Dragon Touch
ihr gebaut habt und alle unterirdischen Eingänge. Außerdem mögliche Zugänge
von Höhlen aus und alle Stellen, von denen ihr glaubt, dass es für sie leicht
sein könnte, sich durchzugraben.«
»Ich glaube, wir haben da etwas«, verkündete Éibhear,
sprang auf und verließ rasch den Saal, wobei er sie damit überraschte, wie
schnell er sich bei seiner überwältigenden Größe bewegte.
»Könnten sie schon hier sein?«, fragte Briec.
»Das bezweifle ich. Minotauren greifen an, sobald sie sich
Zutritt verschaffen können. Sie geben keine Warnungen ab; man sieht sie nicht
kommen. Sie verhandeln nicht. Nie. Wenn sie eine Aufgabe haben, vollenden sie
sie auch.«
»Und wenn wir einen gefangen nehmen …«
Sie schüttelte den Kopf bei Fearghus’ Frage. »Aus einem
Minotaurus wirst du nichts herausbekommen. Wie die meisten Rinder sind sie
unglaublich stur und höchst gefährlich. Auch wenn in den Nordländern seit Jahrzehnten
keine mehr von ihnen gesehen wurden, haben die meisten Nordland-Warlords
Verteidigungsanlagen speziell zum Schutz vor Minotauren. Ich weiß von keinem
Warlord, der einen Kerker hätte, genau aus diesem Grund. Es macht es ihnen zu
einfach, hereinzukommen.«
Die Drachen tauschten Blicke untereinander, bevor Fearghus
zugab: »Wir haben sechs.«
Dagmar neigte den Kopf zur Seite und musterte sie. »Ihr
habt sechs Kerker hier? Warum?«
»Sie wurden alle von Annwyls Vater gebaut. Wir benutzen
sie nicht mehr.«
»Nie?«
»Annwyl ist eine Anführerin vom Typ ›erst Kopf abhacken,
dann Fragen stellen‹.«
»Verstehe. Und gilt diese Philosophie auch für jemanden,
der nur, sagen wir mal, ein unbedeutender Dieb ist?«
Fearghus und Briec sahen sich an, vielleicht um die
angemessene Antwort auf diese Frage zu finden.
Morfyd seufzte. »Ihr seid alle Idioten.« Sie sah Dagmar
an. »Nein. Dafür gibt es das Stadtgefängnis. Annwyl hat einen Magistraten
ausgewählt, der sich um die einfachen Verbrechen kümmert. Auch wenn natürlich
jeder, der das Gefühl hat, ungerecht behandelt worden zu sein, eine Audienz bei
ihr beantragen kann. Allerdings hat sie meiner Meinung nach mit dem momentanen
Magistraten eine gute Wahl getroffen. Aber immer wenn es um Politisches oder um
mehr als eine Leiche geht, schaltet sie sich ein, und diejenigen, die für
schuldig befunden werden, verlassen Garbhán nicht wieder.«
Brutal, aber überraschend fair.
Éibhear kam mit mehreren zusammengerollten Karten unter
dem Arm zurück. Er legte sie auf den Tisch und rollte sie auseinander.
»Meintest du eher so etwas?«
Nachdem sie ihren inzwischen kalten Tee abgestellt hatte,
stützte Dagmar die Hände auf dem abgewetzten Holz auf und starrte auf die
Karten. »Ja. Das genügt vollauf. Ich glaube, ich kann sie mit den Tunnelkarten,
die ich mitgebracht habe, abgleichen. Danke, Éibhear.«
Er grinste ziemlich selbstzufrieden. »Gern geschehen.«
»Schleimer«, brummelte Briec.
Sie studierte die Karten eingehend. Wie die Königin es so
lange geschafft hatte, nicht angegriffen zu werden, war Dagmar ein Rätsel. Es
gab so viele Schwachstellen, so viele leichte Zugänge, dass sie schockiert war,
dass es bisher niemand versucht hatte.
»Wir haben hier viel Arbeit vor uns.«
Briec nickte ernst. »Und ich wette, du arbeitest viel besser
allein, nicht wahr?«
Morfyd knallte die Hand auf den Tisch. »Götterverdammt,
Briec!«
»Was? Ich versuche doch nur zu helfen!«
»Nein«, antwortete Dagmar. »Du versuchst, die schwere
Arbeit auf mich abzuwälzen.«
Er zuckte die Achseln. »Vielleicht.«
»Und auch wenn ich eure fehlende Arbeitsmoral himmelschreiend
finde« – Dagmar stieß einen Seufzer aus, während sie gleichzeitig Fearghus’
Schnauben ignorierte – »hat er recht.« Sie warf Morfyd einen Blick zu, bevor
sie sich wieder auf die Karten konzentrierte. »Ich arbeite wirklich viel besser
allein. Wenn ihr mir also einfach ein paar Stunden Zeit geben könntet, um …«
Das scharrende Geräusch von Stühlen, die hastig auf dem
Steinboden zurückgeschoben wurden, schnitt ihr das Wort ab, und Dagmar wirbelte
auf dem Absatz herum und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Innerhalb von
Sekunden waren sie alle davongelaufen. Sie hörte noch irgendwo in der Ferne
eine Tür zuschlagen, als sie davonhasteten.
»Drachen«, zischte sie. »Kein Stück besser als Ratten auf
einem sinkenden …«
»Guten Morgen, Familie! Ich …« Gwenvael blieb am Fuß der
Treppe stehen, doch sein übertrieben fröhlicher Gruß erstarb ihm
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