Dragon Love 03 - Rendezvous am Hoellentor
ähnlich, mich zu entschuldigen. „Sie waren blutverschmiert und schmutzig.“
Drake kniff seine grünen Augen zusammen. „Ich sehe keine Wunden. Du bist nicht verletzt worden?“
„Nein“, erwiderte ich. „Nur das Auto ist Schrott.“ Unwillkürlich berührte ich seinen Hemdsärmel. „Das ist ein schönes Hemd. Ich dachte, es sei schwarz, aber es ja ganz dunkelgrün. Oh. Bewegt es sich?“
Ungläubig beobachtete ich, wie das kaum erkennbare Muster im Stoff des Hemdes sich verschob und neu arrangiert wurde.
„Ja. Es ist Drachengespinst. Nur die mächtigsten Mitglieder der Sippe dürfen es tragen. Ich habe ein Kleid für dich daraus fertigen lassen. Du kommst zu spät, aber da du einen Unfall gehabt hast, werde ich es dieses Mal durchgehen lassen.“
„Danke. Wie freundlich. Ich habe mir nicht selbst ausgesucht, den Tag so zu beginnen“, erwiderte ich gereizt. Wie war ich bloß auf den Gedanken gekommen, dass Drake sich jemals ändern könnte? Er war arrogant, dominant und wusste immer alles besser. Von ihm zu erwarten, dass er in einer Beziehung Kompromisse machte, war ... na ja, besonders realistisch war es nicht gerade.
„Hi, Drake, ich bin auch hier, falls du mich noch nicht bemerkt haben solltest. Ich bin bei dem Unfall auch nicht verletzt worden. Lediglich René hat ein bisschen was abbekommen, aber es ist von selber wieder geheilt. Kann ich ein Halsband aus Drachengespinst haben?“
„Nein“, erwiderte Drake und wies uns den Weg zur Bühne.
Ich seufzte innerlich, weil ich dort oben sitzen musste, wo mich alle Drachen sehen konnten, aber dann dachte ich daran, dass ich ja eingewilligt hatte, Drakes Gefährtin zu sein, und das bedeutete eben auch, dass mein Platz bei solchen offiziellen Veranstaltungen an seiner Seite war.
„Um was geht es heute eigentlich?“, fragte ich leise, als ich am Kopfende von einem der Tische Platz nahm. Drake stand neben mir, die Arme verschränkt, während er die Menge beobachtete. Es wurde still. Die letzten beiden Personen, die noch im Gang standen, nahmen hastig ihre Plätze ein.
„Ich eröffne die Versammlung der Sippe der grünen Drachen an diesem vierzehnten September im Jahr eintausend achthundert und zweiundzwanzig.“
„1822?“ Ich lehnte mich ein wenig nach rechts, wo Pál neben mir saß.
„Das Drachenjahr beginnt mit der Gründung des ersten Weyr. Vor achtzehnhundert Jahren haben die schwarzen und roten Drachen einen Weyr gegründet.“
Ich hätte Pál gerne nach dieser mysteriösen schwarzen Drachensippe gefragt, aber Drake ergriff wieder das Wort, und ich lehnte mich zurück, um seinem Vortrag zu lauschen.
„Wir werden dieses Treffen auf Englisch abhalten, zum Nutzen bestimmter Anwesender“, sagte er und warf mir einen Blick zu. Ich lächelte ein wenig verhalten, nicht sicher, ob ich mich jetzt extra bedanken sollte oder nicht. „Der erste Punkt auf der Tagesordnung ist die formelle Anerkennung der Gefährtin des Wyvern, Aisling Grey.“
Drake legte mir die Hand auf die Schulter. Ich erhob mich und glättete das hübsche grüne Kleid, das ich angezogen hatte. Was für ein Glück, dass ich jetzt nicht so abgerissen und blutig hier stand. „Muss ich etwas sagen?“, flüsterte ich ihm zu.
Er schüttelte den Kopf und zog mich an sich. Sofort stieg Sehnsucht in mir auf, ein trauriges, hoffnungsloses Gefühl, das ich niemals ganz loswerden konnte.
Die Drachen erhoben sich und blickten mich an. Dann knieten sich alle hin, Männer, Frauen und Kinder, und senkten die Köpfe. Es kam völlig unerwartet für mich und berührte mich sehr. Für die meisten war ich eine Unbekannte, eine Fremde, aber in mir stieg ein Gefühl der Wärme auf, dass sie mich so einfach akzeptierten. Mir traten Tränen in die Augen.
„Du weißt ja, dass man zu Anfang einer Schwangerschaft häufig in Tränen ausbricht“, flüsterte Jim.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu, wobei ich feststellen musste, dass Pál den Dämon offensichtlich gehört hatte, seinem schockierten Gesichtsausdruck nach zu urteilen.
„Dmitri Askov, erkennst du meine Gefährtin nicht an?“
Drakes grollende Stimme holte mich aus meinem Tagtraum. Ein einziger Mann im ganzen Saal war nicht auf die Knie gesunken. Er wirkte genauso alterslos wie alle anderen Drachen, etwa Mitte bis Ende dreißig, aber vermutlich war er mehrere hundert Jahre alt. Einen Drachen unter achtzig hatte ich noch nicht kennengelernt.
„Nein, ich erkenne sie nicht an“, erwiderte der Mann namens Dmitri mit englischem
Weitere Kostenlose Bücher