Dragon Sin: Roman (German Edition)
flüsterte Brannie, als sie Izzys Beine ergriff. »Ich hab dich!«
Izzy war kurz davor aufzuatmen, doch da gab der Boden unter ihnen beiden nach, und sie stürzten der Finsternis entgegen. Alle drei schrien auf, bis sich Arme, die sie in der Dunkelheit nicht sehen konnten, um Izzy und Annwyl schlangen und sie packten.
»Haltet euch fest«, sagte Vigholf zu ihnen und schoss in Drachengestalt senkrecht mit ihnen nach unten. Sie wusste nicht warum, bis sie Warnrufe von oben hörte und spürte, wie Pfeile an ihrem Kopf vorbeiflogen.
Soldaten aus den Hoheitsgebieten. Und sie klangen aufgebracht.
Aber hier war es stockfinster. Konnte der Nordländer überhaupt noch etwas sehen? Sie hoffte es. Bei der Geschwindigkeit, mit der er sich bewegte, würden sie und Annwyl zerquetscht werden, wenn er irgendwo gegen eine Wand prallen sollte.
Es hatte den Anschein, als würde sie meilenweit nach unten segeln. Vigholf bewegte sich mit äußerstem Geschick, daher nahm sie an, dass er etwas sehen konnte. Nach einer halben Ewigkeit landete Vigholf. Jemand stieß eine Flamme aus, und eine Reihe von Fackeln wurde entzündet. Sie beleuchteten einen Vorsprung, der über einen weiteren ungeheuren Abgrund ragte.
Vigholf setzte sie und Annwyl auf dem Vorsprung ab. »Alles in Ordnung mit euch?«, fragte er.
»Prima, ja.« Izzy lächelte schwach. »Vielen Dank.«
Er nickte und zwinkerte ihr zu.
Wenige Minuten später erschien Rhona und setzte Brannie, die noch in ihrer menschlichen Gestalt war, neben Izzy ab. »Du bist ein Dummkopf!«, schimpfte Rhona ihre Cousine und Izzy überlegte kurz, Rhona einen Hieb auf ihre Drachenschnauze zu verpassen. Gute Götter, heute war sie wirklich unerträglich.
»Ich hab’s vergessen! Kein Grund, so bösartig zu werden«, sagte Brannie zu ihr.
»Wie konntest du vergessen, dass du Flügel hast? Wer vergisst denn so etwas?«
»Ich war zu überrascht.«
»Diesen Sturz hättest du niemals überlebt, wenn ich dich nicht aufgefangen hätte, Cousine. Ist dir das klar?«
»Nun ja …«
»Du hättest ihn nicht überlebt!« Sie flog näher an Brannie heran. Rhona und Vigholf waren nicht auf dem Sims gelandet, sondern schwebten davor. »Ich hoffe wirklich, dass du dich in einer Schlacht klüger verhältst!«
»Das tue ich! Es ist alles so schnell passiert!«
»Es passiert immer schnell. Darum geht es ja gerade!«
Brannie senkte den Kopf. »Es tut mir leid, Rhona.«
»Ich brauche deine Entschuldigungen nicht.« Mit ihrer Schwanzspitze hob sie Brannies Kinn an, sodass sie sich in die Augen sehen konnten. »Ich will, dass du in Zukunft vorsichtiger bist. Du kannst nicht immer davon ausgehen, dass einer von uns dich auffängt, bevor du in den Tod stürzt, oder?« Nun begriff Izzy, dass sich Rhona bloß Sorgen um ihre Cousine machte. Izzys Mum hatte ihre älteste Tochter oft genauso angebrüllt, wenn sie Hunderte Fuß über der Erde von einem Drachenrücken zum nächsten gehüpft war.
»Vergiss nie, wer du bist, egal in welcher Gestalt du dich befindest. Verstanden?«
»Ja.«
»Gut.« Rhona flog hinüber zu Annwyl, und als sie dabei an Izzy vorbeikam, konnte sie es sich offenbar nicht verkneifen, dieser mit dem Flügel ins Gesicht zu schlagen.
Brannie zuckte zusammen und sagte stumm: Entschuldigung .
»Ich hoffe wirklich, das hier ist der Ort, der dein Ziel war, Annwyl«, sagte Rhona, während sie neben der Königin schwebte.
»Ich glaube schon. Das ist eine unterirdische Abkürzung zu den Septima-Bergen.«
»Woher weißt du das?«
»Es ist so. Vertraue mir einfach.«
Wie konnte Rhona dieser Frau vertrauen, wenn sie davon überzeugt war, dass Annwyl vollkommen verrückt war?
»Hinaus mit euch«, befahl Annwyl, ergriff eine der Fackeln und beleuchtete den Weg. Iseabail und Brannie folgten ihr, nahmen sich ebenfalls Fackeln und gaben nicht das geringste Widerwort. Das verwirrte Rhona. Gute Götter, war sie wirklich so schrecklich? War es das, was Vigholf andauernd gemeint hatte? Natürlich hatte sie noch nie eine vollkommen verrückte Person als Kommandanten gehabt, aber selbst wenn sie in der Armee Ihrer Majestät dienen würde, nähme sie sich die Freiheit heraus, die Anordnungen einer eindeutig wahnsinnigen Königin zu hinterfragen.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Vigholf und strich ihr die Haare aus den Augen. Nun, da sie keine Zöpfe mehr trug, waren ihre Haare oft widerspenstig.
»Es geht mir gut. Ich bin nicht glücklich, aber im Großen und Ganzen ist alles klar.« Sie stieß ihn
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