Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
Vom Netzwerk:
kümmerte, die sie hatte. Nichts Ernstes,
hauptsächlich ein paar Kratzer hier und da, aber er hatte jeden wie eine
Schwertwunde behandelt.
    Sie schaute an dem Baumwollhemd hinab, das sie trug. Ihr
Kleid war hoffnungslos schmutzig, und sie hatte keine Lust, es je wieder
anzuziehen. Sie hatte eines von Annwyls wenigen Kleidern gefunden, doch es war
ihr ständig von den Schultern gerutscht und hatte ihre Brüste entblößt. Auch
wenn Gwenvael das durchaus zu gefallen schien, war Dagmar nicht danach gewesen,
zu Fearghus’ Unterhaltung beizutragen, wenn er wiederkam. Also hatte sie auf
Gwenvaels Hemd zurückgegriffen. Es war aus schlichter Baumwolle und reichte ihr
bis zu den Knien. Nie zuvor hatte sie draußen, wo jeder sie sehen konnte, der
sich in die Schlucht verirrte, so wenig angehabt. Sie lächelte leicht und war
froh, dass ihre Augengläser nicht zerbrochen waren, sodass sie alles um sich
herum sehen konnte. Die schönen alten Bäume, den schmalen Fluss, die hübschen
Blumen, das Wild, das zwischen den Bäumen davonrannte … als Gwenvael es jagte.
    Er flog tief, schoss hinter dem kapitalen Bock her. Als er
nahe genug war, schubste er das Tier mit der Schnauze. Der Hirsch stolperte
gegen einen Baum und betäubte sich selbst. Gwenvael nahm ihn zwischen die Zähne
und zerquetschte ihn. Dann spuckte er ihn auf den Boden und ließ einen
Feuerball folgen, der den Hirschkadaver einhüllte.
    Gwenvael landete und setzte sich auf die Hinterbeine,
während sein Schwanz hinter ihm herumschwang.
    »Hunger?«, fragte er.
    Dagmar nahm die Augengläser ab, klappte sie sorgfältig
zusammen und steckte sie in eine kleine schützende Schachtel, die Gwenvael in
der Höhle für sie gefunden hatte. »Ich glaube, ich halte mich an Obst und
Käse.«
    »Also gut.«
    Mit einem zufriedenen Seufzen sah Dagmar zu den Bäumen
hinauf, die jetzt nichts weiter als verschwommene Umrisse waren, und ignorierte
vergnügt die Geräusche von Fleisch, das von Knochen gerissen wurde.
    Denn in diesem Augenblick hatte sie keinerlei Zweifel –
das Leben hätte sehr viel schlimmer sein können.
    Gwenvael sah zu, wie sie auf das große Gästebett kletterte,
das Annwyl und Fearghus in ihrer Höhle hatten. Er hatte es selbst schon mehr
als einmal benutzt, doch weil er es schätzte, dass sein Kopf fest auf seinen
Schultern saß, hatte er es immer allein benutzt. »Bring bloß keine von deinen
Huren hierher«, hatte Annwyl ihm zu mehreren Gelegenheiten befohlen. Und er
hatte widerwillig gehorcht.
    Doch jetzt lag Dagmar in diesem Bett, und er wusste, dass
er sich nicht zu ihr legen konnte. Wie auch? Sie hatte zu viel an einem Tag
durchgemacht. Götter, Minotauren und Annwyl. Doch alles, was er wollte, alles,
woran er denken konnte, war, mit ihr in dieses Bett zu gehen und sie in Besitz
zu nehmen.
    Es waren diese verdammten Wollsocken. Ihm war nicht
bewusst gewesen, dass er sie liebte, bis sie ihm erzählt hatte, wie sie eine
Kriegsgöttin – die es mehr als alle anderen Götter liebte zu feilschen – durch
Verhandlungen besiegt hatte – mit Socken! Aber jetzt wusste er es. Er wusste,
dass er sie liebte, und er wusste, dass er sie nie wieder in ihr altes Leben in
den Nordländern zurückkehren lassen würde. Er hielt einen warmen Platz für sie
in seinem Bett und in seinem Herzen bereit.
    Doch obwohl er all das wusste, konnte er sie sich doch
nicht nehmen. Nicht jetzt. Wenn er in diesem Moment mit ihr ins Bett ginge,
würde er sie als die Seine markieren und sich auf ewig fragen, ob sie es
wirklich gewollt hatte oder ob sie nur immer noch überwältigt gewesen war vom
Anblick Annwyls, wie sie fünfzig Minotauren abschlachtete.
    Er musste warten.
    Doch sie machte es ihm nicht leicht, so verletzlich und
verführerisch wie sie aussah. Ihre Haare waren in lockeren Wellen getrocknet,
die ihr über den Rücken fielen, und ohne ihre Augengläser sah er nur ihre
hübschen grauen Augen, die zu ihm heraufblinzelten. Sein Hemd war ihr viel zu
groß und ließ sie unschuldig aussehen, wie eine Jungfrau auf dem Altar seiner
Männlichkeit.
    Nein, er musste warten.
    Gwenvael reichte ihr zwei Bücher, die er aus Annwyls
Bücherregal hatte. Das Paar war noch nicht zurück, und Gwenvael war nicht
gerade erstaunt darüber. Er machte ihnen auch keinen Vorwurf. Sie brauchten die
Zeit für sich. Er hatte angeboten, Dagmar zurück nach Garbhán zu bringen, doch
sie hatte leise gesagt: »Nein. Das ist kein Problem. Ich würde lieber eine
Weile hierbleiben, wenn wir können.«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher