuer diesen Mann
enttäuscht von dem, was ich sah. Die Farben der Realität waren langweilig im Vergleich zu dem, was ich gerade gesehen hatte, und die Kanten und Ränder waren bei Weitem nicht so scharf umrissen. Noch trauerte ich innerlich um den Verlust meiner Supersicht, als mir plötzlich aufging, was mir gerade passiert war. „He! Ich bin tatsächlich eine Hüterin! Ich weiß zwar immer noch nicht genau, was das ist, aber ich bin eine.“
„Na ja“, sagte Jim. „Glaubst du etwa, jeder kann solch einen Dämon wie mich beschwören?“
Ich runzelte die Stirn. „Nach den Büchern, die ich gelesen habe, kann es so ziemlich jeder.“
„Geringere Dämonen, ja, aber nicht einen Dämon von meiner Güte.“ Jim schniefte selbstgefällig.
Schweigend ließ ich ihm diesen Kommentar durchgehen. „Der Dämon Bafamal ist durch das Fenster verschwunden“, sagte ich, erhob mich und trat ans Fenster. Überrascht blickte ich hinaus. „Da ist eine Feuerleiter.“
„Nein!“, rief Jim mit gespielter Überraschung.
„Ich habe das ernst gemeint mit der Kastration, weißt du“, sagte ich beiläufig und untersuchte das Fenster. Überall waren schwarze Pulverspuren, wo die Polizei nach Fingerabdrücken gesucht hatte. Ich öffnete das Fenster. „Ein Dämon muss ja schon einen außergewöhnlichen Grund dafür haben, durch ein Fenster zu verschwinden, statt sich einfach in übel riechenden Rauch aufzulösen. Na komm, Jim. Lass uns mal nachsehen, wohin uns das führt.“
Ich wartete, bis Jim mir gefolgt war, dann schloss ich das Fenster, so gut es ging, von außen, wobei ich nur hoffen konnte, dass niemand etwas merkte. Am Ende der Feuertreppe, genau neben mir, befand sich eine Leiter, die hinaufführte, nicht hinunter. Ich drehte mich um und ging an der Längsseite des Gebäudes entlang bis zu der Stelle, wo sich eine Metallleiter fast bis auf den Boden herausziehen ließ. Auch hier hatte die Polizei Fingerabdrücke abgenommen. Ein Punkt für Inspektor Proust. „Interessant. Der Dämon ist also durch das Fenster geflüchtet, statt in die Hö ... nach Abbadon zurückzukehren. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wann und warum Drake in der Wohnung war und ob er den Dämon gesehen hat. Oder den Mörder. Ob wohl Drake auch durchs Fenster gekommen ist?“
„Warum sollte er?“, fragte Jim.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ich weiß aber auch nicht, warum Drake überhaupt hier war, wenn er nicht der Mörder ist. Und da bin ich mir immer noch nicht so sicher.“
„Willst du hier stehen bleiben und das Thema den ganzen Tag lang diskutieren, oder können wir jetzt nach unten gehen?“
Jim spähte über den Rand der Feuertreppe. Deutliches Unbehagen stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Höhenangst?“, fragte ich.
„Sei nicht albern. Ich bin ein Dämon. Wir haben nur Angst vor den Dämonenfürsten und unserem dunklen Meister.“
„Das sah aber eben ganz anders aus.“ Ich grinste und zog die Leiter aus. Rasch kletterte ich hinunter. „Sei vorsichtig, die letzte Stufe ist morsch“, sagte ich und rieb mir das Knie.
„Ich kann wohl nicht davon ausgehen, dass du mich auffängst?“, rief Jim von oben.
„Du wiegst mindestens hundertzwanzig Pfund. Nein, natürlich nicht. Du bist ein Dämon. Du kannst auch Schmerzen aushalten. Spring einfach.“
„Ich will doch meine hübsche Gestalt nicht dadurch ruinieren, dass ich mir die Beine breche“, grummelte Jim, aber es gelang ihm, die Leiter einigermaßen unbeschadet hinunterzurutschen, bis er schließlich neben mir stand.
„Hast du irgendeine Idee, welchen Weg der Dämon eingeschlagen haben könnte?“, fragte ich und blickte die im Schatten liegende Gasse hinunter, die an der Seite des Gebäudes verlief. Ob ein Dämon wohl überhaupt diese Richtung eingeschlagen haben würde?
Jim antwortete nicht.
„Hör mal, du brauchst mir ja nicht zu helfen, aber ab und zu ein Ratschlag würde dich sicher nicht umbringen.“ Ich wandte mich Jim zu und blickte auf einmal in die milden braunen Augen von Inspektor Proust. Erschreckt schrie ich auf.
„Auch Ihnen bonjour“, sagte Inspektor Proust. Er zog leicht die Augenbrauen hoch, als er mich musterte. „Verzeihen Sie mir meine unverschämte Neugier, Mademoiselle Grey, aber ich muss doch fragen, ob Sie sich oft Rat bei Hunden holen.“
Ich blickte auf Jim, der mit selbstgefälligem Gesichtsausdruck brav neben mir saß, und suchte fieberhaft nach einer guten Ausrede, warum ich hier war. Aber mir fiel nichts ein. Anscheinend
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