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Dragon Sin: Roman (German Edition)

Dragon Sin: Roman (German Edition)

Titel: Dragon Sin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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war Ragnar ebenfalls allen erdenklichen Gefahren ausgesetzt. So war das Leben des Kriegers nun einmal, und sie hatten sich dem schon vor langer Zeit gefügt. Aber sie befassten sich nicht mehr damit. Vigholf nickte seinem Bruder nur noch einmal kurz zu, schaute sich ein letztes Mal um, bemerkte nichts Seltsames oder Ungewöhnliches und folgte den anderen in Richtung Süden.

5 Talaith, Tochter von Haldane und Gefährtin von Briec dem Arroganten, auch bekannt als Briec der Mächtige, ging die Treppe hinunter zum Rittersaal von Garbhán. Sie war müde. In ein paar Tagen war Vollmond, und sie hatte noch viel zu tun, bevor sie die Magie wirken konnte, die sie geplant hatte. Denn sie war eine der Nolwenn-Hexen aus den Wüstenländern, und ihre Kräfte waren ihr sechzehn Jahre lang von einer verfluchten Göttin verweigert worden, über die Talaith in vornehmer Gesellschaft noch immer nicht sprach. Aber inzwischen hatte sie ihre Kräfte zurückerhalten und bemühte sich, sie vollkommen zu beherrschen. Allerdings war das nicht leicht, da die einzigen anderen Hexen, die ihr dabei helfen konnten, ihre schlimmsten Feinde waren: die Kyvich aus den Eisländern.
    Die Kyvich waren Kriegerhexen aus den albtraumhaften Territorien des ewigen Eises. Sie waren aus vielen Gründen weithin bekannt: wegen ihrer unglaublichen Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld, wegen ihrer mystischen Kräfte und auch wegen ihrer Verbindungen zu den Göttern. Aber zutiefst gefürchtet waren sie, weil sie ihre Reihen mit weiblichen Neugeborenen und Säuglingen füllten, die sie zu diesem Zweck entführten. Dabei war es gleichgültig, ob die Mädchen von königlichem Geblüt waren oder aus einer Bauernfamilie stammten. Nichts konnte die Kyvich aufhalten, wenn sie einmal beschlossen hatten, dass ein junges Mädchen zu ihnen gehören sollte. Obwohl sie die meiste Zeit in den Eisländern blieben und dort die Nachkommen entführten, waren sie auch schon in den südlichen Wüstenländern und den Westlichen Provinzen gesehen worden. Nur die Ostländer schienen ihnen bisher entgangen zu sein, was vermutlich an dem wilden Meer lag, das die Kontinente voneinander trennte. Seit Talaith gehen konnte, war ihr von den Nolwenn-Hexen, die sie mit aufgezogen hatten, gesagt worden, die Kyvich seien nichts anderes als »mörderische, gemeine Huren, die sich glücklich schätzen sollten, dass es ihnen erlaubt ist, dieselbe Luft zu atmen wie wir«. Oder, wie Talaiths Mutter sie treffend genannt hatte: Diese Schlampen .
    Doch Talaith konnte nicht mehr viel gegen die Kyvich sagen, denn nun waren sie hier auf der Insel Garbhán und hatten eine wichtige Aufgabe. Sie schützten jene, die Talaith mehr bedeuteten, als sie mit Worten ausdrücken konnte.
    Sie waren hier, um ihre Kinder zu beschützen.
    »Guten Morgen, Dagmar.«
    Dagmar Reinholdt, ihre Schwägerin und Kriegsherrin der Dunklen Ebenen, schaute von den Briefen und Botschaften auf, die sie beinahe jeden Tag erhielt. »Morgen, Schwester.«
    Dagmar kam wie die Kyvich aus dem Norden. Genauer gesagt aus den Nordländern. Sie war die Tochter eines mächtigen Kriegsherrn und hatte die Hochachtung von Königin Annwyl errungen, indem sie das war, was Annwyl niemals sein konnte – eine vernunftbetonte politische Kraft, die von vielen gefürchtet wurde. Auch Annwyl wurde gefürchtet – aber nur deshalb, weil sie andauernd jemandem den Kopf abschlug und feindliche Soldaten tötete.
    Dagmar hingegen konnte viel Schlimmeres tun, wenn sie wollte – und das wollte sie oft.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Talaith sie.
    »Ich weiß nicht.«
    »Etwas, worüber ich in Panik geraten müsste?«
    »Nein, im Augenblick nicht.«
    »Ausgezeichnet.« Talaith setzte sich an den großen Tisch. Ein Diener stellte eine Schüssel mit heißem Haferbrei und einen Korb mit frischem Brot vor sie. Sie nahm einen Löffel und wollte ihn gerade in den Brei tauchen, als die Tür hinter ihr geöffnet wurde und sie ein verräterisches Quietschen hörte.
    Talaith drehte sich auf ihrem Stuhl um und breitete die Arme aus. Ihre jüngste Tochter kam hereingestürmt. Ihr winziger Körper prallte gegen den ihrer Mutter, und die kleinen Arme schlangen sich um Talaiths Hals.
    »Da ist ja mein schönes Mädchen. Wie geht es dir heute Morgen?«
    »Prima«, sagte Rhianwen an Talaiths Hals.
    Rhianwen – kurz Rhian, und für ihre Schwester hieß sie einfach Rhi – war ein unglaublich schüchternes und süßes Mädchen. Erstaunlicherweise glich sie ihren Eltern überhaupt nicht.

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