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Dragon Sin: Roman (German Edition)

Dragon Sin: Roman (German Edition)

Titel: Dragon Sin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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Doch eigentlich hätte Rhian gar nicht existieren dürfen, und zwar aus mehreren Gründen. Weil ihr Vater ein Drache war und ihre Mutter ein Mensch, und weil Talaith als Nolwenn-Hexe in ihrer etwa achthundertjährigen Lebensspanne eigentlich nur ein einziges Kind zur Welt bringen konnte. Und dieses eine Kind war ihre Izzy, die im Augenblick ihr Leben als Knappe von Annwyl der Blutrünstigen aufs Spiel setzte. Talaith hatte Izzy im Alter von sechzehn Jahren bekommen. Doch anscheinend hatten die Götter diesmal anders entschieden und Talaith überdies noch Rhian geschenkt. Ihre wunderschöne kleine Rhian. Mit der braunen Haut des Volkes, aus dem ihre Mutter stammte, und dem silbernen Haar und den violetten Augen ihres Vaters war Rhian eine unvergleichliche Schönheit, und zum Glück hatte sie weder Schuppen noch einen Schwanz. Rhian war vollkommen menschlich – bisher. Während Kraft und Geschicklichkeit im Kampf nicht Rhians Stärken zu sein schienen, konnte Talaith eine Hexe auf den ersten Blick erkennen. Aber Rhian würde nicht irgendeine Hexe sein. Das Mädchen war unglaublich mächtig und eindeutig von den Göttern gesegnet. Magie umwirbelte sie, und mit einem einzigen Blick konnte Rhian in die Seelen anderer schauen.
    Das war manchmal ein wenig beunruhigend. Sogar für Talaith.
    »Wo sind deine Cousine und dein Vetter?«, fragte Talaith ihre Tochter. Wie immer hatte sie Angst vor der Antwort, wenn die Zwillinge nicht bei Rhian waren. Rhian war zwar die Jüngere, übte aber einen angenehm beruhigenden Einfluss auf die Geschwister aus, die als die Kinder der Menschenkönigin Annwyl und des Drachenprinzen Fearghus eigentlich ebenfalls nicht existieren dürften. Während Talaiths Tochter süß und unschuldig war, waren die beiden anderen eindeutig keins von beidem. Und es war zweifelhaft, ob sie es je sein würden.
    »Sie spielen mit den Hunden«, sagte Rhian und zupfte an dem langen, lockigen Haar ihrer Mutter.
    »Sie spielen … mit den Hunden?«
    »Auf dem Feld. Sie haben ihre Axt mitgenommen.«
    Dagmar riss den Kopf hoch, und die beiden Frauen sahen sich an. Sie brauchten nicht die Gedanken der anderen zu lesen, um zu wissen, was sie dachten.
    Sie sprangen gleichzeitig auf – Rhian noch in den Armen ihrer Mutter – und hatten die Hintertür fast erreicht, als Ebba eintrat. Mit jeder Hand hielt sie ein Kind gepackt – Talwyn, das Mädchen, mit der rechten und Talan, den Jungen, mit der linken.
    »Ich hab sie«, sagte die Zentaurin und lächelte. Auch nach fünf Jahren hatte sie noch Geduld mit den Kindern von Annwyl und Fearghus, obwohl niemand wusste, wie sie das schaffte.
    »Was ist mit meinen Hunden?«, wollte Dagmar wissen. Neben ihren Pflichten als Kriegsherrin und Vasallin der Insel Garbhán fand Dagmar noch genug Zeit, die besten, aber auch gewalttätigsten Kampfhunde der Welt zu züchten. Bemerkenswerterweise waren sie gleichzeitig wunderbare Haustiere.
    »Oh, denen geht es gut«, sagte Ebba und ging auf die Treppe zu, die hinauf zum Schlafzimmer der Kinder führte. »Die Zwillinge haben mit der Axt nicht die Hunde, sondern das Weidevieh gejagt. Die Hunde waren einfach nur dabei.«
    »Irgendwie beruhigt mich das nicht sehr«, murmelte Dagmar Talaith zu.
    Das konnte Talaith nur allzu gut verstehen.
    »Nun ja«, sagte Talaith, als gerade Kommandantin Ásta, die Anführerin der örtlichen Kyvich-Legion, mit zwei ihrer Kriegerhexen vorbeiging, »wenn die Kyvich ihre Arbeit richtig tun und auf die Kinder aufpassen würden …«
    Ásta blieb stehen. Sie mochte Talaith noch weniger, als diese sie mochte. »Meine Aufgabe und die Aufgabe meiner Hexen besteht darin, das Leben deiner Nachkommen zu schützen. Sie davon abzuhalten, das Vieh zu zerhacken, ist deine Aufgabe, Nolwenn.«
    Talaith knurrte ein wenig, und Dagmar trat vor sie und nahm ihr so den Blick auf das tätowierte Miststück. »Hör auf damit.«
    »Sie ärgert mich.«
    »Die ganze Welt ärgert dich, Talaith. Tu nicht so, als wäre sie etwas Besonderes.«
    Nun gut, in gewisser Weise hatte die Nordländerin recht.
    »Wir müssen anhalten«, sagte Keita hinter ihnen.
    Rhona und Vigholf sahen sich an. Sie waren erst seit etwa vier Stunden unterwegs. Doch Keita war nicht gerade bekannt dafür, etwas anderes als ihr Mundwerk und ihre Hinterhältigkeit zu trainieren, vielleicht wurde sie deshalb rasch müde.
    »Wenn du nicht einmal ein paar Meilen zu Fuß schaffst, Keita …« Aber Rhona verstummte, als sie sich umdrehte und sah, dass es Ren war, der

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