Dragon Sin: Roman (German Edition)
sie eine ganze Brigade von Kyvich, ein Bataillon Wächter, eine Zentaurin und viele Drachen, und doch schien niemand in der Lage zu sein, ein einziges kleines Kind im Auge zu behalten!
»Mein süßes Mädchen, was machst du denn hier?« Rhiannon ging vor ihrer Enkeltochter in die Hocke. »Warum bist du hier oben? Es ist zu gefährlich für dich.«
»Es hat angefangen«, sagte das kleine Mädchen zu ihr.
»Was hat angefangen?«
»Der Angriff der Eisendrachen. Dort, wo Daddy ist.« Kleine Hände griffen nach ihr, und Rhiannon zog ihre Enkelin eng an sich heran.
»Was ist passiert, Rhian?«
»Daddy ist verletzt«, flüsterte sie. »Sie können ihm nicht helfen.«
»Bist …« Rhiannon bemühte sich, ihre Panik zu bekämpfen und die Tränen zurückzuhalten. Sie versuchte sich einzureden, dass das Kind nur einen Albtraum gehabt hatte. Aber Rhiannon wusste, dass das Mädchen gesehen hatte. »Bist du dir sicher, Liebes?«
Sie nickte. »Ganz sicher.«
»Ist es sehr schlimm?«
»Ja. Es ist wirklich sehr schlimm.« Sie hielt ein Stück Pergament hoch, auf das sie etwas gezeichnet hatte. »Aber ich habe das hier gemalt, um ihm zu helfen.«
Rhiannon zwang sich zu einem Lächeln. »Das ist sehr schön. Ich bin sicher, es wird ihm gefallen.«
»Sag Mum nichts von Daddy. Es würde sie nur aufregen.«
»Das werde ich nicht.« Rhiannon küsste ihre Stirn und machte sich gleichzeitig solche Sorgen um ihren Sohn, dass sie beinahe zusammenbrach. »Ich will, dass du dir keine Sorgen machst«, sagte sie zu dem Kind. »Es wird alles gut.«
»Nur wenn das Ungeheuer hilft.«
»Das Ungeheuer?«, fragte Rhiannon. »Welches Ungeheuer?«
»Das wütende. Die bösen Leute haben ihm wehgetan. Und deshalb hasst er jetzt alle. Er hat nur ein Auge. Ein wütendes Auge. Vielleicht kann Tante Keita ihm eine Augenklappe schicken, um ihm eine Freude zu machen.«
Gute Götter, das Kind sprach vom Rebellenkönig. Aber wie …
»Wird das Ungeheuer helfen?«, fragte sie ihre Enkelin.
Das Kind spielte mit Rhiannons weißen Haaren, wie sie es immer tat, wenn ihre Großmutter sie in den Armen hielt.
»Wahrscheinlich nicht.«
» Wahrscheinlich nicht?«, fragte Rhiannon. »Es besteht also die Möglichkeit …«
»Tante Annwyl wird das zurückholen müssen, was für ihn das Wichtigste ist.« Das Mädchen machte ein schmerzlich trauriges Gesicht. »Aber sie muss es von dem Bösen zurückholen. Und der Böse wird es ihr nicht freiwillig geben.«
»Und was ist das Wichtigste für das Ungeheuer?«
»Dasselbe wie für Talwyn und Talan. Wenn sich Tante Annwyl daran erinnert, weiß sie, was zu tun ist.« Rhian seufzte und sah ihrer Großmutter in die Augen. »Wann bekomme ich ein paar hübsche Halsketten und Armbänder?«
»Sobald ich mir sicher bin, dass du nicht wie deine Tante Keita wirst.«
Endlich lächelte das Mädchen. »Tante Keita ist doch lustig.«
»So kann man es auch nennen.« Rhiannon drückte ihre Enkelin eng an sich, während sie fieberhaft darüber nachdachte, wie sie Annwyl eine Botschaft übermitteln konnte. Alle Versuche, Annwyl oder die anderen im Westen oder ihre Nachkommen im Tal von Euphrasia zu erreichen, waren bisher erfolglos gewesen. Sie war abgeblockt worden. Sie! Eine weiße Drachenhexe! Verdammt seien die Götter und ihre Spielchen. Sie wusste, dass es die Götter sein mussten, weil nur sie Rhiannon von irgendetwas abhalten konnten. Aber es gab vielleicht einen anderen Weg. Natürlich brauchte sie dazu …
»Nimm meine Hand«, sagte ihre Enkelin zu ihr.
»Hm … können wir vielleicht später spielen, Kleines? Ich muss …«
»Nimm meine Hand. Wir können zusammen Kontakt zu Tante Annwyl aufnehmen.«
»Nein, ich … es war uns nicht möglich …«
Rhian streckte die Hand aus. »Zusammen schaffen wir es«, sagte sie. »Aber es muss bald sein. Ich muss die Zeichnung für Daddy zu Ende bringen.«
»Du kannst mir wirklich helfen, mit Tante Annwyl in Kontakt zu treten, nicht wahr, Rhian?«
»Ja.«
»Woher weißt du, wie das geht?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß es einfach.«
Rhiannon ergriff die Hand ihrer Enkeltochter, obwohl sie keine Ahnung hatte, was hier vorging. Doch sie musste ihre Schwierigkeiten nacheinander lösen. »Wir machen es gemeinsam, aber ich rede mit ihr. Ich will nicht, dass du in Tante Annwyls Kopf herumspukst. Niemals.«
Traurig beschlossen Vigholf und Rhona, die Pferde ziehen zu lassen. Das Terrain im Gebirge war zu felsig, und die Gruppe musste jederzeit in der Lage sein,
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