Dragon Sin: Roman (German Edition)
Doch Edana, die schon immer die Ernsteste von ihnen gewesen war, runzelte die Stirn. »Sei vorsichtig, Rhona. Ich verehre unsere Cousine sehr, aber Keita ist leichtsinnig und tut vieles, was sie nicht tun sollte.«
»Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, wie unsere Cousine vorgeht, Schwester. Ich werde auf der Hut sein – und das solltet ihr auch.«
»Mach dir keine Sorgen, Rhona«, sagte Edana mit einem Lächeln. »Wir werden schon mit Mum fertig.«
Keita sah dem großen Blitzdrachen hinterher, als er den Raum verließ, und wandte sich dann dem Drachen zu, den sie anbetete – auch wenn sie Ragnar bisher noch nicht gesagt hatte, dass sie ihn anbetete. Es war nicht gut, einem Mann so eine Information zu früh in der Beziehung zu geben. Jawohl, fünf Jahre waren noch viel zu früh, egal was ihre nervtötenden Tanten dazu sagen mochten.
»Warum hast du darauf bestanden, dass Vigholf mitgeht?«, fragte sie.
»Weil er mich verrückt gemacht hätte, bis Rhona zurück ist. Er will es nicht zugeben, aber er hat ein Auge auf sie geworfen.«
»Weswegen das denn?«
Er lächelte. Sie liebte dieses Lächeln. »Weil sie ihm gefällt, und zwar von Anfang an, dessen bin ich mir sicher.«
»Pech«, meinte Keita. »Sie hasst ihn. Sie nennt ihn eine Pest. Und für eine Cadwaladr-Frau sollte man niemals eine Pest sein. Das geht nie gut aus.«
Ragnar zog Keita an sich. »Du solltest meinen Bruder nicht unterschätzen. Außerdem bin ich umso glücklicher, je mehr Schutz du bekommst.« Ragnar nahm ihr Gesicht zwischen seine Klauen und sah ihr tief in die Augen. »Bitte, Keita. Bitte … sei nicht dumm.«
»Herzlichen Dank«, sagte sie und lachte.
»Du weißt, was ich meine. An deinen besten Tagen bist du bloß tollkühn. Du riskierst viel, besonders wenn es um die Sicherheit deiner Sippe geht.«
»Ich werde nichts tun, was mich davon abhält, meiner Sippe zu helfen.«
»Bist du sicher, dass wir es deinen Brüdern nicht sagen sollen?« Keitas drei ältere Brüder befehligten ihre eigenen Truppen; jeweils drei Generäle erstatteten ihnen unmittelbar Bericht, und unter dem Banner jedes Prinzen kämpften drei Legionen. Es war viele Jahre her, dass Fearghus, Briec und Gwenvael ihre Truppen selbst ins Gefecht geführt hatten, aber von Anfang an hatten sie sich als sehr geschickt erwiesen und sogar die schwer zu beeindruckenden Nordländer mit ihren Fähigkeiten erstaunt.
»Wenn Fearghus und Briec es herausfinden, werden sie sofort aufbrechen und die halbe Armee unserer Mutter und die Cadwaladrs mitnehmen. Das kannst du dir im Augenblick nicht leisten, und meine Brüder wirst du nicht aufhalten können. Nicht wenn es um diese Sache geht. Dabei ist es auch gleichgültig, ob du den Schutz, den wir auf der Insel genießen werden, für ausreichend hältst. Aber Ren und ich kommen schon allein zurecht.«
»Warum willst du dann deine Cousine mitnehmen?«
»Das ist nur eine Formalität zu unserer Sicherheit. Ren wird Magie wirken, und daher ist er geschwächt und kann sich nicht auf die Dinge um ihn herum konzentrieren. Aber Rhona wird über uns wachen wie ein tobender Höllenhund aus der Unterwelt.«
Schließlich lächelte er. »Das würde ich ihr aber nicht ins Gesicht sagen.«
»Nein, nein«, erwiderte Keita sehr ernsthaft. »Sie ist nicht wie ihre Schwestern und ihre Mutter. Sie würde das nicht als Kompliment auffassen.«
4 Rhona traf Keita und Ren an einem der unteren Ausgänge. Sie hatten den Tunnel, der aus der Festung herausführte, in Menschengestalt durchquert, bis sie weit genug entfernt waren, dass sie ungefährdet fliegen konnten. Als Rhona sah, wie ihre jüngere Cousine geduldig auf sie wartete, musste sie daran denken, wie sie Keita gehütet hatte, als ihr Zentauren-Kindermädchen einige Monate weg gewesen war. Diese Monate waren die längsten in Rhonas Leben gewesen. Dennoch liebte sie Keita.
»Cousine!«, rief Keita fröhlich, als sie Rhona sah. Sie lief zu ihr und umarmte sie. »Es ist so unendlich lange her.«
»Ich habe dich doch vor einer Stunde noch gesehen.«
»Wirklich?« Keita schaute zur Seite. »Es hat sich länger angefühlt.«
Rhona verdrehte kurz die Augen, bevor sie fragte: »Bist du abreisebereit, Cousine?«
»Aye.«
Rhona ging zu Ren hinüber. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln und umarmte ihn. »Hallo, alter Freund.«
»Rhona. Bist du bereit für all das?«
»Nein, aber um dich vor Keita zu schützen, tue ich alles.«
Ren lachte, und Keita zog eine Schnute.
»Dann sollten wir uns auf
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