Dragon Sin: Roman (German Edition)
sofort in Deckung zu gehen. Sie wollten weder ihre eigene Sicherheit noch die der Pferde aufs Spiel setzen.
Vigholf war zunächst der Ansicht, dass es eine schlechte Entscheidung war. Nun mussten sie die ganze Strecke zu Fuß gehen. Meilenweit. Und nur die Götter wussten, wie viele Meilen sie noch vor sich hatten. Dieser Rebellenkönig, den Annwyl finden wollte, befand sich am anderen Ende der Provinzen. Und diese Provinzen hatten sie noch nicht einmal erreicht. Wie Annwyl rechtzeitig dorthin gelangen wollte, wusste keiner von ihnen. Aber die Königin schien ganz auf ihr Ziel fixiert zu sein. Immer wieder versuchte Rhona ihr behutsam klarzumachen, dass dies keine gute Idee sei, aber die Königin wollte nichts darüber hören. Sie wollte gar nichts hören, und das führte dazu, dass Izzy und Branwen, die üblicherweise sehr gesprächig waren, meistens schwiegen.
Am nächsten Nachmittag machten sie schließlich Halt an einem Fluss. Aus den Reisetaschen wurde eine Mahlzeit hervorgeholt und der Wasservorrat am Fluss aufgefüllt. Jeder von ihnen saß auf einem kleinen Felsen oder einem umgestürzten Baumstamm.
»Es könnte schlimmer sein«, murmelte Vigholf sanft in Rhonas Ohr. »Es könnte Sommer und unerträglich heiß sein.«
Izzy wühlte in ihrem Gepäck und holte schließlich einige Stücke Obst hervor, die sie den anderen anbot. Annwyl lehnte mit einem Kopfschütteln ab, Branwen nahm zwei, Vigholf nahm eins, und Rhona lehnte mit einem bloßen »Nein« ab.
Mit einem Schulterzucken kehrte Izzy zu ihrem Baumstamm zurück und aß. Dabei fragte sie Rhona: »Wie geht es meinem Vater?«
Als Rhona keine Antwort gab, meinte Vigholf: »Er ist grob wie immer.«
»Also geht es ihm gut?«
Sie kicherten.
»Und wie ist es mit dem Krieg im Norden? Geht es voran?«
»Nicht so sehr, fürchte ich. Diese Eisendrachen …«
Vigholf schüttelte den Kopf, und Izzy sagte: »Es werden immer mehr.«
»Genau das ist das Problem. Wieso gibt es so verdammt viele von ihnen?«
»Das haben wir uns auch schon überlegt, nicht wahr, Brannie?« Sie aß noch etwas von ihrer Frucht und fügte hinzu: »Aber wisst ihr, dazu kommt die Art, wie sie ihre Armee führen …«
»Ich weiß«, meinte Vigholf sofort.
»… ihre Organisation, ihre Disziplin. Und sie sind verdammt rücksichtslos.«
»Du bewunderst sie«, bemerkte Rhona und betrachtete Izzy eingehend. Vielleicht zu eingehend.
»Warum nicht? Sie machen Dinge, die wir ebenfalls tun sollten. Wir könnten das eine oder andere ändern, was uns auf lange Sicht helfen würde.«
»Hast du noch immer vor, eines Tages Generalin zu werden, Iseabail?«, fragte Rhona. Vigholf hörte den Hohn in ihrer Stimme, der Izzy jedoch vermutlich entging.
Izzy zuckte die Achseln. »Warum nicht? Ich habe so gute Aussichten wie alle anderen auch. Aber ich weiß, dass es harte Arbeit erfordert.« Dann grinste sie und fügte hinzu: »Disziplin. Und Organisation.«
Alle lachten – außer Rhona, die weiteraß und finster dreinblickte.
Izzy bot Vigholf Brot an. »Ihr wart also auf der Insel Garbhán. Wie geht es meiner Mutter? Und Rhian?«
»Es geht ihnen gut, und Rhian ist wunderschön geworden.«
»Ich kann es nicht erwarten, sie zu sehen. Vermutlich ist sie gewachsen.«
»Allerdings, auch wenn sie noch nicht so groß wie die Zwillinge ist. Sie wachsen wie Lianen.«
Nun fragte Rhona Izzy: »Warum fragst du nicht nach Éibhear und Celyn?«
Sowohl Vigholf als auch Branwen zuckten bei dieser Frage zusammen, aber Izzy hob nur die Achseln. »Warum sollte ich fragen?«
Rhona schnaubte angewidert – ein Geräusch, mit dem Vigholf inzwischen wohlvertraut war – und aß weiter ihr Trockenfleisch.
Izzy legte ihr Essen beiseite und wischte sich die Krümel von den Händen. »Willst du mir noch etwas sagen, Rhona?«, fragte sie.
»Nein«, fuhr Rhona sie an. »Warum sollte ich mit der Hure reden, die sich zwischen zwei Vettern gestellt hat?«
»Rhona!«, empörte sich Branwen. »Hast du den Verstand verloren?«
Bevor Rhona etwas erwidern konnte – und Vigholf wusste, dass sie das sehr wohl vorhatte –, rief Annwyl plötzlich: »Was bei allen Höllen machst du in meinem Kopf?«
Alle hielten inne und sahen die Königin an.
»Hinaus! Hinaus aus meinem Kopf! Fearghus hat gesagt, dass du niemals in meinem Kopf sein würdest. Warum bist du in meinem Kopf? «
Rhona beugte sich vor und flüsterte Vigholf zu: »Beim besten Stück der Götter, jetzt ist sie vollkommen übergeschnappt.«
»Bist du sicher?«,
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