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Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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den Flur entlang verschwunden war. Als er weg war, drehte er
sich schweigend um und steuerte wieder auf die Tür zu.
    »Wo willst du hin?«, fragte Morfyd.
    »Deine Mutter holen.« Er blieb kurz stehen, um sie über
die Schulter anzusehen. »Ich glaube, wir wissen alle, dass sie hier sein
sollte.«
    Morfyd schluckte und sah ihren Vater unverwandt an. »Aye.
Das ist wahr.«
    Ohne ein weiteres Wort ging ihr Vater, und Morfyd steuerte
auf die Treppe zu.
    Briec stand auf. »Morfyd?«
    Sie blieb auf der ersten Stufe stehen, die Hand am
Geländer. »Ihr müsst beide bereit sein.«
    »Bereit?«, fragte Briec.
    Der Atemzug, den sie nahm, war zittrig, und Gwenvael
wusste, dass seine Schwester um Kraft rang. »Ihr werdet auf Éibhear aufpassen
müssen.« Sie sah die beiden an, und ihre blauen Augen sagten so viel wie ihr
Satz. »Ihr wisst, wie nahe er ihr steht.«
    Damit hob sie ihr Hexengewand an, um nicht zu stolpern,
und eilte die Stufen hinauf.
    Briec und Gwenvael sahen sich lange an, bis Briec sagte:
»Ich kontrolliere mit Brastias, dass alles gut gesichert ist.«
    Dagmar legte eine Hand auf Briecs Arm. »Ich kann mich um
die Verteidigung kümmern, während ihr anderen euch hier kümmert. Ich brauche
jemanden aus Annwyls Armee und ein paar Arbeiter. Ich sorge für alles. Ihr
müsst euch keine Gedanken machen.«
    Briec nickte. »Ich kümmere mich darum.« Dann war er fort.
    Gwenvael ließ sich schwer auf den Tisch fallen, den Blick
auf den Boden gerichtet. Er sah den abgewetzten Steinboden nicht, über den alle
Tag für Tag hinwegtrampelten. Er sah nichts. Fühlte nichts. Nur Leere. Zum
ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich hoffnungslos verloren.
    Er merkte nicht, dass Dagmar sich neben ihn gesetzt hatte,
bis er spürte, wie sie seine Hand nahm und ihre Finger mit seinen verschränkte.
    »Du würdest mich nicht anlügen – selbst wenn ich dich
darum bitten würde, oder?«, fragte er.
    Dagmar schüttelte den Kopf. »Nein, Gwenvael. Nicht bei so
etwas.«
    »Ich verstehe.«
    »Aber ich werde hier sein. Solange du mich brauchst. Wenn
dir das hilft.«
    »Es hilft mir.«
    Sie nickte und drückte seine Hand.
    Und als die Schreie begannen, drückte sie seine Hand noch
fester.

24 Dagmar
stand in der Mitte des Hofs, während die Nachmittagssonnen sich der Nacht
entgegenneigten, gab dem Hauptmann der Wache weitere Instruktionen und schickte
ihn dann los. Sie zog ihre Pläne hervor und studierte sie. Ihr überwältigendes
Gefühl der Angst machte ihre Entscheidungen wirr. Normalerweise wusste sie fast
sofort, was wann zu tun war. Sie hatte sich immer ihrer raschen Entscheidungen
gerühmt. Aber das Bauchgefühl, auf das sie sich oft verließ, war zu vernebelt
durch die Furcht, die sich über Garbhán gelegt hatte. Eine Furcht, die sich in
der vergangenen Stunde noch verstärkt hatte. Denn in dieser Stunde hatten die
Schreie aufgehört.
    Dagmar hatte über die Jahre bei vielen Geburten geholfen.
Nicht, weil sie es wollte, sondern weil es von ihr erwartet wurde. Und in all
diesen Jahren hatte sie eines gelernt, nämlich dass es niemals eine stille
Angelegenheit war. Es wurde immer geschrien, geweint, manchmal gelacht, und bei
vielen Frauen ihrer Brüder hatte es eine Menge Flüche und furchtbare
Racheversprechen gegeben.
    Ein Blick auf Annwyl, und Dagmar wusste, dass sie eine
Flucherin war. Und doch lag die Königin jetzt still hinter verschlossenen
Türen. Nur Morfyd, Talaith und ein paar Heilerinnen hatten Zugang. Vor dem
Schlafzimmer hielt sich Gwenvaels Sippe auf – und wartete.
    Plötzlich hörte Dagmar Schreie, aber es war nicht Annwyl.
Es waren die Menschen um sie herum im Hof. Sie schrien und rannten davon. Sie
hatte nur ein paar Sekunden Zeit, sich zu wundern, als sich um sie herum Wind
erhob und flirrte. Sie sah auf und sah fasziniert zu, wie eine große weiße
Drachin ihre Krallen auf die Erde setzte, während ihre Schwingen an den nahe
gelegenen Gebäuden streiften. Ein schwarzer Drache landete hinter ihr, und fast
augenblicklich nahmen sie menschliche Gestalt an.
    Dagmar musste ihren Drang bekämpfen, einfach nur zu
starren. Die Drachin war erstaunlich schön, mit weißen Haaren, die ihr bis an
die Zehen reichten und einem langen, starken Körper. Doch es waren die Brandmale,
die in Dagmar den Wunsch weckten, näher heranzugehen und sie ausgiebig zu
betrachten. Die Drachin war von der Spitze ihres einen Zehs über den Fuß, ums
Bein herum, um Rumpf, Rücken und Brust bis zum Hals hinauf mit dem Bild eines
Drachen

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