Dragon Touch
mit
Idioten gewesen.
Doch wie die meisten Idioten waren sie trotzdem ziemlich
ausgekocht.
Ihre Krallen streiften das Stahlhalsband, das um ihren
Hals befestigt war. Eine lange Kette führte davon weg zu einem Haken im Boden,
der in mehrere Fuß tiefen Marmor eingebettet war.
Aye. Ausgekochte Kretins, alle miteinander. Sie waren
nicht schlauer als sie, aber Keita hatte schnell gemerkt, dass Aggression sie
nur tiefer hineinreiten würde. Sie waren an Südland-Weibchen wie Keitas Mutter,
Königin Rhiannon, gewöhnt. Egal, wie die Lage aussah, Rhiannon reagierte nur
mit Aggression und Gewalt. Morfyd war immer weicher gewesen, fand es sie nicht
unter ihrer Würde, ihre Magie zu benutzen, um Feinde abzuwehren. Zu Keitas
Leidwesen besaß Keita selbst nur magische Grundfähigkeiten. Sie war eine
Drachin, also von Natur aus automatisch ein magisches Wesen, doch sie hatte
keine Zaubersprüche, die Berge versetzen oder Drachenblut in Metallspitzen
verwandeln konnten. Wenn sie Flammen spie, kamen sie einfach geradeaus heraus.
Die Flamme ihrer Mutter konnte sich um Ecken und in Spalten schlängeln. Sie
benutzte sie wie eine Peitsche.
Ihr Bruder Briec hatte ebenfalls Fähigkeiten, die weit
über die vieler Drachen hinausgingen, und Fearghus stand ihm nicht viel nach.
Doch Keita, Gwenvael und Éibhear besaßen nur die Grundlagen der Drachen, was
bedeutete, dass sie einen anderen Weg aus dieser Hölle heraus finden musste.
Was ihr jedoch half, war die Tatsache, dass es anscheinend
nur männliche Wesen um sie herum gab. Große, einsame Männchen, die sich gern
mit einer Gefährtin zur Ruhe gesetzt und eigene Küken gehabt hätten. Denn
Weibchen waren hier so rar, dass sie in einem Turnier namens Die Ehre für sie
kämpfen mussten. Bruder gegen Bruder, Familie gegen Familie – alles, um
derjenige zu sein, der Keita in Besitz nehmen durfte. Sie mit seinem Mal
kennzeichnen, als wäre sie die Kuh irgendeines Bauern.
So hatte es vielleicht ihre Mutter gemacht, doch das war
nichts für Keita. Niemals. Ihr gefiel das Leben genauso wie es war. Mit
Männern, die ihr auf Abruf zu Füßen lagen, schönen Kleidern und der Freiheit,
jederzeit kommen und gehen zu können, wie sie wollte. Sie gehorchte niemandem,
und das schloss ihre Mutter genauso ein wie irgendeinen Kerl, der dachte, er
könne sie besitzen.
Seit zwei Wochen amüsierte sie sich nun mit der Idiotensippe
von Olgeir dem Verschwender und schirmte ihren Aufenthaltsort vor ihren Eltern
und Geschwistern ab. Sie kannte ihre Brüder gut genug, um zu wissen, dass sie
sonst gekommen wären, um sie zu holen. Sie wären für ihre kleine Schwester
gestorben, und genauso wäre sie für ihre Brüder gestorben. Doch nach einer
Nacht mit der Olgeirsson-Horde wusste sie, dass das Risiko, das sie sicherlich
eingegangen wären, unnötig war.
Und was noch wichtiger war: Es war genauso unnötig, ihre
Mutter wissen zu lassen, dass Keita sich selbst in diese missliche Lage
gebracht hatte. Oh, wie gern wüsste Rhiannon von alledem hier! Es gab wenige
Dinge auf dieser Welt, die Keita fürchtete, aber das spöttische Gelächter ihrer
Mutter stand definitiv ganz oben auf ihrer Liste. Seit sie geschlüpft war,
machte ihr die große Drachenkönigin in aller Deutlichkeit klar, dass Keita
nicht im Entferntesten so war, wie sie sich ihre Kinder wünschte. Sie besaß
keine große Magie wie ihre ältere Schwester und keine in der Schlacht
ausgefeilten Kampfkünste wie ihre Brüder. »Für einen Faustkampf ist sie gut
genug, denke ich«, sagte Rhiannon oft, »aber ich würde ihr nie eine Lanze in
die Klauen geben.«
Also war es unmöglich, dass ihre Mutter erfuhr, dass sie
von der Horde gefangen genommen worden war, aber noch wichtiger: Es war
unnötig. Auch wenn es eine Weile dauern würde, wusste sie doch, dass sie hier
herauskommen würde, ohne sich auch nur eine Kralle abbrechen zu müssen.
Und sie hatte sich ihrem Ziel stetig, Tag für Tag, genähert.
Bis zum Vorabend. Bis sie eine Qual verspürt hatte, wie sie sie vorher nie
gekannt hatte. Keine körperliche, wie die, die vor fast einer Woche von
Gwenvael ausgegangen war. Es war etwas anderes. Etwas, das von Fearghus kam und
sie durchbohrte wie ein Speer.
Sie hatte seinen Verlust gespürt. Hatte ihn gespürt, als
wäre es ihr eigener. Da hatte sie gewusst, dass sie nach Hause musste. Sie
hatte lange genug mit diesen Dummköpfen gespielt, jetzt ging ihr die Zeit aus.
Wie offenbar auch Annwyl.
»Lady Keita?«
Sie erlaubte sich noch einen Blick in
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