Dragon Sin: Roman (German Edition)
alle zu sterben. Mehr als einmal. »Ich danke dir . Für alles.« Dann kehrte dieses verrückte Grinsen zurück, und Annwyl sagte: »Geh jetzt. Ich muss noch eine Menge Köpfe rollen lassen, bevor der Tag vorbei ist.«
Morfyd kam schlitternd vor ihnen zum Stillstand, nachdem sie ihre Krallen in einige feindliche Soldaten gebohrt hatte.
»Morfyd!«, begrüßte Annwyl fröhlich ihre Kriegszauberin.
»Du Kuh!«, gab Morfyd knurrend zurück.
Annwyl keuchte. »Warum blaffst du mich an? Was habe ich getan?«
»Was du getan hast? Du bist weggegangen! Das hast du getan, du unmögliche Frau! Ohne mir oder Brastias ein Wort zu sagen! Und hast einfach meine leicht zu beeindruckende Nichte und meine junge Cousine mitgenommen!«
»Wage es nicht, mich anzuschreien, Prinzessin! Ich bin die Königin! Ich herrsche! Und wenn ich mich mit deiner Nichte und deiner Cousine oder ohne sie auf eine Selbstmordmission begeben will, dann darf ich das! Weil ich die Königin bin!«
»Du bist die närrischste und unerträglichste Frau, die mir je begegnet ist!«
»Und du bist nichts als eine weinerliche Prinzessin! Da! Ich habe es gesagt! Jetzt kennen alle die Wahrheit!«
Rhona wollte sich nicht einmischen. Sie breitete ihre Schwingen aus, erhob sich in die Lüfte und flog auf die Höhlen und den Albtraum zu, der sie dort vielleicht erwartete.
34 Bei den Truppen der Südländer und Nordländer verbreitete sich rasch die Nachricht, dass die Eisendrachen mit den langen Haaren und den schwarzen Schärpen über ihren Brustpanzern in Wirklichkeit zu den Rebellentruppen gehörten. Vigholf musste zugeben, dass er von ihren Kampfkünsten beeindruckt war. Die Rebellen waren grausam und gnadenlos gegenüber jenen, die früher einmal zu ihnen gehört hatten. Aber das war vermutlich nur deshalb so, weil sie und diejenigen, die sie liebten, selbst so grausam behandelt worden waren.
Doch keinem von ihnen gelang es, in Thracius’ Nähe zu kommen. Mit einem Blick sah Vigholf, dass es den jungen König schier verrückt machte, seinem Onkel so nahe zu sein, ihn aber nicht erreichen zu können. Wenn man bedachte, was sein Onkel seiner Tochter erlaubt hatte, Gaius’ Schwester anzutun, musste es Gaius danach gelüsten, seine Klauen um den Hals seines Onkels zu legen und das Leben aus ihm herauszupressen. Der König versuchte immer wieder, über die kämpfenden Massen hinwegzufliegen. Doch jedes Mal wurde er von den Truppen der Eisendrachen auf die Erde geholt, bevor er nahe genug an Thracius herangekommen war. Den Eisendrachen gelang es nicht, den jungen König zu töten – obwohl sie es andauernd versuchten –, aber sie hielten ihn erfolgreich von ihrem Oberherrn fern.
Ragnar packte Vigholf am Arm und zog ihn zu sich heran. »Ich habe Meinhards Truppen aus den Tunneln geholt. Sie kommen gleich von rechts. Nimm deine eigenen Truppen und umzingle den Feind von der linken Seite. Fearghus und ich werden die Eisendrachen zurückdrängen. Verstanden?«
Allerdings. Es war, als würde man eine Ratte in einer Zange fangen und zudrücken.
Vigholf stieß einen leisen Pfiff aus, und ohne weitere Umschweife brachten er und seine Truppen sich in Stellung.
Rhona flog in die Berghöhle, die sie in den letzten fünf Jahren ihr Zuhause genannt hatten. Ein Zuhause, das nun mit den Leichen von Kameraden und Feinden übersät war.
Knurrend und wütend auf sich selbst, weil sie die ganze Zeit hindurch nicht bemerkt hatte, was die Eisendrachen planten, bahnte sie sich einen Weg durch die kämpfenden Truppen. Sie bog um eine Ecke und konnte gerade noch ihren Schild heben, als ein Breitschwert sich in ihn rammte. Fast hätte es ihr den Schädel gespalten.
»Rhona?«
Rhona senkte den Schild. »Mum.«
Sie erwartete, dass ihre Mutter sie ausschimpfen würde, weil sie sich angeschlichen hatte, statt sich dafür zu entschuldigen, dass sie ihre älteste Tochter beinahe getötet hatte. Doch stattdessen schob Bradana die Verstümmlerin Rhonas Schild beiseite und – umarmte sie!
»Mum?«
»Deine Schwestern haben mich lange angeschwindelt, und als sie mir endlich gesagt haben, was ich wissen wollte, musste ich hören, dass du bei Annwyl bist. Gute Götter, Mädchen, wir hätten dich für immer verlieren können!«
»Es geht mir gut, Mum. Wirklich.« Und weil sie in der Stimmung dazu war, fügte Rhona hinzu: »Übrigens bin ich verliebt.«
Ihre Mutter zuckte zusammen. »Verliebt? In Annwyl?« Bradana zuckte die Schultern. »Weißt du, ich habe schon immer vermutet … ach,
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