Dragon Sin: Roman (German Edition)
in den letzten fünf Jahren ist er viel besser geworden«, rief Keita ihm in Erinnerung. Immer beschützte sie ihr übergroßes Bruderbaby – die Betonung lag auf Baby .
»Dein Bewacher ist nicht Éibhear, oder?«
Keita stieß einen Seufzer aus. »Nein, er ist es nicht. Er wird hier bei euch bleiben. Und ich erwarte, dass ihr euch gut um ihn kümmert.«
»Er ist nicht allein, Keita.« Ragnar warf Vigholf einen raschen Blick zu. »Seine Brüder können auf ihn aufpassen.«
»Und wir alle wissen, dass sie das nicht tun werden!«
Vigholf und Ragnar lachten. Das entsprach der Wahrheit. Die Brüder des armen Blauen waren noch gröber zu ihm als die anderen Nordländer-Drachen, aber es war deutlich zu merken, dass Éibhear dies allmählich leid war. Zumindest dann, wenn er nicht wieder einmal heftig mit seinem Vetter Celyn kämpfte.
Als Keita mit einer Kralle ihrer Hinterklaue auf den harten Boden trommelte, hörte Vigholf auf zu lachen, Ragnar aber nicht.
»Wer begleitet dich denn?«, drängte Vigholf, dem die ganze Sache gar nicht gefiel.
»Eine meiner Cousinen. Aber wie gesagt, sollten wir darüber Stillschweigen bewahren.«
»Warum?«
»Das kann Ragnar dir später erklären.«
»Warum nicht jetzt gleich?«
»Geh mir nicht auf die Nerven, Vigholf.«
»Dann beantworte meine Frage.«
Keita kniff die Augen zusammen und machte einen Schritt nach vorn. Vigholf wusste nicht, was sie vorhatte, aber Ragnar hielt sie zurück, indem er ihr eine Klaue auf die Schulter legte.
»Keita und Ren werden von der besten Soldatin begleitet, die die Armee Ihrer Majestät besitzt – von Sergeantin Rhona.«
Vigholf rollte mit den Augen. »Von ihr ?«
»Was ist denn an Rhona auszusetzen?«, fuhr Keita ihn an.
»Wenn du mich das vor ein paar Tagen gefragt hättest, hätte ich geantwortet: absolut nichts.«
»Und heute?«
»Sie ist überarbeitet, und sie jammert andauernd.«
»Rhona? Jammern? Ich war der Meinung, sie kennt nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes. Warum sollte sie jammern?«
»Weil ich ihren kostbaren Speer zerbrochen habe.«
Keita keuchte und riss die Augen auf. »Du hast Rhonas Speer zerbrochen?«
»Es war ein …«
»Ihr Vater hat ihr diesen Speer geschenkt. Er hat ihn für sie hergestellt.«
»Der Schmied, oder?«, fragte Ragnar.
»Onkel Sulien. Er lebte in einem Vulkan.«
Vigholf runzelte die Stirn und fragte: »Warum das?«
»Er wurde dort geboren, wie seine ganze Familie. Sie sind Vulkandrachen. All die Hitze und die Zwerge in der Nähe … sie sind während des letzten Jahrtausends ausgezeichnete Schmiede und Glasbläser geworden. Er kann alle Arten von unglaublichen Waffen herstellen. Allerdings hasst mein Vater Onkel Sulien«, fügte sie rasch hinzu. »Ich weiß nicht warum. Aber es ist ein tiefer und verbitterter Hass. Er hasst Sulien mehr als die meisten anderen Drachen.« Sie grinste. »Ich mag ihn aber. Er hat mir immer warme Leckerbissen gebracht wie zum Beispiel neugeborene Kälber oder kleine Lämmer, die noch geblökt haben.«
Ragnar schüttelte den Kopf. »Reizend von ihm.«
»Ich glaube, du solltest jemand anders mitnehmen«, sagte Vigholf zu Keita. »Ein paar meiner Vettern kämen durchaus infrage.«
»Warum? Was stimmt denn nicht mit meiner Cousine?« Keita schürzte kurz die Lippen. »Oder hast du ein Problem damit, dass sie keine Eier hat?«
»Das klingt erstaunlich treffend«, bemerkte Ragnar.
Vigholf seufzte. »Sie weint wegen eines zerbrochenen Speeres …«
»Den ihr geliebterVater ihr geschenkt hat!«
»Außerdem brauchst du einen besseren Schutz als die Babysitterin.«
Keita schnappte erneut nach Luft. »Bist du derjenige, der ihr diesen Spitznamen als Erster gegeben hat? Sie hasst ihn.« Keita zuckte die Schultern. »Allerdings hat sie auch bei mir eine Zeitlang die Babysitterin gespielt, als mein Kindermädchen nicht da war.«
»Hörst du mir überhaupt zu?«, wollte Vigholf wissen.
»Eigentlich nicht. Ich kenne Rhona. Sie wird für meine und Rens Sicherheit sorgen. Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.«
»Ich schon.«
»Dann kannst du sie ja begleiten.«
Vigholf sah seinen Bruder an. »Wie bitte?«
»Wenn du dir so große Sorgen machst, kannst du mit Ren und Keita gehen.«
»Ich habe hier einen Krieg durchzustehen.«
»Während wir alles vorbereiten und den Tunnel vollenden, hast du genug Zeit, in die Südländer zu gehen und zurückzukommen, bevor dich jemand vermisst.«
»Ich bin ein Kommandant. Ich kann nicht einfach
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