Dragon Love 02 - Manche liebens heiss
nach jemandem um, der uns helfen konnte. Aber Wunder geschehen selten, wenn man sie braucht.
„Tiffany, übernimmst du Jims Beine?“, bat ich sie und schlang die Arme um Jims massige Brust. „Wenn René uns hilft, können wir ihn zum Eingang tragen. Es gibt doch bestimmt einen Tierarzt für das Gehege. Vielleicht kann er Jim helfen.“
René trat zu uns. Er stopfte ein Taschentuch in seine Tasche und umfasste Jims Bauch. „Ich habe mir von allem Futter ein wenig genommen. Es ist Wildfutter und könnte ja giftig für andere Tiere sein“, sagte er.
„Keine Ahnung“, grunzte ich. Jims Gewicht lag schwer auf meinem Rücken und den Schultern. Tränen brannten mir in den Augen, aber das war lächerlich, schließlich konnten Dämonen nicht sterben. Die Gestalt, die sie annehmen, kann zerstört werden, aber sie selbst nicht. Ich wusste zwar nicht genau, was mit ihnen geschah, wenn das Leben in der gewählten Gestalt erlosch, aber vermutlich war es nichts Angenehmes. Außerdem wusste ich, dass Jim seine Gestalt liebte. Er hatte vor allem deshalb das Aussehen eines Neufundländers gewählt, weil er ihn für das schönste aller empfindsamen Wesen hielt. Die meisten Dämonen wählen eine menschliche Gestalt, weil Menschen die mächtigsten Wesen in der sterblichen Welt sind - aber Jim hatte sich nun einmal für einen Hund entschieden, und ich würde verdammt noch mal diesen großen, liebenswerten Körper nicht kampflos verloren geben.
Als wir endlich am Eingang angekommen waren, war selbst Tiffany rot im Gesicht und schnaufte ein bisschen. Wir legten Jim auf eine Bank, und dann rannte ich mit Tiffany als Übersetzerin zum Kassenhäuschen.
„Gibt es hier einen Tierarzt?“, fragte ich und zeigte auf die Bank, auf der Jim bewusstlos lag. „Mein Hund hat versehentlich etwas von dem Wildfutter gegessen, und er ist sehr, sehr krank. Kann uns jemand helfen?“
Tiffany übersetzte rasch. Die Frau an der Kasse blickte besorgt zu Jim hinüber, aber als sie den Kopf schüttelte, war mir klar, dass ihre Antwort nicht positiv ausgefallen war. Verzweifelt blickte ich mich um.
Tiffany berührte mich leicht am Arm. „Die Frau sagt, der Tierarzt kommt nur an bestimmten Tagen.“
Tränen liefen mir über die Wangen. Ich biss mir auf die Lippen. Jim durfte nicht sterben. Ich musste etwas tun. Ich war seine Dämonenherrin - ich war für ihn verantwortlich. Schließlich hatte ich ihn gerufen, und auch wenn ich ihn nur aus Versehen an mich gebunden hatte, war es trotzdem meine Pflicht, mich um ihn zu kümmern.
„Dann müssen wir eben den nächsten Tierarzt ausfindig machen“, knurrte ich und rannte zurück zu René. Wir hoben den Dämon hoch und schleppten ihn zum Auto. Tiffany, die noch mit der Frau im Kassenhäuschen geredet hatte, kam, öffnete die Hintertür und half uns, Jim hineinzuschieben.
„Nicht weit von hier gibt es einen Tierarzt“, sagte sie und setzte sich vorn neben René. „Ich zeige dir den Weg.“
Jims Kopf lag in meinem Schoß. Ich ließ die Tränen einfach laufen und streichelte schluchzend sein dichtes schwarzes Fell. Aber Weinen half Jim auch nicht weiter. Ihn konnte jetzt nur noch ein Wunder retten.
Eine Stunde später kamen wir aus der lauten, ein wenig antiquierten Tierarztpraxis, in die Tiffany uns gelotst hatte, wieder heraus. Trotz der Hitze war mir kalt. Ich rieb meine bloßen Arme, als wir langsam zum Taxi von Renés Vetter gingen.
„Der Dämon Jim wird bestimmt wieder gesund“, erklärte René gewollt fröhlich, um mich aufzumuntern. „Das hat der Arzt doch gesagt, hein?“
„Ja, ich denke schon“, erwiderte ich ausweichend. In Wahrheit hatte der Arzt gesagt, Jim habe eine giftige Pflanze oder Beere gegessen, aber Genaueres könne er erst sagen, wenn der Mageninhalt analysiert worden sei. René öffnete die Knoten in seinem Taschentuch und schüttete das Wildfutter weg. Schweigend stand ich daneben und sah den immer noch bewusstlosen Jim vor mir und legte ihm die Hand auf den Hals. Unter dem Fell spürte ich das Herz des Dämons sehr langsam schlagen. Ich schloss die Augen und öffnete mich noch weiter, um seinen Geist zu berühren, aber es gab nichts, was ich halten konnte.
„Ist es vorbei?“, fragte Tiffany. Sie war kreideweiß und rang die Hände. „Ist der Dämon Jim ... ?“
„Er schläft“, antwortete ich, als ihre Stimme brach. Ich drängte die Tränen zurück, die mir schon wieder in die Augen treten wollten, diesmal aus Dankbarkeit, weil Tiffany sich solche Sorgen
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