Dragon Sin: Roman (German Edition)
konnte, ging Talan in die Knie und rutschte noch ein wenig weiter voran. Mit seinem Schwert hieb er die Fessel des ersten Pferdes durch, an dem er vorbeikam. Das Tier wieherte, das verletzte Bein knickte ein, und der Reiter wurde abgeworfen. Beim Aufprall brach sein Genick, und Talwyn sprang auf seinen Körper. Mit ihrem Schwung stieß sie sich von dem Leichnam ab und fiel einen anderen Reiter an. Sie rammte ihm die Klinge ihres Schwertes ins Bein. Er schrie auf, während sie die Klinge mit beiden Händen in seiner Wade herumdrehte.
Weil Rhona nicht wusste, was sie sonst tun sollte, packte sie die Kinder und schwang sich mit ihnen in den Himmel. Das Mädchen schrie, boxte gegen Rhonas Klaue und versuchte sich zu befreien, während ihr Bruder geduldig wartete, bis Rhona im Burghof gelandet war. Dann rammte er ihr allerdings sein Schwert zwischen die Klauen.
»Autsch! Du bösartiger kleiner …«
»Talwyn! Talan!« Talaith rannte die Treppe zum Burghof hinunter; ihr schönes Gesicht war tränenüberströmt. »Wo ist sie?«, wollte die Hexe wissen. »Wo ist Rhian?«
»Hier.« Vigholf landete neben Rhona und übergab das Kind vorsichtig seiner Mutter. »Sie hat uns das Leben gerettet, Mylady. Danke.«
Talaith nickte und drückte Rhian an sich. »Mach das nie wieder«, sagte sie zu ihrer Tochter. »Du darfst dich nie wieder davonstehlen.« Mit ihren braunen Augen sah sie die Zwillinge finster an. »Und ihr beiden … bewegt eure Hintern in die Burg. Sofort! «
Die Zwillinge schossen die Stufen hoch, wo sie schon von ihrem Kindermädchen erwartet wurden, das vor Zorn kochte. Sie packte die beiden und lief nach drinnen.
»Geh, Talaith«, befahl Rhona der Hexe. »Von hier ab übernehmen wir.«
Nach einem kurzen Blick zu Vigholf stiegen sie beide in die Luft und landeten auf dem Burgtor.
»Anscheinend hatte deine Cousine recht«, gab der Blitzdrache zu und schaute hinunter auf die große Zahl Stammeskrieger, die auf die Tore zupreschten.
Rhona packte ihren neuen Speer und nickte. »Allerdings.«
Die Kyvich stürmten auf ihren gehörnten Reittieren durch das Tor, begleitet von ihren blutdurstigen Hunden. Der erste Lärm aufeinanderprallender Waffen ertönte.
Mit einem schwachen Lächeln fragte Rhona Vigholf: »Hast du immer noch etwas dagegen, wenn eine Frau an deiner Seite kämpft, Nordländer?«
»Nicht wenn du es bist, Südländerin.« Er grinste sie an. »Nicht wenn du es bist.«
Dagmar schickte die befehlshabenden Burgwachen mit der Warnung zu ihren Truppen: »Was immer ihr tut, kommt den Kyvich nicht in die Quere.«
Sie lief in die Burg zurück. Ihr treuer Hund Canute und das kleine Hündchen, das sie vor Kurzem gefunden hatte, begleiteten sie. Soldaten rannten ihr aus dem Weg, als sie durch den Gang stürmte. Als sie den Rittersaal erreicht hatte, blieb sie stehen. Einige Kyvich waren bei Talaith und Ebba und geleiteten sie an einen sicheren Ort, der unter den Burgmauern errichtet worden war. Dagmar versuchte nicht, sie aufzuhalten, aber sie war froh zu sehen, dass es ihnen allen gut ging.
Dagmar dachte an nichts anderes als daran, so viele wie möglich lebend aus diesem Chaos zu retten. Sie analysierte genau, was vor sich ging. Da bemerkte sie, dass die Drachenkönigin die Treppe hinunter und aus dem Rittersaal ging. Dagmar hatte nicht einmal gewusst, dass die Königin die Nacht hier verbracht hatte. Die Unterredung über die Frage, was man angesichts des Verschwindens von Annwyl tun solle, hatte zwar bis spät in den Abend gedauert, doch für gewöhnlich kehrte die Königin immer zu ihrem Berg Devenallt zurück, wie spät es auch sein mochte. Letzte Nacht hatte sie das nicht getan. Sie war geblieben.
Normalerweise hätte sich Dagmar darüber keine Gedanken gemacht, doch diesmal konnte sie nicht darüber hinwegsehen. Also heftete sich Dagmar auf Rhiannons Fersen.
Rhona flog auf die vorrückenden Truppen hinunter und spuckte Feuer, während sie Pfeilen, Äxten und Speeren auswich. Wie immer, wenn sie in die Schlacht flog, war Rhona eher wütend als verängstigt darüber, dass sie angegriffen wurde. Das verlieh ihr eine Aggressivität, die sie im alltäglichen Leben nicht besaß.
Sie hob Pferde und Reiter in die Luft und schleuderte sie in deren eigene Truppen hinein. Sie schwang ihren Schwanz hin und her, und die Stammeskrieger hinter ihr wirbelten durch die Luft und über den Boden. Während sie sich mit ihrem Schwanz um das kümmerte, was hinter ihr geschah, dezimierte sie mit ihrem Speer die
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