Dragon Sin: Roman (German Edition)
nicht. Er verfolgt mich.«
»Manche Hunde sind eben schwer abzuschütteln«, murmelte Dagmar. »Ihr könnt beide eintreten.« Zu Vigholf gewandt sagte sie: »Weil du Ragnars Bruder bist, verlasse ich mich darauf, dass du nichts, was du hier hören wirst, weitergibst, Mylord.«
Vigholf musste sich bücken, um unter dem Türsturz hindurchzukommen. »Bei meiner Ehre, Lady Dagmar.«
Dagmar schloss die Tür, und Rhona trat vor den Tisch. Die Drachenkönigin stand dahinter, rechts von ihr befanden sich Talaith und Keita, und Ren, der allmählich seine Farbe und seine Kraft zurückbekam, hielt sich hinter ihr.
»Ich habe eine Mission für dich, Sergeantin.«
»Sehr wohl, meine Königin.«
»Du musst …«
Die Tür wurde aufgeworfen, und Rhonas Onkel Bercelak, den sie seit ihrer Ankunft nicht gesehen hatte, stapfte ins Zimmer. Er warf Vigholf einen abfälligen Blick zu und trat neben Rhiannon. »Ich muss mit dir reden.«
»Kann das nicht warten?«
»Nein.« Er ergriff ihre Hand und zog seine Gefährtin aus dem Zimmer. Der Rest schaute ihnen wie versteinert nach. Es war, milde ausgedrückt, ein seltsamer Moment.
Da sagte Keita: »Ihr beiden habt heute eine nette Schlacht geliefert. Ihr habt wirklich schön getötet. Oh.« Sie schnippte mit den Fingern und fügte fröhlich hinzu: »Ihr solltet übrigens nicht das Wasser am Südufer des Sees trinken.«
»Warum …«
Rhona hieb mit der Hand gegen Vigholfs Brustkorb und schnitt ihm damit das Wort ab. »Ich sage es noch einmal: Frage nicht. Tu einfach, was sie sagt.«
»Such dir jemand anders aus!«, brüllte Bercelak auf der anderen Seite der verschlossenen Tür. Alle zuckten zusammen.
»Das werde ich nicht, Mann von niederer Herkunft! Ich wähle aus meiner Armee, wen ich will, auch wenn es deine Nichte ist!«
»Dann nimm eine andere meiner Nichten, Rhiannon. Eine Drachenkriegerin. Such dir jemand, der bereit für diese Aufgabe ist. Nicht Rhona!«
»Wer sagt, dass sie nicht bereit ist?«
»Ich! Addolgar! Ihre Mutter! «
Niemand sah Rhona an. Sie nahm es ihnen nicht übel. Und als sie hörte, wie die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde, war sie nicht überrascht, dass es Vigholf war, der sich davongestohlen hatte.
Doch dann hörte sie ein »He da!«. Und sie erkannte Vigholfs Stimme.
O nein. Nein, nein, nein .
»Erstens, ihr beiden«, brüllte er beinahe, »können wir jedes Wort durch diese verdammte Tür hören. Und zweitens ist sie bereit.«
Was?
»Woher willst du das wissen, Ausländer?«, fuhr ihr wie immer liebenswürdiger Onkel Bercelak ihn an.
»Weil ich seit fünf verdammten Jahren an der Seite dieser Frau kämpfe. Kannst du von dir dasselbe behaupten, Feuerspucker?«, entgegnete er. Als Schweigen auf diese Frage folgte, setzte Vigholf nach: »Sie ist bereit. Wir sollten es nun endlich hinter uns bringen.«
Vigholf kam zurück ins Zimmer, schlug die Tür hinter sich zu und stellte sich wieder hinter Rhona. Sie sah ihn nicht an. Sie wagte es nicht. Sie wusste nicht, wie sie reagieren würde. War sie wütend darüber, wie er mit ihrer Königin und ihrem Gefährten geredet hatte? Oder dankbar, weil er ein so großes Vertrauen in ihre Fähigkeiten hatte? Oder musste es ihr peinlich sein, dass er diese Schlacht für sie geschlagen hatte?
Da ihre Gefühle und damit auch ihre Reaktion in jede dieser Richtungen gehen konnten, blieb sie einfach schweigend stehen, als die Königin und ihr Gefährte zurückkehrten. Bercelak wirkte noch wütender als üblich – was durchaus bemerkenswert war, denn er war immer wütend.
Er stellte sich neben Rhona und fuhr sie an: »Soldatin!«
Rhona drückte den Rücken durch und hob das Kinn. »Sir.«
»Du wirst nach Westen gehen. Brich noch heute Nacht zu Fuß auf und sorge dafür, dass niemand dich bemerkt. Es scheint, dass dieses Miststück von Vateria einen gewissen Einfluss auf die Stammeskrieger hat.«
»Aye, mein Lord.«
»Du musst die verschwundene Königin finden – Annwyl.« Gute Götter, Annwyl war verschwunden? »Bring sie zurück zu ihren Truppen. Während wir hier miteinander sprechen, marschieren ihre Truppen auf das Tal von Euphrasia zu, um sich mit unserer Drachenarmee zu vereinigen. Hast du deine Befehle verstanden?«
Obwohl Rhona sofort »Aye, Sir« antworten wollte, wie sie es immer tat, wusste sie doch, dass sie noch eine dringende Frage hatte. Eine Frage, die sie unbedingt stellen musste.
»Sir, ich soll nach Westen reisen. Sind damit die Quintilianischen Provinzen
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