Dragon Sin: Roman (German Edition)
ein paar Personen von königlichem Geblüt zu begleiten?« Er schüttelte den Kopf. »Niemals.«
»Aber du weißt, dass Keita ein Nein niemals als Antwort hinnehmen würde«, rief Ragnar ihm in Erinnerung. »Meine Drachin weiß immer, wie sie bekommt,was sie will – egal wie wütend sie dazu werden muss.«
Obwohl Rhona am vergangenen Abend nach vielfältigen Ablenkungen und Unterbrechungen, die ihre ganze Aufmerksamkeit erfordert hatten, nicht mehr die Zeit für ein Bad gefunden hatte, war es ihr während des Frühstücks endlich gelungen, sich davonzustehlen.
Nun stand sie unter dem Wasserfall und ließ das Wasser auf sich herunterstürzen. Es fühlte sich wundervoll auf den Schuppen an, trommelte die Anspannung aus ihrem Körper und massierte ihre Muskeln.
Ah! Das war genau das, was sie brauchte. Eine Gelegenheit, sich zu entspannen, die Stille zu genießen und …
»Cousine!«
Rhona drehte sich zur Höhlenwand; sie weigerte sich, gestört zu werden. Sie weigerte sich, jemandem aus ihrer Sippe die Erlaubnis zu geben, sie bei etwas zu unterbrechen, das fast eine heilige Handlung für sie geworden war – ein Bad. Ein götterverdammtes Bad.
»Rhona, du bist komisch«, sagte Keita und trat näher an sie heran. »Ich weiß, dass du mich hören kannst.«
Rhona stieß einen Seufzer aus und begriff, dass sie dieser Begegnung nicht aus dem Weg gehen konnte. Sie drehte sich zu ihrer Cousine um, aber sie dachte nicht daran, ihren Platz unter dem Wasserfall zu verlassen.
»Was ist los, Keita?«
»Ich wollte bloß sehen, wie es dir geht. Und ich wollte dir sagen, wie schön du mit den Kriegerzöpfen im Haar aussiehst. Hast du je daran gedacht, Bänder hineinzuflechten?«
»Nein.« Rhona musterte ihre Cousine eingehend. Sie wollte Rhona auf irgendetwas vorbereiten. »Ich werde mir niemals Bänder ins Haar flechten. Was willst du, Keita?«
»Also …«
»Wenn du weiter um den heißen Brei herumschleichst, machst du mich bloß wütend.«
»Schon gut, schon gut. Kein Grund, mir zu drohen. Ich möchte dich nur um einen kleinen Gefallen bitten.«
»Kleine Gefallen gibt es bei dir nicht. Spuck es endlich aus.«
»Du sollst mich und Ren in die Dunklen Ebenen begleiten.«
»Nein.«
Keita runzelte die Stirn. »Was meinst du mit Nein?«
»Ich meine Nein. Ich meine, dass du etwas geplant hast, Keita die Schlange, und ich will keinen Anteil daran haben.« Aber Keita hatte immer etwas geplant. Auch wenn es nur selten erwähnt wurde, hatte dieser Krieg doch seinen Anfang in den Handlungen von Keita der Schlange gehabt, als diese der Frau des Oberherrn mitten in der Hauptarena der Provinzen den Kopf vor seinen Augen abgeschlagen hatte. Nach dieser Tat war ein Krieg unausweichlich gewesen. Und nach Rhonas Ansicht war er ausschließlich Keitas Schuld.
»Ach, komm«, drängte Keita sie. »Das ist ungerecht. Tu das doch für mich.«
»Wir beide wissen genau, dass Ren auf sich selbst aufpassen kann. Er braucht keinen Geleitschutz.«
»Ich gehe auch mit ihm.«
»Dich kann er ebenfalls beschützen.« Verwirrt fragte Rhona: »Macht ihr beide das nicht die ganze Zeit? Du reist doch andauernd durch die Welt, und Ren beschützt dich dabei.«
»Er wird beschäftigt sein.«
»Beschäftigt? Womit?«
»Mit gewissen Dingen.«
»Vergiss es.« Rhona wollte sich abwenden, aber Keita ergriff ihren Unterarm.
»Ich kann dir wirklich keine Einzelheiten berichten. Zumindest nicht hier.« Keita beugte sich zu ihr vor und flüsterte so laut, dass es über dem Rauschen des Wassers zu hören war: »Die Höhlenwände haben Ohren.«
»Ja, und die nennt man Fledermäuse.«
»Oh! Warum musst du immer Widerworte geben?«
»Weil du mich in etwas Verrücktes hineinziehen willst. Ich komme nicht mit, Cousine.«
»Ich brauche dich, Rhona. Es ist wichtig.«
Rhona grunzte verächtlich.
»Wenn du mir nicht glaubst, frag Ragnar. Er wird es dir bestätigen.« Allmählich kam Rhona zu dem Schluss, dass ihre Cousine es ernst meinte, denn Keita würde sie niemals zu Ragnar schicken, wenn sie nicht wirklich die Wahrheit sagte. Rhona fragte: »Warum musst du überhaupt zurück?«
»Ragnar ist es lieber, wenn ich in den Dunklen Ebenen in Sicherheit bin.«
»Das geht mir genauso. Das hier ist kein Ort für dich, Keita.«
»Dann solltest du mich zur Insel Garbhán begleiten.« Es war der Sitz der Menschenkönigin, die über die Dunklen Ebenen herrschte.
»Das kann ich nicht«, gab Rhona zu und dachte an all das, was sie hier noch zu erledigen hatte.
Weitere Kostenlose Bücher